Holde Schöne Ritterfrouwe

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
"Holde Schöne Ritterfrouwe,"
sprach der edelste der Ritter,
"... wisset, dass ich Euch vertrouwe!",
und er schloss sie hinter Gitter.

Und dann zog er los, zu gralen,
loszuhauen, grob zu prahlen,
Landjungfrauen zu verführen
und die fremde Luft zu spüren.

"Ritter, Ritter, komme wieder,
schließe Gürtel auf und Mieder,
denn darunter im Gehäuse
quälen Milben mich und Läuse!

Dringend brauche ich den Schlüssel
und dann eine große Schüssel
voll mit frischem klaren Wasser,
o, und es wird immer krasser!"

Von dem Stöhnen hört der Knappe,
er ist wahrlich nicht von Pappe,
und er spricht: "Hier diese Feile
legt den Gürtel Euch in Teile!

Edles Frouwelîn, lasst wagen
uns das Handwerk, in zwei Tagen
lacht ihr wieder froh und munter
ohne Keuschheitsgürtel drunter!"
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Als nach einem Jahr vom Gralen
halb zerhauen und voll Gram,
doch nicht, ohne laut zu prahlen,
dann der Ritter wiederkam,

hörte er ein lautes Weinen,
Windeln hingen auf den Leinen,
"O du Ritterfrouwe!", rief er,
dabei blickte etwas schief er:

"Sage, was soll das bedeuten?"
"Gut, doch nicht vor allen Leuten!
Komme mit in mein Gemach!
Und jetzt höre, was ich sag!

Höre, es geschah ein Wunder,
kaum bist du davon gewesen,
kam ein Geist vom Himmel runter,
hat die Zukunft mir gelesen!"

"... Und dann nahm er eine Feile
und die wirkte wie ein Schlüssel,
meine Fessel ging in Teile
und er brachte eine Schüssel

voll mit frischem warmen Wasser,
und ich wurde etwas blasser,
und dann stieg in mir die Röte,
und er spielte auf der Flöte

wunderbare Melodein,
und da musst du schon verzeihn,
nach neun Monaten gebar
ich Euch gleich ein Zwillingspaar.

Leget nieder Euren Degen,
schauet nur den Kindersegen,
hier Maria, da ist Rainer!"
"Bitte, warum sagt mir keiner ...!"

"Wartet etwas, edler Ritter,
eh den Degen Ihr ergreifet,
trinket erst mal einen Liter
von dem Weine, der hier reifet,

dann wird Eure Laune steigen,
möget Ihr Euch zu mir neigen ...
Gut, so schlaft jetzt, Ritter, braver
und ich geh jetzt hin zum Hafer,

wo der Knappe mich ersehnet,
den Ihr auf Mallorca wähnet,
seid gewiss, der Hafer sticht,
und ich lösche jetzt das Licht!"
 
K

Klopfstock

Gast
etwas Bansen???

Hallo, Bernd,

einfach köstlich Deine "Ritterfrouwe",
erinnert etwas an Bruno Bansens "Burgfräulein".
Hat mich sehr amüsiert!!!

Lieben Gruß
 

mc poetry

Mitglied
meinen ehrfürchtigen respekt, werter
minnesänger! ritterliche werte
täten fürwahr auf mallorka nicht schaden..

viele grüße, michael
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ehrwürdiger Klopfstock,

leider habe ich Brunos Gedicht nicht gefunden. War es in der Leselupe?

Ritterlicher Michael, habt Dank für die Gunst des Lobes, die Ihr mir erweiset.

Unterthänigste und minnesängliche Grüße von Bernd
 
K

Klopfstock

Gast
Ritterlicher Bernd,

ihr habt Recht, ich fand Brunos Werke leider
auch nicht mehr, denn er hat sie alle gelöscht,
leider.

Seid herzlichst gegrüßt
 

rekitrik

Mitglied
Eine zeitlose Geschichte

Oh du armer edler Ritter,
dieser Sang ist wirklich bitter.
Zogst hinaus für hohe Ziele,
bestandest der Gefahren viele.
Wusstest deine Frau wird wanken,
zeigtest ihr dezent die Schranken.
Der Gürtel sollte helfen ihr
und nun seid ihr trotzdem vier.
Hätte sie nur nicht so geweint,
der Knappe hat´s doch gut gemeint.
 



 
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