Hodenoden, säuerliche

3,60 Stern(e) 8 Bewertungen

Plejadus

Mitglied
.


Dass Rudo mal als Spermium das - wenn auch gedämpfte - Licht der Welt erblicken sollte, in einem leicht linksbaumelnden Skrotum, hätte er wohl nicht zu träumen gewagt.
Und als er eines Abends mit seinen Kumpels ums Lagerfeuer saß, die Schwanzflosse um sich geschlungen, da schaute er sie an, seine samenfaden Freunde.
Aber waren es wirklich ... seine Freunde?

Sie hatten doch alle keine Ahnung, schwafelten Zeugs wie, ’Hey, ich weiß, was ich mache, wenn ich hier mal raus komme - was mit Sexualität!’ oder ’ Ich kenn ’nen Trick: links antäuschen, rechts vorbei!’.
Da lachte sogar die mitlauschende Belegschaft des rechten Eies, von der es hieß, sie könne nicht mal bis Ypsilon zählen. Offenbar hatte man dort realistischere Vorstellungen von der Ovulation.
Rudo schwieg meist und stocherte versunken mit einer Zellstange in der Glut herum. Ahnten diese Deppen nicht einmal, wie sie enden würden, auf Computertasterturen, in Gummischläuchen auf der Deponie, in den Stoffen verbrecherisch gemusterter Sofapolster?

Joac, der Rudo noch am Genehmsten schien, machte keinen Hehl aus seiner Trübsal: ’Wir werden alle sterben’, murmelte er, ’noch ehe wir die Sonne sehen’. Er hatte sich vor Kurzem verstümmelt, sich von seiner Flosse getrennt und wurde daraufhin als ’Eizelle’ gemobbt.
Gleichwohl, ein paar Stunden später bereits hatte diese sich regeneriert, und es war ohnehin unklar, was er damit je zu bezwecken suchte.
Leoni hockte da noch herum. Er hatte in der Nacht zuvor mit einem Rutsch seinen gesamten Kumpelkreis verloren und starrte nun milchglasig in die Flammen.
Und Rob? Der war auf Prostata.

Der Abend schaukelte dahin, und es wurde sehr sehr still.
So still, dass man, wenn man lauschte,so lauschte, als ginge es um alles, ein Ei springen hörte.
 
T

Trainee

Gast
Hallo Plejadus,

für mich ein überaus köstliches und originelles Werk!
Allein schon die Verballhornung des allseits beliebten Berufswunsches: "Später will ich was mit Medien machen", in ein anderes, vermutlich ebenso interessantes Terrain, nimmt mich dafür ein.
Ein Schluderfehlerli gibt es zu beklagen:

Joac, der Rudo noch am [red]G[/red]enehmsten schien,
Ansonsten sind mir erstmal keine Mängel aufgefallen.
Kurzum: Eine abstruse, gleichwohl glaubwürdige Satire, die mich sehr zu amüsieren versteht. Mit wunderbar passenden Namen und einem spritzigen Ausflug ins prostatierende Drogenmilieu. :D:D
Gleichzeitig erkenne ich ein Spiel mit dem Prosagenre an sich, eine Parodie auf "die" gelungene Erzählung. Besonders wird das am romantischen Schluss deutlich. :)

Trainee
 

Plejadus

Mitglied
.


Dass Rudo mal als Spermium das - wenn auch gedämpfte - Licht der Welt erblicken sollte, in einem leicht linksbaumelnden Skrotum, hätte er wohl nicht zu träumen gewagt.
Und als er eines Abends mit seinen Kumpels ums Lagerfeuer saß, die Schwanzflosse um sich geschlungen, da schaute er sie an, seine samenfaden Freunde.
Aber waren es wirklich ... seine Freunde?

Sie hatten doch alle keine Ahnung, schwafelten Zeugs wie, ’Hey, ich weiß, was ich mache, wenn ich hier mal raus komme - was mit Sexualität!’ oder ’ Ich kenn ’nen Trick: links antäuschen, rechts vorbei!’.
Da lachte sogar die mitlauschende Belegschaft des rechten Eies, von der es hieß, sie könne nicht mal bis Ypsilon zählen. Offenbar hatte man dort realistischere Vorstellungen von der Ovulation.
Rudo schwieg meist und stocherte versunken mit einer Zellstange in der Glut herum. Ahnten diese Deppen nicht einmal, wie sie enden würden, auf Computertasterturen, in Gummischläuchen auf der Deponie, in den Stoffen verbrecherisch gemusterter Sofapolster?

Joac, der Rudo noch am genehmsten schien, machte keinen Hehl aus seiner Trübsal: ’Wir werden alle sterben’, murmelte er, ’noch ehe wir die Sonne sehen’. Er hatte sich vor Kurzem verstümmelt, sich von seiner Flosse getrennt und wurde daraufhin als ’Eizelle’ gemobbt.
Gleichwohl, ein paar Stunden später bereits hatte diese sich regeneriert, und es war ohnehin unklar, was er damit je zu bezwecken suchte.
Leoni hockte da noch herum. Er hatte in der Nacht zuvor mit einem Rutsch seinen gesamten Kumpelkreis verloren und starrte nun milchglasig in die Flammen.
Und Rob? Der war auf Prostata.

Der Abend schaukelte dahin, und es wurde sehr sehr still.
So still, dass man, wenn man lauschte,so lauschte, als ginge es um alles, ein Ei springen hörte.
 

Plejadus

Mitglied
Tag Trainee,
"am genehmsten" - wohl wahr.
Dass Dir die ja zweifellos etwas nischig-bizarre 'Fabel' gefiel, ist mir sehr genehm - vielen Dank.
Dass Du eine Parodie auf das Genre an sich witterst ist sehr interessant,will meinen, war mir gar nicht aufgefallen (too close to own work theory).
Jetzt dann aber doch, wenigstens im 'romantischen' (hihi) Finale, das -klar- einen mehr als klassischen Abgang formuliert,der in der Regel aber eher mit Springböcken, Einhornhuftritten und Zwergenhüsteln Anwendung findet.
XY-chromosomale Grüße aus dem Mittelgebirge
Plej.
 

Willibald

Mitglied
Nicht zu vergessen die Spermienepisode in Woody Allens' "was sie schon immer über Sex wissen wollten, aber nie zu fragen wagten".
Grüsse aus dem Intertextuellenheim.
ww
 

Veil

Mitglied
Mein lieber Plejadus,

ich stelle gerade fest, dass ich selbst in meinem hohen Alter (29 for ever) noch dazulernen kann. Solche Unterhaltungen am Lagerfeuer inspirieren mich nachgerade, noch einen mickrigen Tümpel dazuzudenken, den Waldrand (du weißt schon, der mit den vielen Haufen), einen Rhododendronstrauch (in voller Oma-Blüte), sowie zwei seltsame Gestalten, die es genau hier und jetzt wissen wollen.

Ich grüße dich stürmisch und drück dich.

Veil...
 

Plejadus

Mitglied
Lotta-Veil, Inspiration ist ein Fest der Fantasie oder ist die Fantasie ein Fest der Inspiration? Oder ist es auch egal, weil ein Fest ist ein Fest (ist ein Fest)?
Huppel sind jedenfalls und waren's schon immer: Huppel. Und 29 sind wir ohnehin - mindestens.
Und falls wir bald tot sind,so haben wir vielleicht versäumt, hinreichend ausdauernd zu feiern und sollten uns also nicht allzu laut beklagen, wenn ca. 1 Meter über uns ein Mähroboter tut, was er tun muss. Nämlich mähen.
*-:
Plej.
 



 
Oben Unten