Hochofenlyrik

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Duisburger

Mitglied
Der wind fängt sich im stahlgewirr
der riese singt an manchen tagen

am narbenbauch
der leere schlund
der längst nichts mehr zu geben hat
mahnt überlaut
wenn rostige scharniere klagen
noch bin ich da

vom letzten abstich ahnt man noch
den fluss der hitze
als letzte spur
das tal im sand
und glasgeperlte hänge

dem abfluss hat der letzte guß
das breite maul verzehrt
ein eisenbart mahnt nun zum boden
und mit ihm wurde stille

des abends dann
wenn lichter tanzen
und bunte lanzen stechen
erwacht er mit der nacht

dann spüre ich die glut des stahls
wenn hitze sich durch lider brennt
und weiß genau tot ist er nicht


Vertonung: http://www.gruppe-vier-w.org/audio_upload/Oldy__Hochofenlyrik_Uwe.mp3

Foto Hochofen 5 von Raimond Spekking: http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Abstichhalle_Hochofen_5_Landschaftspark_Duisburg-Nord.jpg
 

ENachtigall

Mitglied
Eine Homage an den Landschaftspark Nord, die mich sehr anspricht (habe halt so eine Schwäche für "unsere" Industrieruinen).

Allein das "Erbrechen" wirkt effektheischend und gefiele mir durch ein "Ausspucken" ersetzt viel besser, weil lediglich plastisch.

dann spüre ich
die die glut des stahls
Hier ist Dir eins zuviel rausgerutscht.

Grüße von Elke
 

Duisburger

Mitglied
Hallo Elke,

danke für deinen freundlichen Kommentar.
Das zweite "die" habe ich entfernt und das "erbrechen" durch ein schlichtes "geben" ersetzt. Ich denke, das wirk noch besser.

lg
Duisburger
 

Walther

Mitglied
Moin Duisburger,

ein gewaltiges Bild, das Du hier malst. ;)

Du gestattest sicherlich ein paar kleine Retuschen:
Der wind fängt sich im stahlgewirr
der riese singt an manchen tagen

am narbenbauch
der leere schlund
der längst nichts mehr zu geben hat
mahnt überlaut
wenn rostige scharniere klagen
[blue]noch[/blue] ich bin [strike]noch[/strike] da

vom letzten abstich erahnt man [strike]noch[/strike]
den fluß der hitze
als letzte spur
das tal im sand
und glasgeperlte hänge

dem abfluss hat der letzte guß
das breite maul verzehrt
ein eisenbart mahnt nun zum boden [blue]weisend[/blue]
und mit ihm [blue]wurde[/blue] stille

des abends dann
wenn [blue]die[/blue] lichter tanzen
und bunte lanzen stechen
erwacht er mit der nacht

dann spüre ich [strike]die[/strike] die glut des stahls
wenn hitze sich durch [blue]die augen[/blue]lider brennt
und weiss genau [blue]tot[/blue] er ist nicht [strike]tot[/strike]
Ich habe dabei den Rhythmus durch den Text hindurchfließen lassen. So spürt man beides: die Ruhe und die darunter verborgene Dynamik.

Wie gesagt: ein starker Text. Aber: kleinere Verbesserungen vertrüge er, meiner unmaßgeblichen Meinung nach.

Zu den Bildern: bewegend. Auch Regungslosigkeit kann bewegen.

Liebe Grüße W.
 

Duisburger

Mitglied
Hallo Walter,

vielen Dank für die Auseinandersetzung mit dem Werk. Ich habe einiges, wenn auch nicht alles, übernommen. Du hast recht, es ist dem Rhytmus förderlich. Und der ist mir hier wichtig.

lg
Duisburger
 

Duisburger

Mitglied
Ich habe mal versucht, das Werk zu vertonen. Vielleicht kommt so das Bild besser rüber.

Unter dem Werk befindet sich nun ein Link.

lg
Duisburger
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein Werk auf meiner Wellenlänge. Allein zwei Stellen fand ich, siehe auch Walthers Kommentar.

"vom letzten abstich [strike]er[/strike]ahnt man noch"

"und mit ihm wurde [strike]die[/strike] stille"
 

Lord-Barde

Mitglied
Meine Güte
son' Kappes hab ich selten gehört, und die "vertonung" ist noch der Gipfel
"Moderne Zeiten" ist nix dagegen
in allergrösster Ehrfurcht *verneigt* der
Lord-Barde
Dortmunder
 
B

Burana

Gast
Fluss schreibt man mit zwei s, weiß mit ß. Davon ausgehend, welche RS Du im restlichen Text verwendet hast.
Liebe Grüße, Burana
 
Ode an einen Hochofen? Mal was anderes, klingt mir aber insgesamt zu dramatisiert. Der Ton lässt eine Moral erwarten, die aber nicht auffindbar ist; ich halte ihn für unangemessen, was das Thema anbelangt.
Im letzten Vers "und weiß genau tot ist er nicht" ist die fehlende Interpunktion besonders störend.

LG, Fabien
 
O

orlando

Gast
Gutes Teichenl. Und das Beste daran: Ich kannte es noch nicht!

Früher war alles besser. Da musste man auch nicht dauernd von früher ...
Ach ja!
 
D

Die Dohle

Gast
... natürlich ist das gut. ich denk es bleibt gut. und:
der preis, neues zu gewinnen, ist erstmal mist. meist. nur, wird nicht probiert, geschieht gar nix. und das ist gar nix.

abgesehen davon, hallo revilo, mir gefallen deine grabungen, da viele gute texte einfach verschwinden. ich bitte dich, diesen schönen brauch weiter zu pflegen.

lg
die dohle

nachtrag:
manche texte müssen ihre zeit erst erreichen ...
 



 
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