Helsinki (Limerick)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Schöne, wenn auch leicht unsaubere Doppelreime und eine sehr schöne Pointe.
Und wunderbar skurril mit einem Schuss schwarzem Humor.

Ich denke, der Limerick funktioniert gut.
Trage ihn vor, wenn Du kannst.
Du wirst sehen.
 
A

AchterZwerg

Gast
Den finde ich ebenfalls ausgesprochen witzig, vor allem im Mittelteil sehr gelungen. :D:)
Ich habe mir neulich ein Buch mit englischen Limericks gekauft. Darin werden sogar oft die Endreime von V1 in V5 einfach wiederholt. Insofern waren viele von uns vielleicht in der Vergangenheit zu streng mit den Teilchen ...
Liebe Grüße
der 8.
 

Thylda

Mitglied
Lieber Wüstenrose

Der Limi ist Dir hervorragend gelungen. Die Doppelreime sind toll. Gefällt mir

Liebe Grüße
Thylda

P.S.:
Insofern waren viele von uns vielleicht in der Vergangenheit zu streng mit den Teilchen
hehe

..jaja, ich erinnere mich gut. Insbesondere ein User namens Heidrun D hatte sich da damals ziemlich aus dem Fenster gelehnt und alles zerhackt, was ihr nicht in den Kram paßte ;) So wird der Saulus zum Paulus: man soll eben nie das Entwicklungspotential eines Menschen unterschätzen. Wunder gibt es immer wieder :D
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Bernd,
freut mich, was du da schreibst.
Deine Bemerkung zum "Vortragen" regt meinen Gedankenfluss an. Das wird wohl wahr sein: in einer halbwegs hierfür passenden Runde dürte der Limerick-Vortrag die verlässlichste Prüfung dafür sein, ob ein Limerick was auf dem Kasten hat. Entweder er zündet - oder er lässt es halt sein. Da ist dann - anders als z.B. beim Ungereimten - eine eher zufällig zusammengewürfelte Zuhörerschaft durchaus befugt, über die Qualität des Gehörten (mit den Lachmuskeln?) abzustimmen.
Meinen Limerick hier finde ich vielleicht doch etwas zu "abstrakt", aber ich schaue mal, ob ich die Sache mit dem Vortrag im privaten Kreis bei Gelegenheit umsetzen kann.

lg wüstenrose
 

wüstenrose

Mitglied
Lieber 8.
danke für die freundliche Aufnahme des Teilchens!
Habe im Vorwort einer Lim-Sammlung (vielleicht der von dir erwähnten?) gelesen, dass eigentlich im Limerick vieles denkbar und erlaubt (auch an Ausnahmen) sein kann, wenn es denn - so würde ich es mit meinen eigenen Worten sagen - einen Gewinn für den Limerick mit sich bringt.
Der Limerick scheint an sich frech, frivol, dreist und manchmal saudreckig zu sein, da muss dann auch irgendwie Spielraum jenseits der DIN-Norm sein. Andrerseits ist das formale Grundgerüst natürlich wichtig und richtig, man findet im Internet in den "Kaffeekränzchen-Ecken" Limericks, die einen als Limerick-Freund eher ärgern, weil gar keine Auseinandersetzung mit der Sache zu erkennen ist.

lg wüstenrose
 

wüstenrose

Mitglied
Liebe Thylda,
freut mich, dass er bei dir so gut ankommt!
Verflixt, ursprünglich wollte ich nur mal ein paar Limericks schreiben, um mich psychisch-mental zu focussieren, um den Kopf frei zu kriegen und jetzt kann ich mich demnächst der Selbsthilfegruppe für Menschen mit Limericktrauma anschließen. Dumm gelaufen!

lg wüstenrose
 
A

AchterZwerg

Gast
Hallo wüstenrose,
gern möchte ich dein Augenmerk auf ein ziemlich limereskes Gerd-Geiser-Werk richten, das (in einer erweiterten und schrägen Form) mit dem vorgegebenen Limerick-Rhythmus spielt. Für mich eines der besten Lupenwerke.
Es fiel mir deswegen ein, weil in deinem "Helsinki" ebenfalls mit so schönen Enjambements arbeitest.
http://www.leselupe.de/lw/titel-Kurze-Begegnung-mit-Blickkontakt-92561.htm
Das gefällt dir sicher auch, oder?
Der 8.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Noch zwei kleine Bemerkungen: Vortragen ist eine sehr gute Methode zum Prüfen, laut lesen auch ohne Publikum zeigt schnell Störungen an.
Identische Reime in der 1. und 5. Zeile kommen vor allem bei Lear vor. Diese Form ist seltener geworden. Sie ist in gewisser Hinsicht auch viel schwieriger als "echte" Reime, weil der Limerick ja wirken soll. Lear verwendete in dem Fall meist sehr skurrile Bilder.

Was die Strenge betrifft: Ich bin dabei, ein Buch von Umberto Eco zu lesen, es geht eigentlich über das Übersetzen.
Er führte dort aus, dass das Wesentliche beim Übersetzen die Werktreue ist.

In Übertragung auf die Form würde ich formulieren, dass es nicht auf die Strenge ankommt, sondern auf die Treue. Formtreue erscheint mir wichtiger, als Strenge, insbesondere, wenn die Form Freiheiten erlaubt.
Einerseits gibt das mehr Freiheiten, andererseits schränkt es Freiheiten ein.

So erlaubt der Limerick unsaubere Reime, sofern sie ein bestimmtes Maß nicht übersteigen. Insbesondere muss der Reim mündlich möglichst sauber sein. Schriftlich spielt es keine Rolle (manche spielen damit). Das ermöglicht es, dass manche Limericks "regional" sind, wegen der unterschiedlichen Sprechweise.
Wenn ein Limerick nicht komisch ist, dann verletzt er die Formtreue.
Bei den meisten Limericks wird die Pointe im letzten Vers die Komik erzeugen. Bei Lear sind es aber auch durchgehende skurrile Bilder, die letzte Zeile enthält dann keine besondere Pointe, sondern wiederholt den Namen oder den Ort oder beides.

Der Limerick muss aber im wesentlichen die Rhythmik einhalten.
Der Auftakt und der Schluss eines Verses kann aber jeweils unterschiedlich viele Silben haben, ohne die Form zu verletzen. (Beim Schluss ist das wegen des Reimes nicht innerhalb eines Gedichtes möglich.)
 
A

AchterZwerg

Gast
Danke schön, Bernd. Das ist ein weiterführende und interessante Einschätzung. :)
 

wüstenrose

Mitglied
Danke, der 8. !
Gerd Geisers "Begegnung" kannte ich noch nicht. Was soll man da sagen? Das liest man einmal und weiß: das Ding kannste nicht mehr verbessern, das ist goldrichtig so, wie es da steht, werd ich mir "ausschneiden"!

Danke Bernd,
deine Ausführungen sind wirklich sehr hilfreich. Und kommen so unaufdringlich daher...
und sie befördern die Arbeit an der jeweiligen Form und den gegenseitigen Austausch, allmählich dämmert mir, wozu so ein Forum wie die LL im günstigsten Fall gut sein kann...

Danke auch für die weihnachtlich wohlwollend-milde gestimmten Bewertungen!

lg wüstenrose
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Wüstenrose,

inhaltlich super, aber das Metrum funzt höchstens, wenn man Helsinki Xxx betont.... Ich kenne es als xXx. - Aha, die Finnen betonen alles auf der ersten Silbe ... Dann passt es ja. Allerdings sind zwei unbetonte Silben am Ende der 1.,2. und 5. Zeile ungewöhnlich, zumindest für mein - begrenztes - Limerick-Verständnis ;)


Die Reime stören mich nicht ;)

LG

Herbert
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Zwei unbetonte Silben am Ende sind nicht häufig, verstoßen aber nicht gegen die Form. Im Gegensatz zum Zeilenanfang ziehen sie sich aber an den entsprechenden Stellen durch - wegen der Reime.
Am Versanfang können null, eine oder zwei unbetonte Silben stehen, der Auftakt kann also unterschiedlich sein. (In englischen und deutschen Gedichten gibt es häufig solche Möglichkeiten, sie sind taktgebunden (taktzählend, wägend), dagegen wäre es wohl in französichen oder italienischen Versen ein Verstoß, da sie meist silbenzählend sind.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Herbert,
besten Dank für deinen Kommentar!
Habe - passend zum Thema - noch folgenden netten Limerick (Verfasser unbekannt) gefunden:

There was a young lady of Tottenham,
Her manners - she's wholly forgottenham.
While at tea at the Vicar's
She took off her knickers,
Explaining she felt much too hottenham.


guten Rutsch! wüstenrose
 



 
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