Hohn und Spott zwei Geschwister

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D

Deltabravo

Gast
Hohn und Spott zwei Geschwister.

Und was so ein Bürgermeister nicht alles denken muß. Und was er sich nicht um alles kümmern soll!
Von solcher anspruchsvoller Tätigkeit ahnen weniger Bürger. Manche harte Nuß bekommt er zu knacken, und bei allen den peinlichen Gerechtigkeitsliebe, kommt es auch vor, das der Dank dafür traurige Erfahrungen machen muß.
In der Stadt Graubinden war heute eine Bürgerlicheversammlung, wobei es recht stürmisch herunterging. Zwei Stunden wurde schon diskutiert, und zu keine richtige Beschlussfassung gekommen. Es handelte sich um einen ganz gefährlichen, geisterkranken Menschen, den man unter Umständen in die Nervenklinik unterbringen müßte.
Mit gewöhnlichen Bürgern wehre kein Problem, doch dieser Geisterkranke war kein gewöhnlicher Alltagsmensch gewesen. Der Körper, der heute so viele Empfindsamkeit erregte, war ein ehemaliger, pensionierter Oberbürgermeister Unters. Bei dem es eines Tages in oberster Schublade bedenklich zu rappeln begann.
Bisher war der Ex - Bürgermeister harmlos. Ab und zu erschien er wie früher zu gewohnter Stunde am Stammtisch. Bis jetzt lachten und amüsierten sich alle über seine sonderbaren Einfälle. Wie mit dem Dosen Pfand. Er suchte sie an allen Enden, und steckte eine nach dem andern im Hausflur. Damit konnte er sich tagelang beschäftigen. In solcher Weise vegetierte der Bürgermeister über ein Jahr. In letzten Tagen aber, hatte er einen fürchterlichen Zornausbruch bekommen, weil seine Frau die Dosen verkauft hat. Nur mit knapper Not konnte die Familie dem sicheren Tod entkommen. Noch am selben Abend hat die Frau Unters mit dem Bürgermeister telefonisch gesprochen. Sie erzählte ihm unter heftigem Schluchzen von dem unbeschreiblichen Tobsuchtsanfall ihres Mannes und von der großen Lebensgefahr, die sie und die Kinder ausgesetzt sind.
Das Oberhaupt hörte alles ruhig an, dann sagte er. “Meine gute Frau, da können wir auch nichts viel tun, als Ihren Mann aus Sicherheitsgründen im Nervenklinik sperren. Damit werden Sie doch einverstanden sein.”
Die Gefühle der unglücklichen Frau wogten jetzt fürchterlich durcheinander. Ihr gutes Herz sträubte sich gegen diesen Vorschlag, aber es gab keinen Ausweg, wenn sie noch größeres Unglück verhüten wollte, mußte sie dem Bürgermeister zustimmen.
“Gut”, sagte dieser, “dann werde ich gleich morgen in der Sitzung seine Unterbringung in die Nervenklinik beantragen.”
Und nun hält der delikate Fall die Bürgerversammlung mehrere Stunden in Atem, ohne zu einem Ergebnis zu gelangen.
Einen Menschen ins Nervenklinik zu schaffen, wäre relativ nicht schwierig, aber beim solchen Menschen wie Herr Unters, ist nur List und Schlauheit gefragt. Wer aber von den versammelten Bürgern kann das nur überwältigen?
Die oberschlau Köpfe schlugen vor, Herrn Unters mit ketten und Zwangsjacke ins Nervenklinik liefern. Den Wiedersprachen wieder die anderen wegen zu großer Belastung, und aus rein ethischen Gründen eine solche Maßnahme hatte gewisse Bedenken. Denn wie ein Stück Vieh wollte man den Ehrenbürger nicht abschieben.
“Meine Bürger und Bürgerinnen! Es ist nicht wegen der Kosten allein, die könnten zur Not aufgebracht werden. Aber was ihr euch da vorstellt, ist nicht leicht. Wenn Herr Unters sieht das, so viele Leute auf ihm zukommt, dann weiß er sofort, was los ist. Im Wut kann er schon ein paar Menschen erschlagen! Und wir wollen doch nicht, einen ehemaligen ehrenwerten Bürger wie ein wildes Tier durch die Stadt jagen. Nein, der Herr Unters muß der Unterbringung selbst eintreten, wir müssen ihm nur dabei bißchen helfen.”
“Das überlasen wir am besten ihnen!” rief ein Bürger.
Alle stritten und debattieren heftig, nur einer von ihnen saß teilnahmslos da, und schien sich an der ganzen Sache nicht beteiligen zu wollen.
Der ehrbare Maschinenbauer Herr Fuchs, ein Männchen, das zur Not 120 kg Körpergewicht aufbringen mochte, ist seit sieben Jahren im Stadt eine sehr bekannte Persönlichkeit. Den Spitznamen “Schnipseln” bekam er deshalb, weil er im Gespräch mit dem Finger schnipselte. Und immer nach der Magenhöhe seines Widersachers. Für ihn war das Politischewissen nicht leicht. Peinlich genau und gewissenhaft nahm er es mit seinen Pflichten. Zum Beispiel, wenn einer einmal fragte. “Warum ist der Banane krumm?” dem konnte er mit der ganzen Schlauheit eines erfahrenen Philosophen ins Gesicht sagen. “Weil wenn die gerade gewachsen wären, dann brauchen sie ein Visum.”
Allgemein sagte man vom Herr Fuchs, das er die Gänse: pfeifen lernt. Aber heute schien dieser Weisheit zu versagen. Das er aber die ganze Zeit intensiv über diesen Fall sich Gedanken macht, konnte keiner wissen.
Die Diskussion und Gegendiskussion wurden immer hitziger. Die Debatte drohte zu einem regelrechten Streit auszubrechen. Dann lächelte der Herr Fuchs, nickte ein paar mal mit dem Kopf und brummte vor sich hin. “Bürger und Bürgerinnen! Ich habe eine gute Idee! Alle wissen, ich bin ein großer Feind von Gewalt. Das gilt für die gesunden wie auch Geisterkranke Menschen. Der ehemalige Bürgermeister Herr Unters ist zweifellos geisteskrank, dabei ist er aber ein sehr starke und muskulöser Mann, der nur mit Gewalt überwältigt werden kann. Darum die Gewalt zu vermeiden, werde ich ganz allein der Herr Unters ins Nervenklinik bringen.”
“Sie? Und wie, möchten sie das machen? Wie stellen sie sich das vor? Mit ihrem Gewicht? Unmöglich!”
Solche und ähnliche Fragen bohrten sich dem armen Maschinenbauer in die Ohren. Und auch der Bürgermeister konnte nicht sein skeptisches Wiehern beibehalten. Herr Fuchs stand aber da, lächelte und ließ all den Spott und Hohn ruhig über sich ergehen. Als es im Saal wieder still geworden war, fragte er im spöttischen Ton. “Na was, habt ihr welche Idee? Wenn nicht, dann kann ich weiter Reden!” Und begann von neuem: “Bürger und Bürgerinnen! Das ich mit meinem Gewicht der Herr Unters nicht einliefern kann, ist für mich nicht neues. Eure Weisheiten brauche ich nicht! Die Geschichte muß eben umgekehrt gehen. Der Herr Unters wird mich ins Nervenklinik bringen!”
“O! Ach!” riefen mehrere Stimmen.
“Bitte um Ruhe! Lassen Sie Herr Fuchs erst einmal ausreden!” rügte der Bürgermeister mit sichtlichem Unwillen diese Zwischenrufe.
“Ja! Das geht ganz einfach!” fuhr Herr Fuchs weiter. “Sie, Herr Bürgermeister, gehen heute noch zum Herr Unters, und sagen ihm, ich wäre plötzlich reif für die Nervenklinik geworden. Er als mein Freund, und weil er so groß und stark ist, soll mich ins Nervenklinik abtransportieren. Ich gehe jede Wette ein, er wird das machen. Sie aber Herr Bürgermeister, müssen heute noch die Nervenklinik durch ein Aufklärungsschreiben verständigen, nicht das ich dort bleibe und der Narrische fährt wieder nach Hause. So, das ist mein Vorschlag! Wer ist dagegen, soll jetzt sprechen!”
Keiner war dagegen. Auch der Bürgermeister zeigte diesem Vorschlag lebhaften Beifall. Er drückte Herr Fuchs kräftig die Hand und beauftragte der Sekretär das gewünschte Schreiben für die Nervenklinik vorzubereiten. In wenigen Minuten war die Aufklärungsschreiben fertig, unterzeichnet und verschlossen im Briefumschlag. Mit eigener Hand schrieb noch der Bürgermeister ein Vermerkt. “Dringende Sache. Bitte sofort öffnen!”
Somit war dieses Problem beseitigt. Wie von einem Stein befreit, gingen alle Bürger auseinander.

Noch am gleichen Tag ging der Bürgermeister zum Herr Unters. Der saß gerade im Wohnzimmer am Tisch beim Lesen und rauchte. Aus der langen Zigarre Qualen mächtige Rauchwolken vor sich hin. Und als er, der Stadtoberhaupt vor sich stehen sah, sprang er auf, nahm stramme dienstliche Haltung an, wie er es von früher gewohnt war und erwiderte kurz den Händedruck. Der Bürgermeister legte ihm vertraulich die Hand auf die Schulter und erklärte ihm, der Sachverhalt. “Sie übernehmen doch diesen Transport, oder?”
“Aber selbstverständlich, Herr Bürgermeister! Das ist mir eine Ehre, Ihnen zu dienen!”
“Das freut mich. Machen sie Ihre Sache gut und seien Sie nicht zu grob mit dem Mann.”
“Ja!” Erwiderter Herr Unters, und öffnete in strammer Haltung die Türe zum Ausgang.

Am nächsten Tag in aller Ruhe marschierten Herrn Unters und Herrn Fuchs die Bahnhofstraße entlang. Heute war Herr Unters wieder ein Wichtiger Beamter. Alles blitzte und funkelte an ihm. Sogar seine Augen, die ununterbrochen scharf und bohrend auf den armen Herrn Fuchs hafteten. Sein vor nichts zurückschreckender Haltung von gestern, hatte Herr Fuchs heute schon mehr Mals zum Fürchten gebracht. Er schwitzte wie ein Tanzbär. Auf dem Bahnhofsplatz händigte der Bürgermeister Herr Unters zwei Fahrkarten aus, und den Briefumschlag mit Anweisung ins Anstalt. Nach dem noch einige verständnisvolle Blicke gewechselt waren, ratterte der Zug auf die Bahnhofgleise in Graubinden.
Herr Unters faßte fest am Kragen der Herr Fuchs, geht mit ihm auf den Bahnsteig hinüber und schnauzte einen Schaffner an. “Ich brauche eine leere Transportkapsel! Schaffner! Hören Sie!”
“Ja! Ja! Beißen Sie mich nicht gleich! Sind alle in dem Nest so freundlich wie Sie!” brummelt der Schaffner zurück, während er für beide das gewünschte Abteil anwies. “Soll ich die Türen sperren?” fragte noch der.
“Ist nicht nötig. Der entkommt mir schon nicht!” Entgegneter Herr Unters.
Dann ist noch Frau Fuchs mit großem Esskorb gekommen, und der Zug begann zu rollen. Herr Fuchs hatte das Korb mit Schwung entgegengenommen und setzte sich ans Fenster.
“Vom Fenster weg! Du setzt dich in die Ecke, und probiere nicht aufzustehen!” sagte Herr Unters und drückte Herr Fuchs ins Eck, während er sich selbst gegenüber setzte. Ihre Blicke hingen ständig aneinander und dem Fuchs pumperte das Herz in größter Angst. Die Grausige Lage zu besänftigen wollte Herrn Fuchs ein vertrauliches Gespräch mit seinen Aufpasser beginnen, denn aber wies ihn sofort mit unfreundlichem Ton zurück.
“Mund halten! Ich will nichts wissen!”
Herr Fuchs sagte nichts mehr. Er richtete aber seinen Blick auf das Eßkorb. In seinem Kopf wimmelte schlauer Plan “mit einem Wildem Tier konnte man sich nur dann anfreunden, wenn er satt ist.” Und er hatte recht, auch der Aufpasser schielte schon mit Begierde nach dem Korb. “Sollen wir was Essen?” Herr Fuchs traute sich nicht mehr zu Sagen, darum nickte nur mit dem Kopf. Herr Unters fängt mit voll Eifer den Korb zu öffnen. Den Größeren Anteil behielt er für sich. Seinem Gefangenen gab er nur eine Brotscheibe, während er sich die Besten Stücke zu Mund führte. Herr Fuchs hatte gegen solche Teilung nichts einzuwenden. Ihm war es sogar recht, und er wußte, der Aufpasser hatte jetzt sein Ohr nur für den Genuss.
Er schluckte den letzten Bissen, als der Zug in den Bahnhof in Haar einfuhr.
“Aussteigen! Alles Aussteigen!” ruft der Schaffner und reißt die Abteiltüren auf.
Mit der Hand am Genick führte Herr Unters sein Opfer durch den Bahnsteig an. Am Bahnhofplatz steigen in das Taxi an, und nach Viertelstunde steigen vor der Anstalt aus.
“Gott sei Dank! Wir sind ohne Probleme an das Ziel angekommen!” sagte Herr Unters mit freundlicher Stimme.
Jetzt standen die beiden im Aufnahmezimmer. Der Aufpasser dummstolz, Herr Fuchs in geduckter, ängstlicher Haltung.
“So, haben wir wieder die Novität bekommen?” sagte der eintretende Betreuer.
“So ist es!” Erwiderter Herr Unters in strammer dienstlicher Haltung, und übergab dem der Einlieferungsschein.
Der Betreuer drückte auf einen Knopf an der Wand, und zwei robuste Wärter sind eingetreten, wovon einer eine Zwangsjacke unter dem Arm trug.
“Wir brauchen keine Zwangsjacken! Mit dem Kasper da, werden wir leicht fertig!” sagte der Betreuer.
“Was Redet er da?” denkt sich Herr Fuchs mit voll Entsetzen in den Augen. “Die werden doch nicht mich zusammenpacken wollen?”
Weiter ist er mit seinen Gedanken nicht gekommen, denn im diesem Moment fühlte er sich wie ein Handball in die Lüfte. Protestieren half hier nichts. Herr Fuchs schimpfte und Räsonierte, und je mehr er schrie und tobte, desto mehr behandelten ihm die Wärter als Verrückten.
Herr Unters schritt unterdessen mit stolz erhobenem Kopf und mit Gemüt treu erfüllter Pflicht, wieder dem Bahnhof zu. Weniger Stunden später stand er in voller Lebensgröße vor dem Bürgermeister und erstattete Bericht. Der drohte vor Schreck umzufallen, als er Herr Unters vor sich sah und seinen Bericht wahrnahm. “O du Heilige Mauritius! Was hast du nur dem armen Fuchs angerichtet!” Sagte der Bürgermeister mit Schreck in den Augen.
Herr Unters war enttäuscht, statt ihm mit Lob überschütten, wurde er schnell und herzlos abgefertigt.
Danach stürzte sich der Bürgermeister ans Telephon, wütend stampfte er halbe Stunde lang vor dem Apparat. “So ein Syndikat! Sie sperren mir dem besten Mitarbeiter ein! Und dem Deppen lassen Sie wieder nach Hause! So ein Schabernack! Münchhausen Unfug!”
Das Telephon klingelt zurück, “der Direktor persönlich? Ja...!” und hier ergoß sich über der armen Anstalt Direktor eine Flut von lobenswerten Titulirungen wie “habt ihr russisches Wodka getrunken!” oder “habt ihr alle nur Pflaumen im Kopf?” und so ging es halbe Stunde lang, worauf der verblüffte Direktor immer nur erwiderte. “Ich bedaure sehr... unendlich...Herr Bürgermeister, mir ist von dieser Sache nichts Bekannt!”

Die vom Bürgermeister abgeschickte Aufklärungsschreiben ist am selben Tag bei der Nervenklinik angekommen, aber, wie es immer im Ämtern erfordert, mußte das Schreiben erst durch Eingangspost gehen. Und so kam es, das diese Schreiben erst am nächsten Tag auf dem Schreibtisch des Direktors hingelegt wurde. Und weil ein Direktor, einer Nervenklinik bekanntlich sehr viel zu tun hat, bleibt auch die Eilige Schreiben auf dem Schreibtisch liegen. So lange bis die Großen, auf unliebsame Weise daran erinnert wurden. Häufig am Telephon.
Der ließ sofort Herr Fuchs zu sich kommen, und Entschuldigte sich tausend mal, das an der ganzen Sache nur der blöde Sekretär schuldig seien muß.
Aber was hilft Herr Fuchs jetzt dieser Entschuldigung. Die weißen Haare, die er in diesen zwei Tagen bekommen hat, können ihm kein Kartell von Kopf wegzaubern. Und dann die Schande sich zuhause sagen zu müssen, das er von einem Narren über das Ohr gehauen wurde.
Gebrochen an Leib und Seele verließ Herr Fuchs der Nervenklinik. Und von dieser Stunde an hatte er die Bürgersitzungen an den Nagel gehängt. Er hatte keiner Lust mehr, sich jemals wieder an undankbaren Gütertausch “zum Wohl des Volkes” zu beteiligen.
Wer den Hohn hat, braucht sich um Spott nicht zu sorgen.

Und wenn Herr Fuchs noch Interesse für sein Umgebung hätte, so hätte er in München, wo sich die Züge kreuzen, von sein Abteil aus sehen können, wie im anderen Zug sein Aufpasser spärlich nach Luft schnappte und stöhnend auf einer Sitzbank lag. Gefesselt in einer Zwangsjacke und von starken handfesten Männern scharf bewacht.
 
Ich habe Dir 6 Punkte gegeben und grosszügig die Rechtschreibfehler ignoriert, weil ich denke, dass es sich bei Dir rechtschreibmässig um eine besondere Situation handelt.

Deshalb nur die Bewertung der Geschichte selbst. Diese finde ich gut, auch die Idee ist nett. Ich denke auch, dass Du gut erzählen kannst und das im richtigen Tempo machst.
Passt auch gut zu Humor&Satire udn hat etwas vom Till Eulenspiegel- oder Abraham a Sancta Clara Schalk und Humor.

Weiter so...

Marius
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
langatmig,

die pointe ist sehr bald im voraus klar. satire - ja. aber zu dünn. Und lass um Himmels Willen deine Werke vorher Korrektur lesen.
lg
 



 
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