Herbsterben

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Anonym

Gast
Im dunklen Wald verlassen
lass ich Blätter ballen
sich zu Hauf und Berg
bis die Bäume kahl sich sorgen.

Sonnenblume scheine heil,
der Herbst stahl das Gestirn.
Oh Wolkenbruch!
Ertränk den Dieb und mich!

Bin ich Nebel oder Rosenduft,
ich stopf mir Sommerlöcher in die Taschen
plane Spiele, ein Tor den Toren!

Das Korn im Feld fällt als Mehl
lang und kohlig.
Verschnupftes Federfieh am Firmament,
der Jäger lässt die Enten fliehen,
und pfeffert Kuchen mit Gehörn.

Herb sterben Herbsterben in langen Weilern,
hinterlassen nichts.
Steuern bloß
vom Über- in den Untergang.

Ergiebig endlos säuselt Schilf am See
und blub -
betrachte mich:
Mein Bild bedroht den Grund,
Schundmund, Stille ist gesund!
 
L

Lotte Werther

Gast
An Anonymous

Lieber Freund der Alliteration,

„Herb sterben Herbsterben“ – die Lust am Spielen mit dem Wort springt mich an beim Lesen der letzten beiden Strophen deines Textes. Nur ist es eindeutig zuviel und hier fehl am Platz.

Vielleicht hast du auch nur übersehen, dass es zwei Gedichte sind. Trenne unbedingt die alliterierende Persiflage der letzten zwei Vierzeiler vom Rest.

Die anderen Strophen sind ebenfalls heiter ironisch verfasst, jedoch ohne die Überfrachtung des Gleichklangs.

Ich habe Bilder genossen wie die von den Sommerlöchern in den Taschen, der Sonneblume als Ersatz für das Gestirn.

Fast mutet es an wie das Lied eines Bohème, Rimbaud lässt grüßen.

Lotte Werther
 

Anonym

Gast
Hallo Lotte,

sei bedankt!
Da ist tatsächlich der Wortspaß mit mir durchgegangen, ich habe den Mittelteil entschärft und den Stab entfernt.
Zwei Gedichte sind es für mich jedoch nicht.
Vielleicht war die reimliche Übertreibung zu arg und zerriß den Text.
Der kühne Selbstdarsteller liegt ja auch zum Schluss ertränkt im See, wenn die Stimmung ironisch ist, gelang den Worten Wut zu wenden in friedliche Fröhlichkeit.
Darf ich Deinen Blick noch auf das Worträtsel richten?
Da ist noch Melancholie im Text!

LG von A.
 
gefällt mir ausgezeichnet und die herb sterbenden herbsterben stören mich überhaupt nicht, mag man mir ahnung unterstellen oder auch nicht :)

ich entdecke auch keine 2 gedichte.

die melancholie, ich hab sie gefunden....

(c:
 

Anonym

Gast
Danke, werte Freifrau,

ich hatte in der ersten, von Lotte Werther bemängelten Version, noch zwei weitere Verse mit Stäben darinnen.
Ich glaube etwas wie
dampfend durchdringt Dunst das Dach
oder so.

Liebe Grüße an die Erben wünscht A.
 



 
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