Hier sind Hopfnung und Schmalz

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P

Pelikan

Gast
Hier sind Hopfnung und Schmalz schon verloren
wo ich einst mich auf Füßen verstand
denn ich wusst mich mit Reim zu verleimen
und darin mich bewusst loszutrinken

Doch jetzt muss mein Achillesvers hinken
warheitsfern will kein Reim mich daheimen
und er schöpft er verssenkt sich im Sand
der nur selten zum Glasklar erkoren

Ich bin fasziniert von Deinen Wortschöpfungen, die nicht hohl sind. Nach meinem Lesen klagt hier ein Lyrich über den Verlust der Heimat die da "Reimgedichte" heißt.
Das Lyrich war wohl im "Reimland" zu Hause, stand auf festen
Füßen dort und war mit vollem Verstand dabei ("auf Füßen verstand") Nun will ihm kein Reimgedicht wohl so recht glücken, das Lyrich ist nicht mehr so heimisch darin ("will kein Reim mich daheimen"). "Und er schöpft, er versenkt sich im Sand". Alles was das Lyrich macht in dieser Richtung rinnt ihm durch die Finger wie Sand und versinkt im Sand wieder.
Und auf Sand läßt sich bekanntlich nichts Festes aufbauen.
Sand wird auch zum Glas-Herstellen gebraucht. Das Lyrich könnte also, wenn es ihm gelänge, auch hier etwas Klares,
Durchsichtiges schaffen, doch es resigniert wohl eher
mit seinem "der nur selten zum Glasklar erkoren".

"Hopfung und Schmalz" gefallen mir besonders: Hopfnung,
eine Mischung aus Höhenflug=Hopf und Hoffnung
und Schmalz= steht wohl für Gefühle, den Überschwang derer,
bis hin zum Kitsch=Schmalz. Keine Hoffnung mehr den inneren Überschwang in Reime zu setzen. Sich mit reimengefüllten
Worte bewußtlos zu trinken. Nein, jetzt "trinkt man sich bewußt los" von der elenden Reimerei - will frei sein davon?
Es schmerzt wohl innerlich, doch wenn man den Schmerz versucht zu verreimen, dann hinkt es/man damit (Achilles-Ferse=die verletzte) Ich weiß nicht, ob ich mich hier zu sehr versteige, aber egal, Dein Gedicht finde ich sehr gut.
Es ist nicht nur hohle Wortspielerei, sondern der humorvolle
Versuch einer inneren Ablösung von der Reim-Heimat.
Wenn ich es verstanden habe....wenn?...wenn nicht, dann
gefällt mir auf jeden Fall die Wortspielerei ;)

mit herzlichen Grüßen,Pelikan ;)
 

MarenS

Mitglied
Nein, resque, Hopfen und Malz sind bei dir noch lange nicht verloren, zum Glück, wie ich gerade wieder fand. Lyrich hat da wohl so seine Probleme, wie es scheint.
Sehr feines Gedicht mit herlichen Wortspielereien und -schöpfungen.

Es grüßt die Maren
 

HerbertH

Mitglied
Also mir fällt bei "Hopfung" nicht "Höhenflug=Hopf" ein, sondern das bayerische Reinheitsgebot ein, aber das mag an meinem Wohnsitz in den letzten Jahren liegen :D
 

plotzn

Mitglied
Klasse Wortschöpfungen und Wortspielereien!
Wer sich bewustlos trinkt, bei dem sind Hopfen und Malz wirklich verloren.
Einzig das Glasklar gibt mir Rätsel auf.
Jedenfalls ein humorvolles Gedicht mit Tiefgang.

Liebe Grüße, Stefan
 

presque_rien

Mitglied
Hallo Leute,

vielen Dank für eure netten Kommentare!! :)

@ Pelikan

Wow, danke für deine intensive Beschäftigung mit dem Gedicht - du hast fast alle Wortspiele aufgedeckt! Cool! Und deine Interpretation deckt sich größtenteils mit meiner - außer, dass ich die Ablösung von der Gedicht-Heimat generell meinte. Und bei "Hopfnung und Schmalz" wollte ich auf "Hopfen und Malz verloren" anspielen.

@ Maren

Schön, dass es dir gefallen hat :)

@ Herr Müller

Wodka - I wish! Bei mir hier in England war's 8:40 und mein Schultag ging grade los (ächz)

@ Estrella

:)

@ Marie-Luise

Danke, Marie-Luise! *lach* Aber kaufen würd's keiner ;)

@ Herbert

Yep - das ist, woran ich gedacht habe

@ plotzn

Danke - Wortspiele sind mein Leben. Was Pelikan zu "Glasklar" schrieb, fand ich gut. Interessant übrigens, dass das Gedicht von allen als humorvoll empfunden wird - ich meinte es nicht so - aber es freut mich, wenn es so gelesen wird.

Schönes Wochenende
wünscht presque
 



 
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