Herz aus Glas

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AchtelBlatt

Mitglied
Der Weg gesäumt mit Meilensteinen
Ich brauche einen wachen Blick
Manchmal ist einer von den Steinen
Etwas zu groß, etwas zu dick
Und lässt mich stolpern oder wanken
Ich hoff am Wegesrand wächst Gras
Dies sind meine bangen Gedanken
Ich hab nämlich ein Herz aus Glas

Die Vorsicht lässt mich leise werden
Und nicht mehr ganz so schwerelos
Auch meine Gesten und Gebärden
Sind heute nicht mehr ganz so groß
Wie sie es früher einmal waren
Ich geh nun eher Stück um Stück
Es lauern halt viele Gefahren
Nicht alle Scherben bringen Glück

Wenn alle Türen offen stehen
Und Erinnerungen schweigen
Wenn blinde Augen Zeichen sehen
Die gut und böse unterscheiden
Dann findest du bestimmt kein Stück
Aus Glas auf meinen Wegen
Mein Herz, mein Sein, mein ganzes Glück
Wollt ich in deine Hände legen



© achtelblatt (feb.09)
 
L

label

Gast
Hallo AchtelBlatt (Das Lorbeerblatt von Reinhard Mey?)

Die Überlegungen, Befürchtungen und Hoffnungen des Protagonisten hast du einfühlsam und nachvollziehbar mit schönen Worten gezeichnet.

An manchen Stellen holpert der Rhythmus, auch empfinde ich manche Textstellen als "eckig"

Ich habe als Anregung ein bisschen daran herumgebastelt:

Der Weg gesäumt mit Meilensteinen;
Ich brauche einen wachen Blick,
manchmal ist einer von den Steinen,
etwas zu groß, etwas zu dick,
und lässt mich stolpern oder wanken.
Ich hoff am Wegesrand wächst Gras.
Meine bangen Gedanken ranken
sich um mein Herz aus Glas.

Die Vorsicht lässt mich [blue]sachte[/blue] werden,
und nicht mehr so schwerelos,
auch meine Gesten und Gebärden
sind nicht mehr ganz so groß,
wie sie es früher einmal waren.
Ich gehe nur mehr Stück um Stück.
Überall lauern die Gefahren
und nicht alle Scherben bringen Glück.

Wenn alle Türen offen stehen,
böse Erinnerungen schweigen,
wenn blinde Augen Zeichen sehen
die gut und böse unterscheiden,
dann findest du bestimmt kein Stück
vom Glas auf meinen Wegen.
Mein Herz, mein Sein, mein ganzes Glück
Wollt ich in deine Hände legen.


das wollt ist die alte Form von möcht' ?
Das fände ich an dieser Stelle schwierig, da die Sprachebene ansonsten auf einer anderen Ebene ist.
ist in Bezug auf schwerelos, Gesten und Gebärden das falsche Verb, es sei denn im übertragenem Sinn.
"sachte" umfasst sowohl Lautstärke , als auch Bewegung.

vielleicht kannst du mit meinen Vorschlägen etwas anfangen.

liebe grüße
label
 

AchtelBlatt

Mitglied
Hallo label,

gut erkannt, es ist das Achtel Lorbeerblatt von Reinhard Mey.

Lieben Dank für Deine Anregungen zum Text. Das Holpern des Textes in der ersten Strophe ist offensichtlich, aber auch gewollt.

Die Vorsicht läßt mich leise werden: ich meine hier still bzw. stumm im Gegensatz zu einer früheren lauten Unbekümmertheit.

Das "wollt" am Ende wollte kein "wollte" werden ;-)


Lieben Gruß
AchtelBlatt
 
Mein ehrlicher Eindruck: der Text klingt ein bisschen schüchtern, unsicher, holperig und ich weiß nicht, ob das so beabsichtigt ist. Ich vermute eher nicht, denn stellenweise passt das Metrum 1a, dann aber wieder überhaupt nicht (Bsp. Dies sínd meiné bangén Gedánken - klingt einfach seltsam). Allgemein hast du eine recht schöne Wortwahl, liest sich relativ "lyrisch" und was das angeht, gefällt mir die zweite Strophe richtig gut - abgesehen von diesem kleinen "halt" in der vorletzten Zeile, das das stilistische Glasherz zum Brechen bringt. label hat dazu ja schon einen Verbesserungsvorschlag gemacht, ich würde da aber noch ein bisschen variieren, eben um dem Metrum gerecht zu werden: "Dort lauern vielerlei Gefahren" - oder sowas in der Art. Ich denke, ein geschliffenes Metrum kann viel ausmachen, was den Lesegenuss eines Textes angeht, da mag er sonst noch so originell sein... und wo wir gerade beim Thema sind, auch in Bezug auf die letzte Zeile will ich mich label anschließen, das "wollt" klingt ein wenig fad, ein "möcht" (oder "mocht", um dem Tempus gerecht zu werden) machte sich da meiner Meinung nach besser. Ist deine Sache.
Wie gesagt - größtenteils schöne Worte, ein bisschen mehr Feinschliff am Text und es wäre auch insgesamt ein schönes Gedicht. ;)
 

AchtelBlatt

Mitglied
Hallo Alfred Wowikkidberghson,

(welch bemerkenswerter Name)

die Schüchternheit und Unsicherheit sind durchaus beabsichtigt. Ich schreibe meine Texte meistens ganz spontan und habe mich noch nie damit befasst sie zu schleifen. Danke für deine Ansätze.

Das "mocht" trifft es, ja endlich.. Ich habe es eingebaut, lieben Dank dafür.

achtelblatt
 

AchtelBlatt

Mitglied
Der Weg gesäumt mit Meilensteinen
Ich brauche einen wachen Blick
Manchmal ist einer von den Steinen
Etwas zu groß, etwas zu dick
Und lässt mich stolpern oder wanken
Ich hoff am Wegesrand wächst Gras
Dies sind meine bangen Gedanken
Ich hab nämlich ein Herz aus Glas

Die Vorsicht lässt mich leise werden
Und nicht mehr ganz so schwerelos
Auch meine Gesten und Gebärden
Sind heute nicht mehr ganz so groß
Wie sie es früher einmal waren
Ich geh nun eher Stück um Stück
Es lauern halt viele Gefahren
Nicht alle Scherben bringen Glück

Wenn alle Türen offen stehen
Und Erinnerungen schweigen
Wenn blinde Augen Zeichen sehen
Die gut und böse unterscheiden
Dann findest du bestimmt kein Stück
Aus Glas auf meinen Wegen
Mein Herz, mein Sein, mein ganzes Glück
Mocht ich in deine Hände legen



© achtelblatt (feb.09)
 



 
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