Heiratsschwindel

anemone

Mitglied
Nachdem es mit dem Job als Taxifahrer bei mir nicht so ganz geklappt hatte, reifte in meinem Kopf der Gedanke heran, es mal als Heiratsschwindlerin zu versuchen. Sicher war ich auf dem Gebiet als Frau konkurrenzlos, also gab ich sogleich eine Anzeige auf: „Attraktive Mitvierzigerin sucht Mann fürs Leben! Nur enstgemeinte Zuschriften erbeten!“ So, und gleich ab damit in die Anzeigenannahme.

Nun harrte ich der Dinge, die da kommen würden. Natürlich musste ich zuvor an meinem Outfit etwas ändern, denn ich hatte mit der Altersangabe leicht gemogelt und nun musste ich mir Mühe geben, auch wie eine Mitvierzigerin zu erscheinen.

Zunächst kaufte ich mir ein attraktives Haarteil. Wunderbar, in meinem ganzen Leben hatte ich nie so eine Haarfülle wie jetzt, ich war auf dem besten Wege eine begehrenswerte Frau zu werden. Die aufgesteckten Fingernägel holte ich mir gleich in mehreren passenden Farben, meine flachen Schuhe tauschte ich gegen hochhackige Pumps, wobei ich allerding den Gang noch etwas üben musste. Ich interessierte mich nur noch für Heiratsschwindler-Geschichten und wälzte sämtliche Zeitschriften durch, um darüber mehr zu erfahren. Und am Mittwoch war es dann soweit: ich konnte die ersten Zuschriften bei der Annoncenabteilung der Zeitung entgegen nehmen.

Da war also Erich, älterer Herr, ohne Altersangabe, aber mit Bild. Er suchte eine Frau zwecks teilen des gemeinsamen Lebensabend. Warum nicht? Kurzentschlossen rief ich die Nummer an, die er mir in dem Brief mitteilte. Erich hatte Zeit, sehr viel Zeit, er war bereits Rentner. Wir verabredeten uns im Cafe Brünen und ich lernte in ihm einen sehr ruhigen, ehrlichen Menschen kennen. „Es wird einfach sein, ihn an der Nase herum zu führen!“ ging es mir durch den Kopf und mir fielen wieder die Geschichten des Don Juan an, die mich schon von frühester Jugend an imponiert hatten.

Nur eines musste ich mir angewöhnen: Ich musste über meine Bekanntschaften Buch führen, sonst käme ich in Teufels Küche, denn mein Gedächtnis war nicht mehr so ganz das Beste. Es war der größte Unsicherheitsfaktor bei diesem Job. Erich, das merkte ich schon sehr schnell, dieser aufrichtige Mann war es gewohnt früh ins Bett zu gehen und ich brachte ihn auch jetzt beim ersten Besuch früh schon bis zu seiner Haustür. Es war ein prächtiges Haus,dass er besaß und gesetz der Fall ich könnte ihn eines Tages beerben, hätte ich für mein Leben ausgesorgt.

Erich war sehr diskret und zurückhaltend, er war nicht der Draufgänger und er redete in einem sehr ruhigen Ton mit mir, versuchte mich zu verwöhnen und mir die Wünsche von den Augen abzulesen. Ja, er war von mir angetan und es fiel mir nicht schwer, ihn auf Distanz zu halten. Er hatte nichts Aufdringliches an sich, war einfach lieb und höflich, ein Mann der alten Schule sozusagen und das war auch mal sein Beruf. Erich war Lehrer bevor er Rentner bzw. Pensionär wurde.

Zu Hause knöpfte ich nach sorgfältigem Eintrag über Erich, mir den nächsten Kandidaten vor:
Es war Professor Detlef Holt. Er schien ein vielbeschäftigter Mann zu sein und so etwas käme mir gerade recht. Eher würde ich dem Pensionär eine Abfuhr erteilen, als ihm, Detlef Holt, denn all zu anhängliche Typen konnte ich nicht so sehr gebrauchen. Ich wollte ja mehreren Leuten gleichzeitig die Ehe versprechen, sonst könnte ich kein Vermögen scheffeln.

Auch mit diesem Professor vereinbarte ich ein Treffen. Er schien es aber nicht allzu eilig zu haben und ich zog daher eine Verabredung mit dem nächsten Kandidaten vor. Es war Arnim Müller, ein etwas gewöhnlicher Name und ich war neugierig darauf, wer sich dahinter verbarg. Arnim entpuppte sich als sehr unterhaltsamer Mensch. Er kannte sich vorzüglich in der Gastronomie aus und ließ mich erkennen, dass ich noch eine Menge zu lernen hatte. Er war ein recht galanter Typ und gab sich große Mühe, mich mit vielen Worten dorthin zu lotsen, wohin er mich haben wollte. Der Abend endete in meinem Appartement und ich musste mir eingestehen: „Der hat es drauf! So wie er, wollte ich es auch anstellen. Ich musste ihn mir warm halten.!“

Gleich am Wochenende versuchte ich fast mit seinen Worten den nächsten Kandidaten zu ködern. Es war wunderbar, wie er meinen Worten lauschte und von mir angetan war. Ich möchte sogar behaupten, Begeisterung aus seinem Mund zu hören und das Wochenende mit ihm schien gerettet. Erwin fehlte die Partnerin und war viel auf Reisen, aber an Wochenenden ging bei ihm die Post ab.

Ich hatte mir inzwischen einen Plan zurecht gelegt. Arnim musste in der Wochenmitte meine Unterhaltung sein, damit ich mit seinen Worten am Wochenende Erwin unterhalten konnte.
Das schien für mich die beste Lösung zu sein. Ich konnte es ja nicht wissen: Aber stellt euch vor, Arnim war ein waschechter Heiratsschwindler und übte sein Handwerk schon jahrelang aus. Woher ich das weiß? Es stellte sich später heraus.
 

chrissi

Mitglied
hey, du kannst doch jetzt nicht einfach aufhören !! wie geht es weiter ??

viele grüsse von einer schon ganz gespannten

chrissi
 

anemone

Mitglied
hallo Chrissi

natürlich geht es weiter und nach so einem Ansporn wird mir sicher noch was tolles gelingen. Wart's ab
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
na,

da muß ich mich auch einklinken, damit ich erfahre, wie es weitergeht. fängt vielversprechend an. ganz lieb grüßt
 



 
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