Hoch oben im Frühling

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Hoch oben im Frühling

Die tiefstehende Sonne tauchte den Tisch in ein weiches kraftvolles Licht. Leo Braunmühl zog sich die Sonnenbrille vom Kopf und atmete kräftig durch. Die warme Frühlingsluft durchströmte seinen Körper, er schloss die Augen und ließ sich in die Lehne seines Stuhls fallen, seine Beine weit von sich gestreckt. Welch ein wundervoller Nachmittag! Kurzentschlossen waren sie vom Büro hinauf auf den Berg in das nahe Gartencafé aufgebrochen, nachdem sie beschlossen hatten, die restlichen Akten am Abend oder erst am nächsten Morgen zu bearbeiten. Diese zwei Stunden sollten nur ihnen gehören, sollten sie eine Zeitlang befreien vom Stress der letzten Tage, von der Hektik, die dieses Projekt ihrem Berufsalltag zugefügt hatte.

Langsam und wie von Wolken getragen glitt Leo aus der Welt, vergaß all das, was eben noch gegenwärtig war. Die Kinder am Nebentisch, die sich nicht entscheiden konnten, welche Sorte Eis sie bestellen sollten. Die kleine schwarzhaarige Kellnerin, die geduldig wartete, bis sie drei Erdbeer- und drei Schokokugeln in ihren Notizblock schreiben konnte. Den dicken Herrn, der graublaue Rauchkringel in die Luft blies. Und Rita, seine Kollegin, die soeben den Tisch verlassen hatte, um die Toilettenräume aufzusuchen. Nur noch gedämpft vernahm er das Zanken der Kinder, das Zwitschern der Vögel in den Ästen der zart blühenden Bäume über ihm, das Rattern eines fernen Zuges, der tief unten den Ort durchquerte. Und hin und wieder blinzelte er ins Sonnenlicht, als ob er ermessen wollte, wie viel Zeit ihm noch bliebe von diesem herrlichen Tag. Immer wieder durchfuhren ihn die Gedanken an seine und Ritas Arbeit, an die einzelnen Phasen und Schritte, die sie bewältigt hatten und die noch vor ihnen lagen. Ebenso oft lenkte er sich ab und nahm gedehnte Züge von der frischen Luft, atmete zufrieden aus und filterte die Klänge der Umwelt, das tiefe Summen einer Hummel, das Zirpen der Spatzen, das leise Rascheln der Ligusterhecke, die den Garten festhielt, denn hinter ihr ging es steil bergab ins Tal, dorthin wo der Fluss sich bog und seine Wellen blitzende Lichtsignale endsandten.

Eines der Kinder schrie auf. Leo schreckte hoch und sah die rote Kugel Eis auf dem festen schwarzen Sandboden zerfließen. Wenige Tische weiter schlug ein Hund an und kläffte unerbittlich, so dass die schönen Klänge im Nu aus seinem Kopf verschwunden waren. Er setze sich auf und sah über die Hecke hinaus in die Ferne, während Hund und Kind sich allmählich beruhigten. Ein Blick auf seine Armbanduhr bedeutete ihm, dass es nun Zeit wurde, zu gehen. Noch einmal die Augen geschlossen, noch einmal den Duft des Augenblicks inhalieren, als plötzlich eine Stimme die Stille durchbrach.

Leo, du? Bist du es wirklich? Meine Güte, wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen?

Leo fuhr herum und sah in zwei fragende Augen, untermalt von einem verschmitzten Lächeln. Ein Moment des Nachdenkens, eine Sekunde zum Sortieren und Kombinieren, ein Wimpernschlag zum Verstehen. Er erhob sich und sah sie an. Ihre Augen funkelten erwartungsvoll.

Vielleicht fünf oder sieben Minuten, Rita. Auf jeden Fall eine schöne Ewigkeit.

Beherzt lachten beide auf. Noch einmal, bevor es zurück an die Arbeit ging.
 

Aligator

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Hallo Creator!

Sorry für den Verriss:(, das ist halt nicht ganz mein Ding.

Die tiefstehende Sonne tauchte den Tisch in ein weiches kraftvolles Licht.
Weich und kraftvoll, mhm, passt bei mir nicht recht zusammen. Kraftvoll würd ich streichen.

Die warme Frühlungsluft ...
Streich doch "DIE" und schon war es nur noch eines.

ließ sich in die Lehne seines Stuhls fallen, seine Beine weit von sich gestreckt.
Das geht nicht glaub ich nicht so recht, das mir dem Beinen kommt erst nach dem Fall, oder?

Und Rita, seine Kollegin, die soeben den Tisch verlassen hatte, um die Toilettenräume aufzusuchen.
mhm wenn der Satz sein muss, dann vielleicht nur die Toilette?

Okay, das geht jetzt so weiter bis
plötzlich eine Stimme die Stille durchbrach.
Auch du Schreck!
Also du hast das Alles wirklich gut und anschaulich beschrieben!
Man möchte direkt dort auch seine Pause machen. Und wahrscheinlich würde ich auch wegpennen :)

Grüße,
Aligator
 



 
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