Hochzeitstag (Überarbeitete Version)

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Sweetrebell

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„Waren schon lange nicht mehr hier?“, sagt Michael, als er und Sabine das Lokal betreten.
„Das stimmt,“ antwortet Sabine und lächelt ihn an.
Das Lokal ist gut besucht und sie sehen sich suchend nach einem Tisch um.
In einer kleinen, versteckten Nische, finden sie schließlich einen Tisch für zwei Personen.
Michael hilft Sabine aus ihrer Jacke und hängt sie an der Garderobe, die er gegenüber findet, auf. Er zieht seine Jacke aus und hängt sie dazu.
Sabine hat inzwischen Platz genommen.
„Du siehst umwerfend aus,“ sagt er, als er sich ihr gegenüber setzt.

< Das grässliche Kleid hätte sie besser im Schrank hängen lassen >

„Danke, Schatz. Du hast dich aber auch ganz schön in Schale geworfen.“
„Nur für dich,“ antwortet Michael und zwinkert ihr zu.

< Der Anzug sieht so billig aus wie Du >

Michael holt seine Zigaretten aus seiner Hemdtasche und legt sie auf den Tisch. Mit dem Feuerzeug zündet er die Kerze an, die in der Mitte des Tisches steht.
„So ist es romantischer,“ sagt er und zündet sich eine Zigarette an.

< Der weiß doch nicht mal wie man romantisch schreibt >

Genüsslich bläst er den Rauch in die Luft.
Sabine fegt den Rauch, der zu ihr zog, mit hektischen Handbewegungen weg.

< Muss er mir immer diesen Gestank ins Gesicht pusten? >

„Entschuldige,“ sagt Michael, als er bemerkt, dass Sabine versucht die Rauchwolke loszuwerden.

< Früher hat sie selbst geraucht, da war sie nicht so zimperlich. >

„Schon gut,“ erwidert Sabine lächelnd.
Michael drückt die Zigarette dennoch aus.
„Das ist lieb von dir. Danke.“
„Ich finde es toll, das du nicht mehr rauchst. Du hast viel mehr Willenskraft als ich,“ sagt Michael.
„Du schaffst das auch noch, da bin ich mir sicher.“
Michael nickt zustimmend.

< Rate mal, warum ich von diesen verdammten Glimmstängeln nicht loskomme? Würdest du nicht immer an mir herumkritisieren, hätte ich es schon längst aufgegeben. >

Die Bedienung kommt an den Tisch und legt ihnen lächelnd die Speisekarten auf den Tisch.
„Bin gleich wieder bei ihnen,“ sagt sie übertrieben freundlich und verschwindet schnellen Schrittes.

< Jetzt glotzt er der Bedienung auf den Hintern. Mir doch egal, hast mit deinem Schwabbelbauch eh keine Chance bei ihr. >

„Weißt du noch, als wir das erste Mal hier waren?“, sagt Sabine und schaut von ihrer Speisekarte auf.
„Ja, das muss über zehn Jahre her sein. Wir waren damals eine ihrer ersten Gäste. Alle starrten dich an. Du sahst so hübsch aus, in deinem neuen Sommerkleid.“
„Und heute?“, neckt sie ihn.

< Wie ein Ackergaul im Hosenanzug, mit deinem fetten Hintern >

„Du wirst mit jedem Jahr schöner,“ antwortet Michael und streichelt ihr über ihre Wange.
Sabine lächelt und drückt ihr Gesicht in seine Hand.

< Dieser alte Heuchler. Fasst mich seit Wochen nicht mehr an, weil er keinen mehr hoch kriegt. >

Schweigend studieren sie die Speisekarte.

< Schon wieder zum Italiener. Er hätte sich ja auch mal was anderes einfallen lassen können. Geizhals! >

„Na hast du schon was gefunden?“ fragt Michael nach einer Weile, greift über den Tisch nach ihrer Hand und streichelt sie mit seinem Daumen.

< Hoffentlich sind wir noch rechtzeitig zum Boxkampf wieder zu Hause. Der Maske muss heute unbedingt siegen. >

„Ich denke ich nehme ......“, sie fährt mit ihrem Zeigefinger über die angebotenen Gerichte,

< Na, mal sehen, was so richtig schön teuer ist. >

„...... das Kalbsmedaillon.“
Sabine schaut ihn lächelnd an.
„Hm, gute Wahl,“ sagt Michael und lächelt zurück.

< Wie immer, das Teuerste. Die kriegt den Hals nie voll. >

„Mir reicht eine Pizza,“ sagt Michael und wartet ihre Reaktion ab, aber sie lächelt nur.
„Wie du willst,“ antwortet sie schließlich.

< Mist, sie ignoriert meine Andeutung. War ja klar. >

„Na gut, zur Feier des Tages gönn ich mir auch mal was anderes.“

< Was die kann, kann ich schon lange. Jetzt guckt sie ganz erschrocken. Ha! >

„Ich hätte gerne das Rumpsteak. Medium, bitte,“ bestellt Michael, als die Bedienung endlich zu ihrem Tisch kommt.
„Für mich das Kalbsmedaillon.“

< Ich zuerst und immer wieder ich zuerst. So war er schon immer. >


„Was darf ich ihnen zum Trinken anbieten,“ fragt die hübsche Bedienung freundlich.
„Bringen sie uns eine Flasche Dornfelder,“ sagt Michael und blinzelt Sabine zu.

< Der hat sie doch nicht mehr alle und fahren soll natürlich wieder ich. >

„Wir haben heute unseren siebzehnten Hochzeitstag,“ verkündet Michael theatralisch.
„Herzlichen Glückwunsch,“ sagt die Bedienung eher desinteressiert, schreibt die Bestellung auf ihren kleinen Block und geht.

< Na, wenigstens hat er ihn nicht vergessen, so wie letztes Jahr. >

Nach wenigen Augenblicken kommt sie auch schon mit einem Tablett, auf dem die Weingläser und eine Weinkaraffe stehen, an den Tisch zurück.
Gekonnt kostet Michael den Rotwein und nickt der Bedienung zu.

< Angeber >

Sie lächelt beiden zu, schenkt ihnen die Gläser halb voll und geht wieder.
Michael erhebt sein Glas. : „Auf unseren siebzehnten Hochzeitstag und der schönsten, geduldigsten und liebevollsten Ehefrau, die ein Mann wie ich, sich nur erträumen kann.
Ich liebe Dich!“

< Habe ich all das gerade wirklich gesagt? Glaub mir, keine einzige Silbe entspricht auch nur annähernd der Wahrheit. >

„Ich dich auch und auf weitere siebzehn wunderbare Jahre,“ sagt Sabine und prostet ihm zu.

< Nicht ein Jahr war wunderbar, du Idiot, aber es werden bestimmt keine weiteren Siebzehn. Sobald die Kinder aus dem Haus sind, bin ich weg. >

Als sie ihre Gläser wieder abgestellt haben, halten sie sich an den Händen, bis ihr Essen kommt.
Der Abend wird wunderschön...
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Sweetrebell,

gefällt mir schon besser, hat einfach mehr Biss. Du könntest den anderen Text jetzt löschen.

LG Franka
 

Anysa

Mitglied
Hallo,

deine kleine Geschichte gefällt mir sehr gut. Sie zeigt die Realität zwischen dem, was wir sagen und dem, was wir denken.

LG
Anysa
 

Sweetrebell

Mitglied
hallo anysa
schön,dass dir meine geschichte gefallen hat.
oft ist es leider so. vielleicht nicht so extrem, aber....
lg
sweetrebell
 



 
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