Herbst

gueko

Mitglied
HERBST

In dir ist mir oft kälter
als im Winter
weil alte Weiber
deine Tage wärmen
und die Kleidung
dann nicht reicht
für deine frühen Nächte

In mir blüht trotz
der späten Tage
noch die Hoffnung
reif ist das Gefühl
doch sind die jungen
Frühlingsmenschen
wider mich so kühl

Ach wär’ schon Winter
und damit alles klar
ich könnt den Sommer
in der Erinn’rung
küssen und erkennen
in seinem Ganzen
ist das Leben wunderbar

© Günter Kowatschek
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Gueko,

In dir ist mir oft kälter
als im Winter
weil alte Weiber
deine Tage wärmen

und die Kleidung
dann nicht reicht
für deine frühen Nächte


Ich lese Altersdiskriminierung und Sexismus – m.a.W. soziale Kälte im dünnen Lyrikmäntelchen.
LyrIch hat es demnach verdient zu frieren. Was hältst Du von einer Lungenentzündung mit nachfolgendem Exitus? So rein vom Gefühl her scheint mir diese dramaturgische Wendung sehr passend.

Falls frau sich bei diesen Zeilen noch etwas anderes denken soll, bitte ich um Aufklärung.

Schöne Grüße, NDK
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo gueko,

erstmal: welcome, stranger. ist ja fast gemein, gleich zu beginn so 'nen zynischen kommentar zu ernten. so finster ist's nun auch nicht. aber das dünne lyrikmäntelchen empfinde ich auch.

anyway, dranbleiben, ist lustig hier.

liebe grüße
nofrank
 

gueko

Mitglied
@newDawnK
Danke für die scharfe Kritik und die Erklärung. Es ist natürlich schwerst erklärungsbedürftig, wenn du soziale Kälte, Altersdiskriminierung und Sexismus in diesem Werk herausliest.
Meine Intention war es, einen zynischen Text über einen in den "Herbst" gekommenen Mann zu verfassen, der Probleme mit der schwindenden Jugend hat. Was ich in der ersten Strophe mit "weil alte Weiber deine Tage wärmen" meinte, ist dieser in meinen geographischen Breiten sogenannte "Altweibersommer". Man bezeichnet damit eine Wärmeperiode im Herbst. Ich hab zugegeben nie darüber nachgedacht ob dies diskriminierend ist - habs ungefragt in meinen Sprachgebrauch übernommen. Und hier nochmals verwandelt. Weil ich erkannt habe, es gibt bei manchen Herren noch dieses Wärme, die Sie empfinden - und oftmals verkühlen sie sich dann... Naja, weil nicht immer findet sich jemand der diese "reifen Gefühle" erwidert...
Und so wünsche ich dem ICH im letzten Teil den Winter herbei, der - so hört man manch reifere Semester - die Phase der Erkenntnis bringt. Alles in allem ist das Leben schön - und die Jugend hat seinen Teil so wie das Alter... Wie sehr dieses lyrische ICH das meine ist wage ich nicht weiter zu kommentieren. Denn es gibt ja auch die Meinung, es kann nur rauskommen was drinnen ist.
Ist das jetzt verständlicher und damit weniger diskriminierend bzw. sexistisch?

@noFrank: Danke für den Willkommensgruß und die Motivation. Das dünne Lyrikmäntelchen will ich gern mit euren Ratschlägen und Kommentaren stärker weben. Klar bleib ich dran.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Gueko,

mir gefällt diese Gedicht auf jeden Fall besser, hier sind gute lyrische Ansätze vorhanden. Für mich gerade in der ersten Strophe. Ich musste sofort an den Altweibersommer denken. Für mich wird hier der Herbst nicht nur als Jahreszeit, sondern eben auch als Lebenszeit beschrieben.
Für den Anfang, so als Einstieg gar nicht so schlecht.

Lieben Gruß
Franka
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Gueko,

eine interessante Begründung. Natürlich kenne ich den Begriff "Altweibersommer", aber ich hätte ihn spontan eher positiv besetzt: die letzten warmen Tage, strahlend blauer Himmel, prächtige Herbstfärbung... ein Wärmedefizit wäre mir jedenfalls nicht unbedingt in den Sinn gekommen.
Wie es sich mit den "alten Weibern" im eigentlichen Sinne verhält, weiß ich auch (noch) nicht so genau. Tatsache ist aber, dass alles oft anders kommt, als man denkt, sofern man nur den Mut hat, die alten Klischees von vor hundert Jahren rechtzeitig über Board zu werfen.

Abgesehen davon lässt das Bild älterer Menschen, speziell älterer Frauen, in unserer Gesellschaft sehr zu wünschen übrig. Ich finde, es lohnt sich, darüber nachzudenken.
Verbale Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, ist schon mal ein guter Anfang. In diesem Sinne danke ich Dir sehr für Deine Erklärung.

Auch von mir: Herzlich willkommen in diesem Forum!

Schöne Grüße, NDK
 

gueko

Mitglied
@Franka: Danke! Gerade der Einstieg ist ja schwierig, man gibt mit jedem Stück ein wenig von sich selbst - und man stellt sich einer Bewertung. Aber ich schreibe ja auch um gelesen zu werden - und dann muss man es nicht einfach aushalten kritisiert zu werden, sondern man muss es nutzen, um zu lernen. So sprach ich zu mir und meldete mich an.

@ NDK: Freut mich, das sich es ein wenig entschärfen konnte. Gleichzeitig ist dein Hinweis auf die Worte, die ich verwende, sehr konstruktiv, denn so achte ich in Zukunft sicher stärker drauf. Also wieder ein Stück dazugerlernt.

Gute Nacht für heute
gueko
 



 
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