Herbstblues III

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Walther

Mitglied
Herbstblues III


Die feinen Schlieren des Novemberregens:
Sie malen eine Landschaft auf das Glas.
Es mündet Bach in Fluss ins blanke Nass:
Das Wasser malt das Bild des sich Bewegens;

Es perlt wie Tau im braunen Rest vom Gras,
Die Blätter spielen das des Niederlegens,
Die Bäume geben das des Nichtmehrregens,
Worauf ich von den Blütenträumen lass.

So wie die Locke aus den Haaren lose
Im kalten Herbstwind leise sich verweht,
Erblüht am kahlen Stock die eine Rose:

Sie zeigt, dass es um viel, um alles, geht
Bei diesem Spiel, um eine taffe Chose,
Bei der sich’s immer auch ums Sterben dreht.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walther

Ein zu unrecht bisher leider unkommentierter Text, denn ich bis auf einen grösseren Wermutstropfen in S1Z3 sehr gelungen finde. Beim blanken Nass fiel leider zu viel Poesie ins Wasser. Für mein Empfinden ruiniert das den ganzen Text, was natürlich zu einem gewissen Grad Geschmackssache ist.

Gruss

Jürgen
 

Walther

Mitglied
Moin JoteS,
was schlägst Du statt "blanke" vor? Etwa "kalte"? Das "kühle" wollte ich nicht. Wasser auf der Scheibe schimmert in der Tat "blank", vor allem, wenn sich aus den Bächen unten am Fensterrand ein einzige Fläche bildet, die sich dann immer wieder über den Rahmen entleert.
Du siehst, ich habe genau beobachtet.
Danke + Gruß W.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
...ich weiss doch auch nicht... jedenfalls geht die Bach-Fluss-Metapher im blanken Nass irgendwie baden.....
 

Walther

Mitglied
Herbstblues III


Die feinen Schlieren des Novemberregens:
Sie malen eine Landschaft auf das Glas.
Es mündet Bach in Fluss ins kalte Nass:
Das Wasser malt das Bild des sich Bewegens;

Es perlt wie Tau im braunen Rest vom Gras,
Die Blätter spielen das des Niederlegens,
Die Bäume geben das des Nichtmehrregens,
Worauf ich von den Blütenträumen lass.

So wie die Locke aus den Haaren lose
Im kalten Herbstwind leise sich verweht,
Erblüht am kahlen Stock die eine Rose:

Sie zeigt, dass es um viel, um alles, geht
Bei diesem Spiel, um eine taffe Chose,
Bei der sich’s immer auch ums Sterben dreht.
 
T

Thys

Gast
Hi Walther,

nun zu Teil III.
Gefällt mir insgesamt besser als Teil II.

Bin hier mal was pingeliger:

Glas - Nass -> lang - kurz

So wie die Locke aus den Haaren lose
Im kalten Herbstwind leise sich verweht,
Erblüht am kahlen Stock die eine Rose:


Für mich der beste Teil. Geht runter wie Honig... dabei mag ich gar kein Honig ;-)

taffe Chose

Die zwei passen wieder nicht ganz zur sonstigen Wortwahl und Stimmung. Taffe Chose würde ich mehr in Richtung jugendsprachlich cooles einbauen. Aber eben der Reim auf Rose...

Der Text ist, wie geagt, besser als II, für mein Empfinden, deswegen muss ich hier was kleinkarierter sein ;-)

Gruß

Thys
 

Walther

Mitglied
Hallo Thys,

danke für die Mühe, die Du Dir gemacht hast. Zu den Reimen: In der Tat reimt sich ein "-as" auf ein "-ass", also langer auf kuzrer Vokal - und das ist erst einmal "unrein". Nun das Aber: Wenn wir die nächste Strophe lesen, findet sich dort das gleiche Reimbild. Hier kann man also Absicht vermuten und eine Erweiterung des Reimschemas - und in der Tat, das war so geplant.

Letztlich ist dieses Sonett schon zwischen ironisch und sarkastisch einzugeordnet. Ich habe die "taffe Chose" als zeitgemäß rotzig eingesetzt, man hätte auch "harte Chose" - und damit wieder innerhalb der eher etwas zurückhaltenderen Bildungsbürgerklangform bleiben können. Das war und ist die Alternative. Ich hatte mich dann für die rotzigere, weil modernere, Form entschieden.

Würde Dir der Tausch von "taff" nach "hart" eher zusagen? Danke für Deine Replik!

Gruß W.
 
T

Thys

Gast
Hi Walther,

unrein ok. Schrieb ja schon... "pingelig".

Also bei mir kommt das überhaupt nicht ironisch und sarkastisch an. Für mich erzeugt das eine wirklich harmonisch schöne Stimmung (siehe Honig). Es ist eigentlich eine Einheit für mich... bis ich zur taffen Chose komme. Dort wache ich förmlich auf. Finde ich unnötig. Es macht meiner Meinung nach die Stimmung kaputt. Man (Ich) werde rausgerissen. Ohne diesen Wecker fände ich es wirklich gelungen.

Aber, es ist Deins.

Gruß

Thys
 

Walther

Mitglied
Herbstblues III


Die feinen Schlieren des Novemberregens:
Sie malen eine Landschaft auf das Glas.
Es mündet Bach in Fluss ins kalte Nass:
Das Wasser malt das Bild des sich Bewegens;

Es perlt wie Tau im braunen Rest vom Gras,
Die Blätter spielen das des Niederlegens,
Die Bäume geben das des Nichtmehrregens,
Worauf ich von den Blütenträumen lass.

So wie die Locke aus den Haaren lose
Im kalten Herbstwind leise sich verweht,
Erblüht am kahlen Stock die eine Rose:

Sie zeigt, dass es um viel, um alles, geht
Bei diesem Spiel, um eine harte Chose,
Bei der sich’s immer auch ums Sterben dreht.
 

Walther

Mitglied
Also, lb. Thys,

auch hier geändert. Mal sehn, ob es nun geschmackskompatibler ist. ;)

Lieben Dank für Deine Geduld mit mir.

Beste Grüße W.
 



 
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