Herbstzeit

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Ikarus

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Herbstzeit

Es zuckt der Wind im Morgengraun
Nervös durch alle Glieder
Des Eichen-, Linden-, Weidenbaums
Und schaurig sind die Lieder.

Und schaurig sind die Melodien,
Die durch die Blätter stieben.
Es hat der Herbst als Komponist
Die Noten selbst geschrieben.

Befiehlt dem Sturm, er flög’ herbei,
Als seinen Assistenten.
Der folget seinem Herrn und macht
Ihn selbst zum Dirigenten.

Das Blut der beiden kocht und wallt,
Schon ächzt es in den Zweigen.
Gewaltig ist des Sturmes Drang -
Es ist so furchtbar eigen.

Und peitscht und rüttelt, zupft und zerrt
Mit stilgeführten Mitteln
Und zwingt die Bäume falbes Laub
Von ihrem Haupt zu schütteln.

Wie Schuppen fallen die und rasch
Nimmt er sie auf die Schippe,
Verwirbelt und was übrig blieb,
Ist nur noch ein Gerippe.

Das Herbstgelächter schallt, er schleicht
Um Eichen, Linden, Weiden.
Hebt der Trophäe Skalp empor
Und niemand konnt’s vermeiden.
 

Stern

Mitglied
Hallo Ikarus,

dein Herbstgedicht spricht mich an, obwohl mir selbst ganz andere Seiten des Herbstes als erstes einfallen. Mehr die sonnnig-bunten und angenehm kühleren Seiten. Im Gegensatz zu deinem Gedicht wahrscheinlich eher der Frühherbst. Leider fehlt mir momentan Zeit und Muse, um ihn zu besingen.

"Der folgt dem seinen Herrn"
gefällt mir nicht so. Das klingt für mich zusammengebastelt, damit die Silbenanzahl halt stimmt. Die Alternative, die mir einfällt, ist
"Der folget seinem Herrn".

Viele Grüße

Natalie
 

Ikarus

Mitglied
Danke

Hallo Natalie,

dein Lob nehme ich gerne wahr.
Der Herbst hat für mich ebenso 2 Seiten, die sonnig schöne
und die stürmisch raue. Habe mich für letzteres entschieden.
Das nächste Herbst-Gedicht wird mit Sicherheit sonniger.

Dein Vorschlag "folget" gefällt mir. Es ist zwar dieses
verräterische "e", das ebenso die Metrik füllt, hört sich
aber besser an. Ich folge deinem Tip und ändere ab, weil's
mir wirklich besser gefällt wie im Original.

Danke für deine lieben Zeilen

Ikarus
 



 
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