Heimfahrt - Point of no Return

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Er geht in die Garage, zu seinem Porsche Turbo, in einer Rennversion, extra für ihn angefertigt. Einmal streichelt seine Hand fast zärtlich über das blaue Metall, die Wölbung des Kotflügels. Er steigt ein. Er schnallt sich an, lächelt dabei kurz über die Ironie dieser Handlung. Der Motor springt röhrend an. Mit einem Satz springt der Porsche auf die Straße. Er zieht ihn sofort hoch. Die erste Kurve nimmt er bereits mit 120. Das Heck bricht hinten aus, aber dann fängt sich der Wagen wieder und rast weiter. ER legt seine Santana-CD ein, stülpt die Kopfhörer über die Ohren. Er hat keine Lust, die quietschenden Bremsen der anderen Autos zu hören, deren Fahrer mit einer Notbremsung versuchen, einen Unfall zu vermeiden. Als er die erste rote Ampel mit 180 überfährt, da hört er auch die erste Polizeisirene im Hintergrund. Eine Zeitlang lauscht er dem vertrauten Geräusch. Dann dreht er den Lautstärkeregler höher. Santana spielen Jungle Strut, einer ihrer besten Titel für ihn. Voller Dynamik. Er tritt das Gaspedal noch etwas weiter runter. Mit 200 jagt der Wagen über die Hauptstraße, Richtung Autobahn. Gesichter wie Fetzen fliegen an ihm vorüber. Erschrocken. Angstvoll. Empört. Sensationsgeil. Blutgeil. Sie werden sich nicht zu beklagen haben. Da passiert es. Ein Audi ging nicht schnell genug von der linken Spur runter. Der Porsche hatte ihn zwar noch nicht mal angetippt. Aber als der Audifahrer ihn im Spiegel auf sich zurasen sieht, verliert er vor Schreck die Gewalt über sein Fahrzeug. Der Fahrer knallt gegen eine Ampel, sein Wagen wird zurückgeschleudert, überschlägt sich. ER sieht kaum, was passiert, ist schon wieder weiter, viel weiter. Er macht sich keine Gedanken. Er empfindet keinen Triumph. Keine aggressive Befriedigung. Aber auch kaum Mitgefühl. Eine kurze Strecke lässt er den Wagen mal langsamer laufen. „Aha, jetzt geht’s los.“ Hinter ihm inzwischen drei Polizeiwagen, und von vorne rechts und links kommt je einer. Eine Straßensperre aufzubauen, hatten sie noch keine Zeit. Er drückt das Gaspedal brutal runter. Mit einem Gebrüll setzt der Turbolader ein, der Wagen katapultiert nach vorne. „Entschuldigung Blauer, aber sie sollen uns nicht kriegen, nicht schon jetzt.“ Doch der Weg zur Autobahn ist ihm versperrt. „Okay, wenn Ihr es so haben wollt. Aber beklagt euch nachher nicht über die Toten, die hier auf der Strecke bleiben werden.“ Mit einem Täuschungsmanöver dreht er an den beiden entgegenkommenden Polizeiwagen vorbei, wobei diese zusammenknallen. Diesmal fühlt er eine leichte Befriedigung, aber sie ist flüchtig, mehr spielerischer Natur. Samba Pa Ti. Sicher, eins der schönsten Stücke von Santana, aber jetzt hätte er doch gerne etwas Härteres gehört. Er rast auf einen Zebrastreifen zu. Eine alte Frau will gerade hinübergehen. Einen Moment guckt sie hoch. Das rettet ihr das Leben. Der Ausdruck in den Augen der Alten, ihre tiefe Traurigkeit, lässt ihn ein riskantes Ausweichmanöver vornehmen. Er bringt den Wagen bewusst durch Bremsen und Gegensteuern ins Schleudern, so dass er an der Greisin vorbeischleudert, und zieht in dann wieder in die Gerade. Der Turbo streift dabei mit der Heckflosse ein Verkehrszeichen, es gibt ein hässliches Geräusch, ein Stück vom Spoiler bricht ab. „Tut mir leid, Renner. Aber ich verspreche dir, das war die letzte, die wir schonen. Meinst du denn, sie werden uns schonen?! Aha, jetzt haben die Grünen also ihre Sperre fertig. Na, ganz ordentlich. Ob es jetzt schon aufs Ganze geht? Wohl noch nicht. Hey Santana, spielt Euern Taboo mal lauter.“ Seine Ohren dröhnen. Er hört keine Polizeisirenen mehr, schon gar nicht das blödsinnige Rufen aus den Megaphonen und Lautsprechern. Er prescht auf die Grünlinge zu. Sie hechten zur Seite. Sie waren mit ihrer Sperre noch nicht ganz fertig. Eine Lücke war noch geblieben. Da zwängt er sich durch. Das geht nicht ohne Schrammen ab. Aber da vorne ist die Autobahn. Auf der Autobahn schaltet er erst mal zurück, ja zurück. Er streichelt das Gaspedal nur mit dem Fuß, lässt den Wagen locker im Verkehrsstrom mitschwimmen. Da sieht er im Rückspiegel ein Polizeiblinklicht, hört das quäkende Martinshorn. Sie haben einen Porsche auf ihn angesetzt. Das ist das erste und einzige Mal auf dieser Heimfahrt, dass er wirklich lachen muss, lachen kann. „Hey Turbo, was sagst du dazu, sie wollen uns mit einem normalen 911 fangen.“ Der Turbo lässt ein unwilliges Brummen hören. „Ja, ganz meine Meinung, dann mal los.“ Der Wagen schert auf die linke Bahn, zieht raketenartig los. Er macht das Fernlicht an, obwohl es taghell ist. Aber wenn ihn so nur einer schneller sieht, rettet das vielleicht dessen Leben. Für ihn kann es ohnehin nur um einen Aufschub gehen. Der Tacho steigt 150, 200, 220. Noch hält der Polizeiwagen ganz brav mit, in hundert Meter Abstand etwa. Aber auf der Autobahn zu schießen, das trauen sich die Brüder gewiss nicht. Er spielt ein bisschen mit den Bullen, lässt ihnen für kurze Zeit die Hoffnung, sie könnten ihn vielleicht erhaschen. Obwohl sie ja eigentlich an den überdimensional ausgebuchteten hinteren Kotflügeln, den extra breiten Reifen und dem riesigen Heckspoiler sehen müssten, dass sie keinen normalen Porsche vor sich haben, ja nicht einmal einen normalen Turbo. „Nun Blauer, jetzt wollen wir deinem langsamen Bruder mal zeigen, was ein Renn-Turbo kann.“ Aus 220 km heraus beschleunigt der Wagen zügig weiter. 230, 240, 250, 260. Nun bleibt der Polizeiporsche mehr und mehr zurück, wird kleiner und kleiner, ist bald nicht mehr zu sehen. Bisher hat er Glück gehabt. Alle Autos vor ihm sind sofort auf die rechte Bahn geflüchtet. Und außer erbärmlichen Bremsen und Quietschen ist dabei noch nichts passiert. Sicherlich warnt man im Verkehrsfunk bereits vor ihm. Aber er hört nicht Verkehrsfunk. Er ist nicht publicitygeil. Er hört Santanas Everybody’s everything. Der pulsierende Rhythmus geht direkt ins Blut, besser als jeder Aufputscher. Das Solo von Carlos kommt direkt im Gehirn an. Aber da vorne. Jetzt wird es Ärger geben. Ein Mercedes SL. Der Mann fährt seinen Wagen voll aus, aggressiv. Es macht ihm offensichtlich Spaß, die anderen herüberzuscheuchen. Der fährt überheblich, arrogant. Dabei bringt sein Mercedes gerade 240. Er nähert sich ihm langsam, mit 230. Der Mercedes macht keine Anstalten, von der linken Bahn runterzugehen. Der Fahrer kann es offensichtlich nicht verkraften, dass es einen gibt, der ihm überlegen ist. Es würde für ihn eine ungeheure Kränkung bedeuten, auf die rechte Bahn ausweichen zu müssen. ER zieht einmal die Lichthupe. Der Mercedesfahrer tut, als habe nichts gesehen, versucht aber insgeheim, seinen Wagen weiter zu beschleunigen, ohne Erfolg. Der Porsche fährt nun weiter auf, 1 Meter, 1/2 Meter, 30 cm. Dann touchiert er den Mercedes, der kommt ins Schleudern, der Fahrer sieht die Katastrophe kommen, aber in seiner Todesangst und Todeswut will er nicht allein sterben. Er, der nie nach rechts wollte, jetzt zieht er den Wagen mit letzter Kraft rechts rüber, genau in einen voll besetzten VW-Bus. Ein infernalisches Knallen, Krachen, Zerstören. Autowrackteile fliegen durch die Luft. Und da fährt der erste voll in die beiden Unfallwagen hinein, erneutes donnerndes Krachen. Und der zweite fährt rein ... ER ist aber schon weiter. Auf einmal spürt er Hass. Dieser verdammte Mercedesfahrer. Konnte er nicht allein sterben, dieser Dreckskerl. Und ihm und seinem Porsche wird man es anhängen. Plötzlich durchzuckt ihn eine panikartige Angst. Ist es nicht Wahnsinn, was er tut? Kann es denn nicht noch eine andere Lösung für ihn geben? Aber er braucht nur in den Rückspiegel zu sehen, wo eine riesige schwarze Rauchwolke aufsteigt. Wer weiß, wie viele Tote und Verletzte es dort inzwischen gibt. Ja, vor diesem Unfall, da hätte er vielleicht noch zurückgekonnt. Aber jetzt nicht mehr. Er hat den Point of no Return überschritten. Es ärgert ihn, dass ihm der Mercedesfahrer diese Entscheidung aufgezwungen bzw. ihm die Entscheidung abgenommen hat. Er hasst Fremdbestimmung. Er drückt den Gashebel wieder stärker runter. Aber was solls? Hat er diese Welt nicht gerade über, weil sie nur von solchen Idioten wimmelt? Ja, auch deswegen. Und wegen ihrer Absurdität, Verlogenheit, Ungerechtigkeit und Grausamkeit. Aber es gibt andere Gründe. Tiefere. Die unbenennbaren Schrecken einer traumatischen Kindheit, die seine Seele unheilbar verletzten. Hässliche, stinkende, brutale Männer, die im Kinderheim nachts zu seinem Bettchen kamen und ihn zu sich holten. Er presst die Lippen zusammen. Durch die Musik in seinen Kopfhörern hört er jetzt das Rattern eines Hubschraubers. Erst denkt er, ein Rettungshubschrauber. Aber dann wird ihm klar. Sie jagen ihn jetzt auch aus der Luft. Die Autobahn wird leerer und leerer. Er begreift schnell. Sie holen die andern Fahrer mit Verkehrsfunk von der Bahn herunter, denn sie haben sicher eine schöne Sperre für ihn aufgebaut. Er muss lächeln, ohne zu wissen warum. Jetzt ist das Knattern des Hubschraubers knapp über ihm. ER dreht kurz die Lautstärke seines Radios runter. Tatsächlich, er kann die Stimme des Piloten gerade verstehen. „Mann, geben Sie doch auf, Sie haben keine Chance. Seien Sie doch vernünftig.“ Seine Augen brennen plötzlich. „Ich hatte nie eine Chance. Ich war noch nie so vernünftig wie in diesem Augenblick, in dem ich das endlich akzeptiere.“ Da, in der Ferne kann er undeutlich auf der Strecke etwas sehen. Wird das schon die Falle sein? Santana spielen Toussaint L’Overture, sein Lieblingslied von der Gruppe. Ein gutes Lied zum sterben. „Hallo Blauer, ich glaube, wir müssen uns langsam voneinander verabschieden. Du warst mein bester Freund in diesem Leben.“ Seine Stimme zittert etwas. „Was wir machen, machen wir ganz. Ich will nicht lebenslänglich im Rollstuhl durchs Gefängnis fahren. Und Du wirst keinen anderen Fahrer nach mir mehr haben.“ Sanft drückt er das Gaspedal immer weiter runter. 250, 260, 280, 290, 300. In atemberaubender Geschwindigkeit jagt der Wagen über die Bahn. Die Landschaft fliegt verzerrt an ihm vorüber. Und wie ein Film läuft sein Leben vor ihm ab, wie in Zeitraffer. Die immer wieder neuen Hoffnungen, und die immer wieder darauf folgenden Enttäuschungen. Bis die Hoffnungslosigkeit kam und ihn mehr und mehr ausfüllte. Da ist die Sperre. Flüchtig erkennt er ein schweres Maschinengewehr. „Na Blauer, viel Ehre für uns.“ 310, 320, 323, Maximum. Ein gewaltiger Aufschlag, der Wagen hebt ab. Dann eine ungeheure Explosion, Feuer, Rauch. Schwärze. Er war heimgekehrt.
 
A

aligaga

Gast
Hallo @Stefan,

bevor ich einen Kommentar zu diesem erfrischenden Stück ablasse - sagst du uns, wie alt du ungefähr bist und was du für eine Zielgruppe hast?

Gruß

aligaga
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Stefan Sternau, im Text fehlen einige Absätze, das würde den Lesegenuss erhöhen. Und auch das schnellere Verständnis.
Krasses Thema. Man fährt sozusagen mit.

LG DS
 

steyrer

Mitglied
Hallo Stefan Sternau.

Der Text wirkt bereits recht überzeugend, dennoch hätte ich ein paar Fragen und Anmerkungen: Hat die Farbe Blau irgendeine tiefere Bedeutung, oder könnte der Porsche genauso gut rot oder schwarz sein? Was ist mit der stellenweisen Großschreibung „ER“? Soll damit etwas ausgedrückt werden?

Erzähler und Protagonist sind schwer auseinanderzuhalten. Mein Vorschlag: Emotionen und Wertungen sollten dem Protagonisten vorbehalten bleiben.

Schöne Grüße
steyrer
 
A

aligaga

Gast
Hallo @Stefan,

das letzte Mal, dass wir öffentlich mit "Männern" konfrontiert wurden, die mit einer Blechkarosse redeten ("Hey, Kumpel!"), war in den 80ern des vorigen Jahrhunderts. In einer grenzdebil geschriebenen und dürftig geschauspielerten Ami-Serie namens "Knight Rider" wurde Halbwüchsigen vorgegaukelt, eine Benzinkutsche hätte so etwas wie Intelligenz und ließe sich zu präpubertärer Triebabfuhr nutzen. Wrrrooomm!

Das meint offenbar auch der Protagonist dieses Stückerls, der sein teures, "xtra für ihn angefertiges" Blechteil auf den Rest der Menschheit glaubt, loslassen zu dürfen, nur weil er eine unkomfortable Kindheit gehabt hat. Mit ER will der Autor wahrscheinlich zum Ausdruck bringen, dass der Amokfahrer sich für den lieben Gott hält.

Leider findet sich in dem Elaborat keinerlei Ansatz von Ironie oder Satire; es bleibt dem Leser nichts anderes übrig, als die Geschichte "ernst" zu nehmen und sich zu überlegen, ob er empört über die nonchalante Menschenverachtung sein will, die aus dem Text spricht, oder ob er sich grenzenlos gelangweilt fühlen soll von der Einfallslosigkeit und dem 08/15-Kitsch, der hier angeboten wird.

Ich tendiere stark zu Letzterem. Der humanoide Hauptdarsteller der o. g. Serie hieß übrigens unter den Jugendlichen, die damals den Peil hatten, "Dusselkopf".

Tipp, @Stefan: Nimm den Text als reine Stoffsammlung und mach was G'scheites daraus. Vielleicht eine Öko-Nummer: Der Held fährt sein völlig sinn- und nutzloses Vehikel nicht in eine unschuldige Menschheit hinein, sondern unter Beachtung aller Verkehrsregeln zur Schrottpresse, lässt aus dem Blech Kanülen für einen Ebola-Impfstoff und aus dem Alu-Motor Reisschüsselchen fertigen.

Da passte auch Santana besser dazu; der lief nie Amok auf seiner Klampfe, sondern war immer bekennender Anthroposoph.

Nichts für ungut und heiteren Gruß

aligaga
 

Clara

Mitglied
also, Anfang und der Schluss haben mir ganz gut gefallen
auch wenn ich für diesen Raserkick nicht viel übrig habe

bei ERSTEN roten Ampel - da jagt aber noch kein Peterwagen hinterher - man muss schon aufgefallen sein.

Santana - ich kenne die Titel nicht mehr, aber die Gruppe war eine meiner liebsten - und so hatte ich dann auch eher den Bezug zu Liebsten... aber das war dem Fahrer ja verwehrt, da er offensichtlich im Kinderheim Missbrauch erfuhr.

hier an dieser Stelle: Aus 220 km heraus beschleunigt der Wagen zügig weiter. 230, 240, 250, 260. Nun bleibt der Polizeiporsche mehr und mehr zurück, wird kleiner und kleiner, ist bald nicht mehr zu sehen.
hab ich irgendwie den Atem verloren noch weiter zu lesen - die Geschwindigkeit, die auch den fehlenden Absätzen zuzuschreiben sein mag, hinterliess Leere in meinem Kopf.

Noch mitzubekommen, wo fremde Autos aufeinander keilen im Rückspiegel ist eine Szene die mit Schuldgefühlen behaftet ist -
hat er wirklich noch geguckt? Oder sind diese Gefühle, andere nicht verletzen zu wollen, anderer Natur? Oder das "Schuld haben" daran? Nur mal ein gedanklicher Einwurf.


Ich habe dann aber doch langsamer weiter gelesen, mich nicht mehr so mitreissen lassen und auch bis zum Ende.

Ich fahre weiss Gott auch gerne Auto - aber so denn doch nicht.
War ein interessanter Leseausflug
 

Maribu

Mitglied
Point of no Return

Hallo Stefan,

das ist ja eine reißerische Geschichte!

Er, der in der Kindheit Geschädigte, muss es ja immerhin im Leben zu etwas gebracht haben! (Porsche Turbo Rennversion in der Garage, wahrscheinlich neben einer Villa)

Trotzdem ein rücksichtsloser Psychopath und Rennwagen-Fetischist, der andere mit in den Tod nimmt!

Unglaubwürdig, dass er den Augenausdruck der alten Frau bei der Geschwindigkeit wahrnimmt und die Traurigkeit in ihrem Blick ihr das Leben rettet!

Für Menschen mit einer "traurigen" Kindheit ebensowenig
zur Nachahmung empfohlen wie für geschwindigkeitsgeile
Autofahrer!

L.G. Maribu
 
Hallo,

ich bedanke mich für eure Kommentare, jedenfalls für die konstruktiven. Leider schaffe ich es zeitlich nicht, immer auf Kommentare zu antworten und alle Fragen zu beantworten. Denn ich betreibe neben der Leselupe auch einige andere Aktivitäten im Internet, ich habe beruflich viel zu tun, und dann ist da natürlich mein privates Leben.

Doch es stellt sich auch die Frage, ob man wirklich (regelmäßig) auf Kommentare reagieren soll. Natürlich möchte man als Autor oft gerne Stellung nehmen, gerade zu Kritik. Aber wenn man ein Buch veröffentlicht, antwortet man ja dem Rezensenten auch nicht – man muss die Rezension „ertragen“.

Eins will ich aber gerne loswerden. Die „Heimfahrt“ ist eine Geschichte, ist Fiktion, keine Anleitung für Fahrschüler. Eine solche Geschichte muss nicht einer (wie immer gearteten) „ecological correctness“ entsprechen, und die ist m. W. auch kein Kriterium für eine literarische Beurteilung.

Wenn der Held meiner Geschichte nicht in einem getunten Porsche turbo fahren würde, sondern in einem 40-PS-Twingo mit Biogas, und wenn er bei jeder roten oder schon gelben Ampel anhalten würde, könnte man die Story direkt vergessen.

Wenn man jede Erzählung oder jeden Roman ablehnen würde, die man für nicht politisch, psychologisch, ökologisch oder sonst korrekt hält, dann könnte man getrost die Hälfte der Weltliteratur einstampfen. Und Krimis dürfte es schon gar keine mehr geben.


Viele Grüße
Stefan Sternau
 
A

aligaga

Gast
Das hier, Stefan, ist bestimmt kein Stückerl, das mit "Weltliteratur" verglichen werden müsste, sondern eine recht simpel geratene, menschenverachtende Fatansmagorie, die sich beim plump arrangierten Set an C-Movies orientiert und mit einem (abgenudelten) Schwenk auf frühkindlichen Missbrauch plausibel werden möchte.

Die Ironie in meiner Empfehlung, den Protagonisten seine niederen Triebe schaumgebremster ausleben zu lassen, blieb dir leider verborgen. Sie war zwar nur halbernst gemeint, wäre aber dennoch hilfreich: Statt über das doch recht kindische Blechgeschepper, das du uns hier kredenzt hast, nur die Stirn zu runzeln, könnte der Leser sich wirklich amüsieren, wenn aus der röhrenden Penisverlängerung (Sonderanfertigung!) stiller Nutzen für die Menschheit wüchse: Nicht Schwert, sondern Pflugschar; vom Night-Rider zum Nice-Writer!

Übrigens - in den so genannten "Krimis" werden Typen wie der von dir auf die Straße geschickte in aller Regel eingekastelt, wenn sie ihre Amokfahrt überlebt haben sollten. Mildernde Umstände bekommen sie für ihre verkorkste Jugend nicht; allenfalls werden sie, wenn's im Dachstübchen zu weit fehlen sollte, sicherungsverwahrt. Gottlob!

Gruß

aligaga
 
Hallo DocSchneider,

du schriebst mir seinerzeit, ich sollte meine Antwort nicht als Online-Nachricht, sondern besser als „spontanen Leseeindruck“ einstellen, damit auch andere Leser etwas davon haben. Das hole ich heute – endlich! – nach.

Ich antwortete damals:
„Die Kritik an den fehlenden Absätzen kann ich gut nachvollziehen. Meine Überlegung war nur, dass ich eine durchgehende, rasende Autofahrt beschreibe und dies auch formal, durch den absatzlosen Text, ausdrücken wollte. Ich werde einmal nachdenken, ob mir sinnvolle Abätze einfallen.“

Danke für den Tipp und mit den besten Grüßen
Stefan Sternau
 
Hallo aligaga, du hast einen ausschließlich negativen Kommentar zu meinem Text „Heimfahrt“ geschrieben (obwohl du ihn in deinem spontanen Leseeindruck noch als „erfrischend“ gelobt hattest). Später hast du noch einmal nachgeladen bzw. nachgelegt.

Ich habe eine Zeitlang überlegt, ob ich dir direkt antworten will und wenn ja, wie. Zwar beantworte ich gerne konkrete Anfragen oder einzelne Kritikpunkte. Aber auf so eine tendenziöse und polemische Bewertung bzw. Abwertung zu reagieren, macht wenig Sinn. Und ich möchte hier eigentlich nur in Ruhe eigene Texte veröffentlichen und die von anderen lesen und ggf. konstruktiv kommentieren, an Streit ist mir gar nicht gelegen.

Andererseits will ich auch nicht, dass der falsche Eindruck entsteht, ich stimmte deinem Verriss zu. Im Gegenteil: Ich halte alle deine Aussagen über meine Geschichte für unzutreffend. Und ich bezweifle, dass du die Psychodynamik und Philosophie der Geschichte überhaupt verstanden hast.

Mit Sicherheit werde ich mich aber nicht auf einen Kleinkrieg einlassen, jetzt jeden deiner Kritikpunkte mit einem Gegenargument zu konfrontieren und dann in Rede und Gegenrede den Text zu zerreden. Meine Geschichte steht für sich, ich brauche sie weder zu erklären, noch zu verteidigen. Und du kannst sehr gerne deine negative Meinung darüber behalten.

Ich stelle fest, dass du versuchst, fast alle meine Texte runterzumachen. Da habe ich noch einen heißen Tipp für dich: Lies doch meine Texte einfach nicht, wenn Sie dir nicht gefallen! Dann brauchst dich nicht darüber aufzuregen. Und denke daran: Manche Polemik verrät mehr über den Kritiker als über den kritisierten Text. Übrigens sind deine Texte durchaus auch angreifbar – würde dir ein Verriss darüber in deinem eigenen Stil gefallen?

Gruß S. Sternau
 
A

aligaga

Gast
Ich hab eingangs
bevor ich einen Kommentar zu diesem erfrischenden Stück ablasse - sagst du uns, wie alt du ungefähr bist und was du für eine Zielgruppe hast?
geschrieben, @Stephan. Leider hast du die Fragen nicht beantwortet. Ich ging im Folgenden davon aus, dass du volljährig bist.

Nochmal: Welche Altersgruppe, glaubst du, lässt sich von solchen Texten in den Bann ziehen?

Gruß

aligaga

p. s.: Selbstverständlich ist es dir unbenommen, meine Texte zu kritisieren. Dafür stelle ich sie ja ein. Nur zu! Sie haben, wie du leicht feststellen kannst, nicht nur Fans. So muss es auch sein!
 

Maribu

Mitglied
HEIMFAHRT-Point of no Return

Hallo aligaga,

ich bin zwar nicht direkt betroffen, aber deine überwiegend negativen, um nicht zu sagen vernichtenden Kommentare, gehen mir als Autor und ebenfalls kritisierenden Leser auf den Geist!

Du hast zwar mit deinen erotischen Geschichten auf der Leselupe
einen unwahrscheinlichen Erfolg mit sagenhaften "Anklickern",
aber was sagt das über die literarische Qualität aus?!

Ich möchte nur auf "Shades of Grey" hinweisen! - Ja, das Geld, das die Autorin damit eingenommen hat, würde ich auch nicht verschmähen! Aber sie hatte eine Marktlücke entdeckt, weil es offenbar mehr primitive Leser gibt als anspruchsvolle. - Aber was hat das mit Literatur zu tun?
Wenn ich mir dein 'Profil' anschaue, zeigt es an Beiträgen
434 (6 Werke) an. Wenn auch die Werke länger sind, weil sie zusammengefasst sind, machst du auf mich den Eindruck eines arroganten Autors, der viel lieber kritisiert als den Ehrgeiz zu haben, "Literatur" vorzustellen!

Du hilfst neuen jungen Autoren nicht damit, dass du sie 'zerquetscht' und musst auch nicht mit deinem Allgemeinwissen und Kenntnissen über Literatur prahlen, das die Depressionen bekommen!
Wenn dir ein Text nicht gefällt, ignoriere ihn!

(Ich hoffe, dass Doc Schneider die Courage hat, mich nicht auszublenden!)

Trotzdem einen freundlichen Gruß!
Maribu
 
A

aligaga

Gast
Du hast zwar mit deinen erotischen Geschichten auf der Leselupe
einen unwahrscheinlichen Erfolg mit sagenhaften "Anklickern",
aber was sagt das über die literarische Qualität aus?!
Wenn du dich über meine Soap auslassen möchtest, @Maribu, dann tu das bitte dort, wo es sich gehört, nicht in einem fremden Thread.

Hier bitte nur etwas zur Sache: Es geht um einen amokfahrenden Verkehrsteilnehmer, der sein Verhalten mit einer schweren Kindheit rechtfertigt.

Ich halte ein solches "Werk" (inhaltlich ebenso wie formell) für äußerst kritikwürdig und habe dem Autor geraten, einen anderen literarischen Weg einzuschlagen.

Falls du anderer Ansicht sein solltest, stünde es dir frei, sie hier vorzubringen. Ich lasse mich gern von deinen Argumenten überzeugen, wenn es die besseren sein sollten.

Gruß

aligaga
 
Hallo Maribu,
ich freue mich, dass du unseren selbsternannten Oberkritiker ähnlich einschätzt wie ich, nämlich als „Horror-Kritiker“. Vermutlich sehen manche andere Forums-Mitglieder das ebenso, mal sehen, ob sich noch einer aus der Deckung wagt.
Viele Grüße
Stefan Sternau
 

Maribu

Mitglied
Point of no Return

Danke, Stefan!

Ich bin auch gespannt, wer keine Angst davor hat,

als "Tintenkleckser" in der Rangfolge der LL

zurückgestuft zu werden.

Lieben Gruß
Maribu
 
Hallo Stefan,
eine rasante, rasende Geschichte, der ein paar Absätze zum Atem holen gut tun würden. Einige Beschreibungen sind mir aufgefallen, die ich von der Logik her nochmal überdenken würde, z.B., ob man bei diesem Tempe noch Gesichtszüge von Personen wahrnehmen kann. Ich glaube nicht, aber ich war auch noch nie mit solchem Tempo unterwegs.
Eine spannende Geschichte, die ich gerne bis zum ENDE gelesen habe!
Zu dem Beharken unter den Herren in dieser Runde möchte ich mich nicht äußern. Das ist mir zu anstrengend.

Gruß
Anita K-M
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Stefan Sternau,

ich bedanke mich für eure Kommentare, jedenfalls für die konstruktiven.[blue](1) [/blue]Leider schaffe ich es zeitlich nicht, immer auf Kommentare zu antworten und alle Fragen zu beantworten. Denn ich betreibe neben der Leselupe auch einige andere Aktivitäten im Internet, ich habe beruflich viel zu tun, und dann ist da natürlich mein privates Leben.[blue](2)[/blue]

Doch es stellt sich auch die Frage, ob man wirklich (regelmäßig) auf Kommentare reagieren soll. Natürlich möchte man als Autor oft gerne Stellung nehmen, gerade zu Kritik. Aber wenn man ein Buch veröffentlicht, antwortet man ja dem Rezensenten auch nicht – man muss die Rezension „ertragen“.[blue](3)[/blue]
[blue](1) [/blue]Zu diesem Zeitpunkt hast Du zu der Geschichte AUSSCHLIESSLICH konstruktive Kommentare erhalten. Darüber könntest Du Dich glücklich schätzen.

[blue](2) [/blue]Wenn Du Zeit hast, die Geschichten zu schreiben und im Forum zur Diskussion zu stellen, solltest Du auch die Zeit "opfern" konkreten Fragen zu antworten, denn die Leser nehmen sich ja auch die Zeit, ihre Fragen zu Deinem Text zu formulieren, nachdem sie sich die Zeit zum Lesen und Überdenken genommen haben. So erweckst Du den Eindruck, Dir sei nur positve Kritik willkommen. (Sie lässt sich praktischerweise auch zeitsparend mit ein "Danke" beantworten.)

[blue](3) [/blue]Dieses ist aber kein Buch, das zur Rezension vorliegt, sondern eine in einem literarischen Arbeitsforum veröffentlichte Geschichte, die viele überlegenswerte und kritische Anfragen und Reflektionen seitens der Leser erhalten hat. Schade, dass sie aufgrund Deiner Sichtweise weitestgehend unbeantwortet bleiben.

Bei solchen Äußerungen fragt sich der aufmerksame Leser ernsthaft, ob er/sie Werke dieses Autoren überhaupt kommentieren will ...

Nachdenkliche Grüße,

Elke
 
Hallo ENachtigall,

vermutlich haben wir eine unterschiedliche Auffassung über die Semantik des Begriffs „konstruktiv“. Sonst kann ich deine Einwände teilweise verstehen. Zwar habe ich einige Kommentare ja doch beantwortet, aber eine vollständige, detaillierte Antwort auf jede Rezension kann ich leider nicht leisten.

Grüße Stefan Sternau
 
Hallo Anita,
es freut mich, dass du die Geschichte spannend findest. Denn darum geht hier es in erster Linie: Action (mit psychologischem Hintergrund). Es geht nicht um Benzinverbrauch, rote Ampeln und „nachhaltiges Autofahren“.

In der Stadt fährt der Porsche bis ca. 180 – 200 km/h, mit Sicherheit kann ich auch nicht sagen, ob man da noch Gesichter erkennt – ich bin in der Stadt noch nie so schnell gefahren, obwohl mir das wahrscheinlich mancher Rezensent zutrauen würde.
Vermutlich hast du recht, und es ist nicht möglich, bei dieser Geschwindigkeit ein Gesicht genau zu erkennen.

Die Frage ist nur grundsätzlich, ob man einen Text mit manchen Schwächen – aber eben authentisch – stehen lässt oder ob man versucht, ihn möglichst fehlerfrei zu optimieren.

Dass dir das Hickhack zu anstrengend ist, kann ich gut verstehen, ich habe mich auch nur unwillig darauf eingelassen, und vielleicht war das auch ein Fehler.

Viele Grüße Stefan Sternau
 



 
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