stearinlys
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Wieder einer dieser verregneten Herbsttage, und wieder sitze ich hier, verschränke einen Barhocker unter mir und starre in meine Weißweinschorle. Der Herbst war schon immer meine aufrissintensive Zeit. Jahr für Jahr erfanden die Herren der Schöpfung neue Sterne, die am Himmel verglüht und in meine Augen gefallen waren. Ein Volksfest für mein Ego.
Immer wieder ist es aber traurig, mit ansehen zu müssen, wie die Wies’n abgelaufen, unter den Füßen der Besucher zertreten, und schließlich wegen Abnutzung geschlossen werden. Die Ablehnung der eigenen Schönheit (oder Person?) verkrafte ich besonders schwer, und so suggeriere ich mir selbst, im falschen Film zu sein. Ich rufe innerlich „Schnitt!“, verlasse den Schauplatz, denn wer will schon dabei zusehen, wie sich das eigene Leben selbst in die Hand nimmt, und stürme allherbstlich die altbekannten Bars, um mir ein Stücken vom Bewunderungskuchen abzuschneiden.
Ein langsamer als ich gealterter Tom Jones plärrt mich aus der Jukebox an, und jugendliche Königinnen der Nacht staksen im Takt der Musik um ihr Leben. Das Leben spielt sich rechts von mir ab und sieht aus wie Ashton Kutcher. Das wusste ich nicht, ließ es mir aber von dem Mittvierziger mit Vollbart, leichtem Schwimmreifen und eher Weitsichtigkeits- als Touch-of-intelligence-Brille neben mir sagen. Er hatte mich spät bemerkt, erst nachdem ihn die angeblich süße Blondine abblitzen hatte lassen. Sie fand eher Gefallen an Kutcher Nummer zwei als am Schwimmen. Gut für ihn, denn er konnte sich mir zuwenden. Er nuschelte etwas von „klein anfangen“, während er sich einen Doppelten bestellte. Wieder verlasse ich mein Kino, um nicht dabei zusehen zu müssen, wie ich schön gesoffen werde.
Ich versuche, den Mittvierziger mit seinem dritten Doppelten dabei zu ignorieren, wie er Sätze, von denen ich nur Fetzen wie „gut erhalten“ verstehe, murmelt. In die Grube hinter meinem Ohr, denn dieses trifft er mit seinem alkoholgetränkten Atem wohl nicht mehr.
Während ich noch in den Gedanken, ob er vielleicht herausragende innere Werte haben könnte, versunken bin, spüre ich seine Hand auf meinem Schenkel. Ich kippe den Rest meiner x-ten Schorle in mich hinein, um mir selbst Mut zu machen, und spüre im selben Moment, wie ich langsam aber sicher das Gleichgewicht verliere. Der Vorstellung, dass meine Gehörknöchelchen möglicherweise nicht mehr intakt sein könnten, kann ich nicht lange nachgehen, denn gleichzeitig mit dem Schnapsglas meines Verehrers kippt auch mein verschränkter Barhocker.
Ashton Kutcher der Zweite packt mich unsanft unter den Armen, zieht mich ein wenig hoch und fragt mich, ob ich nicht die Vortragende des Einführungskurses in das angloamerikanische Rechtssystem sei. Mein alljährlicher Triumph: ich bin intelligent, erfolgreich und schön genug für Mittvierziger und Star-Verschnitte. Nur schade, dass keine Mund-zu-Mund-Beatmung notwendig ist. Immerhin wird der begehrte Adonis Werbung für mich und meine Jugendlichkeit machen, und ich werde, wie jeden Winter, der Star für meine Studenten sein. Ich freue mich schon auf deren bewundernden Blicke und freundliches Lachen. Vier gut gebaute Männer packen gemeinsam an und tragen mich aus der Bar, bevor ich Herrn Kutchers feines Schuhwerk beschmutzen kann.
Der Bürgersteig ist ein williger Empfänger für mein Innerstes. Still sitze ich da und freue mich.
Immer wieder ist es aber traurig, mit ansehen zu müssen, wie die Wies’n abgelaufen, unter den Füßen der Besucher zertreten, und schließlich wegen Abnutzung geschlossen werden. Die Ablehnung der eigenen Schönheit (oder Person?) verkrafte ich besonders schwer, und so suggeriere ich mir selbst, im falschen Film zu sein. Ich rufe innerlich „Schnitt!“, verlasse den Schauplatz, denn wer will schon dabei zusehen, wie sich das eigene Leben selbst in die Hand nimmt, und stürme allherbstlich die altbekannten Bars, um mir ein Stücken vom Bewunderungskuchen abzuschneiden.
Ein langsamer als ich gealterter Tom Jones plärrt mich aus der Jukebox an, und jugendliche Königinnen der Nacht staksen im Takt der Musik um ihr Leben. Das Leben spielt sich rechts von mir ab und sieht aus wie Ashton Kutcher. Das wusste ich nicht, ließ es mir aber von dem Mittvierziger mit Vollbart, leichtem Schwimmreifen und eher Weitsichtigkeits- als Touch-of-intelligence-Brille neben mir sagen. Er hatte mich spät bemerkt, erst nachdem ihn die angeblich süße Blondine abblitzen hatte lassen. Sie fand eher Gefallen an Kutcher Nummer zwei als am Schwimmen. Gut für ihn, denn er konnte sich mir zuwenden. Er nuschelte etwas von „klein anfangen“, während er sich einen Doppelten bestellte. Wieder verlasse ich mein Kino, um nicht dabei zusehen zu müssen, wie ich schön gesoffen werde.
Ich versuche, den Mittvierziger mit seinem dritten Doppelten dabei zu ignorieren, wie er Sätze, von denen ich nur Fetzen wie „gut erhalten“ verstehe, murmelt. In die Grube hinter meinem Ohr, denn dieses trifft er mit seinem alkoholgetränkten Atem wohl nicht mehr.
Während ich noch in den Gedanken, ob er vielleicht herausragende innere Werte haben könnte, versunken bin, spüre ich seine Hand auf meinem Schenkel. Ich kippe den Rest meiner x-ten Schorle in mich hinein, um mir selbst Mut zu machen, und spüre im selben Moment, wie ich langsam aber sicher das Gleichgewicht verliere. Der Vorstellung, dass meine Gehörknöchelchen möglicherweise nicht mehr intakt sein könnten, kann ich nicht lange nachgehen, denn gleichzeitig mit dem Schnapsglas meines Verehrers kippt auch mein verschränkter Barhocker.
Ashton Kutcher der Zweite packt mich unsanft unter den Armen, zieht mich ein wenig hoch und fragt mich, ob ich nicht die Vortragende des Einführungskurses in das angloamerikanische Rechtssystem sei. Mein alljährlicher Triumph: ich bin intelligent, erfolgreich und schön genug für Mittvierziger und Star-Verschnitte. Nur schade, dass keine Mund-zu-Mund-Beatmung notwendig ist. Immerhin wird der begehrte Adonis Werbung für mich und meine Jugendlichkeit machen, und ich werde, wie jeden Winter, der Star für meine Studenten sein. Ich freue mich schon auf deren bewundernden Blicke und freundliches Lachen. Vier gut gebaute Männer packen gemeinsam an und tragen mich aus der Bar, bevor ich Herrn Kutchers feines Schuhwerk beschmutzen kann.
Der Bürgersteig ist ein williger Empfänger für mein Innerstes. Still sitze ich da und freue mich.