Heres der Ringmeister: Der Ring

Felix Ludwig

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Es war einmal auf einem Kontinent namens Mantaalan. Dort lebten viele verschiedene Wesen, so manches merkwürdiger als das andere war. Hexen, Kobolde, Trolle und Feen dort keine Seltenheit waren. Doch lebten hier auch die grausigen Hadar, eine brutale kriegerische Rasse. Man fürchtete sie, denn sie galten als die Verkörperung alles Bösen. Überfielen Dörfer, töteten, raubten und folterten. Sie versuchte man zu meiden, wie der Teufel das Weihwasser.
Jedoch gab es dort auch freundlich gesinntere Gestalten. Dazu gehörten auch die Ha´bats, zu denen auch Heres, der Sohn von Hamis zählte. Er war noch jung, doch hatte er schon mehr erlebt als die meisten anderen Ha´bats. Das hatte er alles Heragof, einem alten Zauberer, zu verdanken, dessen Gehilfe und Lehrling er war. Mit ihm hatte er schon so viel erlebt, wunderbare Dinge, von denen er nicht einmal zu träumen gewagt hatte.
Nun vorab muss noch gesagt werden, dass seine Mutter Hanna, Tochter des Hess, vor drei Jahren gestorben war.
Nach ihrem tot hatte er die Bekanntschaft mit Heragof gemacht und dieser hatte sofort angefangen sich um den kleinen freundlichen Jungen zu kümmern.
Die Sonnen standen hoch über dem kleinen Dorf, in dem es wie immer ruhig einherging.
Hektik war den Ha´bats fremd, so fremd wie den Hadar die Güte.
Heres schritt durch die gemütlichen Gassen, hinweg über gepflasterte Wege. Mal wieder war er bester Laune, dem war fast immer so. Schweißperlen glänzten auf den Spitzen seiner Ohren. Sein langes Haar sich im Wind leicht wand.
Grüßend ging er an den Bewohnern vorbei, die er alle kannte. Bewohner wie Hatat, der bärenstarke Schmied. Hanka, der Müllers Junge oder aber Hellantra, die liebreizende mit ihrem kleinen Blumenstand.
Zwitschernde Vögel flogen über ihn hinweg, Blumen versprühten ihren wunderbaren Duft, dieser erfüllte die ganze Luft. Wie schier jeder Tag, so war auch dieser wunderschön.
Nachdenklich, wie Heres nun mal war, erreichte er den Rand des Dorfes und machte sich auf den Weg in den dahinterliegenden Wald. An jedem Tag erkundete er die Gegend, konzentriert bis ins Mark, ließ er sich nichts entgehen.
Langsam setzte er Fuß vor Fuß, achtete auf jeden Schritt um alles zu erhalten. Der Weg führte tief in den Wald hinein, ein Wald voller Überraschungen und Abenteuer. Sonnenstrahlen drangen vereinzelt durch die dichten Baumkronen, hoch über ihm, hindurch und kitzelten das weiche Gras auf dem Boden.
Da sah er vor sich jemanden am Wege stehen, eine Frau in schneeweißem Gewand. Sie trug eine Kapuze, ihr Gesicht konnte er nicht erkennen. Langsam, neugierig wie immer, näherte er sich der vermummten Gestalt. Dann machte er vor ihr halt. Daraufhin hob die Gestalt ihren Kopf und schlug die Kapuze zurück.
Erschrocken sprang Heres zurück, sein Herz begann schneller zu schlagen, seine strahlend blauen Augen traten ihm fast aus den Höhlen. Was er sah konnte doch nicht sein, wenngleich er schon viel merkwürdiges gesehen hatte. Doch noch niemals etwas dieser Art.
Es konnte nicht sein, denn diese Frau war seine Mutter, die verstorbene.
„Ich weiß das dies für dich sehr verwirrend sein muss,“ sagte sie leise, ihre Stimme engelsgleich wie er sie in Erinnerung hatte. Er konnte nichts sagen, war wie gelähmt. „Doch was ich dir nun sage von unsäglicher Wichtigkeit ist, mein Sohn. Es geht um die Zukunft von ganz Mantaalan. Du, mein Sohn, erhältst die bisher wichtigste und schwierigste Aufgabe in deinem Leben.“
Langsam sammelte sich Heres. „Was hat das zu bedeuten?“
„Heres, du musst den Ring finden. Der Ring, der die Hadar davon abhalten kann schreckliches Chaos und Leid anzurichten. Du musst diesen Ring finden, dazu bist du bestimmt. Die Zukunft liegt in deinen Händen.“
Der junge Ha´bat war geplättet, überrascht und wusste nicht was er dazu sagen sollte.
Weshalb gerade ich? Fragte er sich.
„Der Ring befindet sich im Wald der Schatten, dorthin hatten ihn die Mächte des Bösen vor Jahrhunderten verbannt. Mache dich noch heute auf den Weg dorthin und kehre so schnell als nur möglich mit dem Ring zurück. Heragof wird dich begleiten, er weiß Bescheid. Du musst den Ring bringen, mein Sohn.“
Im selben Moment verschwand sie vor seinen Augen in einem gleißenden Lichtblitz. So verwirrend war dies für ihn, doch er wusste nun was zu tun war. Also machte er sich, so schnell er nur konnte, auf den Weg zu Heragof´s Haus.
Das Haus des alten Zauberers lag auf einem Berg, oberhalb des Dorfes, direkt an einem riesigen Wasserfall.
„Ich habe dich schon erwartet,“ flüsterte der alte Mann als Heres die knarrende Tür öffnete. Dann drehte er sich zu ihm um. „Wir machen uns sofort auf den Weg, denn wir haben keine Zeit zu verlieren.“
Er wusste nun also definitiv, dass an dieser Sache tatsächlich etwas dran war.
Der alte Mann legte nur noch seinen langen braunen Umhang um und schon kurz darauf waren sie auf dem Weg zum Wald der Schatten.
Ein düsterer dunkler Ort, voller gefahren und Leid. Gemeinsam schritten wir durch den Wald, hörten grausige geplagte Stimmen aus allen Richtungen.
Angst stieg in dem Jungen auf, Heragof spürte dies und blickte ihn verständnisvoll an, schließlich war aus dem Wald der Schatten noch nie jemand zurück gekehrt. Doch allein die Anwesenheit des weisen Zauberers half Heres seine Ängste zu kontrollieren. Dennoch wollte er fort, an einen freundlichen, weniger schaurigen Ort.
Plötzlich versperrte den beiden ein bösartig dreinblickender Troll den Weg. Das grausige Wesen war gerade dabei gewesen etwas zu zerfleischen. War es ein Tier oder gar der letzte, der sich in diesen Wald verirrt hatte? Man konnte es nicht mehr erkennen, zu sehr hatte sich der Troll schon darüber hergemacht. Blut rann ihm am Körper herab. Schnaufend blickte er die beiden an.
Ruhig blieben sie stehen, blickten ihn an.
„Was wollt ihr hier?“ Fragte der Troll gefährlich lächelnd. Seine Stimme hörte sich so grausam an, die großen Augen funkelten bedrohlich, schienen zu brennen.
„Wir wollen den Ring aus der Verdammnis holen,“ sagte Heres rasch. Konnte jedoch kaum glauben das es so aus ihm herausgeschossen war. Seine Stimme hallte durch den dunklen Wald.
Der Troll schüttelte heftig den Kopf. Da erhob Heragof seine knochige Hand, es flatterte plötzlich sein Gewand und der Troll blitzartig verschwand. „Dafür haben wir keine Zeit,“ sagte er schlicht und leise. Woraufhin sich die beiden wieder auf den Weg machten.
Schweigend schritten sie weiter durch den Wald. Heres blickte sich ständig um, blieb wachsam, hielt Ausschau nach weiteren Bedrohungen. Heragof dagegen blieb wie immer vollkommen ruhig, setzte gelassen einen Fuß vor den anderen.
Riesige Fledermäuse flatterten über uns hinweg.
Durch die dichten, schwarzwirkenden, Baumkronen drang kein einziger Sonnenstrahl zu ihnen herab. Da wurden die Schreie um sie herum lauter. Ort unsäglichen Leidens, dachte Heres.
Jeder der Schreie ließ ihn kurz zusammenzucken. Jedoch gewöhnte er sich langsam an die gequälten Stimmen und vernahm sie sogleich nicht mehr.
Früher als erwartet erreichten wir ein Haus. Darin befände sich der Ring, so sagte es Heragof. „Nun musst du jedoch alleine weitergehen.“
Verwirrt blickte Heres den alten Zauberer an, doch dessen Blick verriet, dass darüber nicht diskutiert werden konnte.
Langsam schritt er also voran, die dunklen Stufen hinauf. Er warf einen letzten Blick zurück, bevor er eintrat und auf sich alleine gestellt war.
Es war kühl in dem Korridor. Ein beklemmend enger gang, zudem noch unübersichtlich lang. Doch schon kurz darauf war er am Ende, fand sich in einer großen Kammer wieder, da fuhr ihm ein Schauer durch die Glieder. Hier musste es sein, dachte er instinktiv. Und tatsächlich, in der Mitte des Raums eine Statue stand, an deren Hand sich ein goldener Ring befand.
Nur wenige Schritte trennten ihn davon, aber so einfach konnte es nicht sein. Er spürte das etwas passieren würde. Spürte die Bedrohung.
Nun plötzlich wieder der Troll vor ihm stand.
„So leicht werd ich’s dir nicht machen.“ Da begann er laut zu lachen.
Heres trat mutig etwas näher heran, überrascht von dem eigenen Mut, doch er spürte das ihn etwas leitete und anzog. Er musste dies zu Ende bringen, war er dem Ziel doch so nah. Dem Troll tropfte Speichel aus den Mundwinkeln, in freudiger Erwartung er sich befand.
Es war nun nötig zu handeln, denn er hatte nicht viel Zeit. Er fuhr sich mit der Hand durch sein lockiges Haar. Dann streckte er sie dem Troll entgegen und ... fror in fest, in der Zeit. Damit hatte dies grausige Wesen wahrhaft nicht gerechnet. Es war ein Trick, den ihm Heragof beigebracht hatte, mal wieder er sich als nützlich erwies. Dies sah man hier. Der Weg war nun frei und so eilte der Junge zu der Statue, vorbei an dem starren Troll. Rasch ergriff er den goldenen Ring.
Da änderte sich plötzlich alles um ihn herum. Von einer Sekunde zur anderen fand er sich am Rande des Dorfes wieder. Neben ihm der alte Zauberer stand. An Heres Ringfinger sich der goldene Ring befand.
„Du hast es wirklich geschafft. Keine Sekunde habe ich an dir gezweifelt. Doch war es auch nicht sonderlich schwer, musste man dazu nur die richtige, ausgewählte Person sein. Nur du konntest es schaffen. Nun hast du den Ring, der Rettung verspricht. Jedoch liegt nun viel vor dir, mein Junge. Es wird schwieriger, denn dies war sehr einfach für dich, es wird gefährlicher und verwirrender denn jemals zuvor. All deine Kraft wirst du brauchen. Aber ich bin überzeugt, dass du es schaffen wirst.“
Stolz blickte Heres dem Zauberer in seine grauen Augen, betrachtete sein faltiges Gesicht.
„Das größte Abenteuer liegt nun vor dir, Heres Sohn des Hamis.“




Ohne den Ring gerät Mantaalan aus den Fugen!




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