Hommage auf Paul Celans Tränen

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Zarathustra

Mitglied
Hommage auf Paul Celans Tränen

meerisches, stürmisches –
Liebe erwartend
entgegen wogendes,
muschelöffnendes Bitten
weiß –
Draußen ist Innen
im bangenden
tief aufatmenden,
pochenden Herzen.

Niemand raubt
und stiehlt
was jetzt strömt
und hofft.

Das Meersalz deiner
hier im Bangen nach Liebe
untergetauchten
Träne
müht sich sehnsüchtig
in die hellen Sterne
deiner Augen
aufwärts.

Bald lächelt uns das Glück
aus blauer,
manchmal grün schillernder
Iris.

07.05.2005
© Hans Feil
 
S

Sandra

Gast
Hallo,

Paul Celan, jüdischer Dichter, die Todesfuge fällt mir ein. Seine "Tränen" kenne ich leider nicht. Nichts desto Trotz, ein wunderschönes Gedicht, welches du da geschrieben hast. Es erreicht mich durch und durch, auch ohne seine Zeilen gelesen zu haben. Deine sind ein Genuss und bringen mich dazu, dieses Gedicht aufzuspüren. Somit ist denke ich jedes Ziel erreicht ;)

LG
Sandra
 

Zarathustra

Mitglied
Celans Tränen

Hallo Sandra,

Celans Tränen sind nicht aus einem bestimmten Gedicht genommen; - sondern folgen allgemein der Stimmung - dem Leiden - und dem Sehnen Celans.

Einige Worte habe ich verwendet; - so wie das "meerische".

Es freut mich sehr, dass dir dieses Gedicht gefällt.

L.G. Hans
 

Zarathustra

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Sandra
Hallo,

Paul Celan, jüdischer Dichter, die Todesfuge fällt mir ein. Seine "Tränen" kenne ich leider nicht. Nichts desto Trotz, ein wunderschönes Gedicht, welches du da geschrieben hast. Es erreicht mich durch und durch, auch ohne seine Zeilen gelesen zu haben. Deine sind ein Genuss und bringen mich dazu, dieses Gedicht aufzuspüren. Somit ist denke ich jedes Ziel erreicht ;)

LG
Sandra
Ach ja Sandra,
nun habe ich doch noch "das" Gedicht gefunden, das mich zu meinen Versen inspiriert hat.

geschrieben von Paul Celan am 20.03.1967:
WUTPILGER - STREIFZÜGE durch
meerisches Draußen und Drinne,
Conquista
im engsten unteren Ge-
herz.
(Niemand entfärbt, was jetzt strömt.)
Das Salz einer hier
untergetauchten
Mit-träne
müht dsich die hellen Logbüchertürme
aufwärts.

Bald
blinkt es uns an.
__________________________
Celan hatte die Verse nach der Lektüre von Las Casas "Kurzgefasster Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder" geschrieben.

Die Greueltagen bei der Eroberung des Inkareiches und die Ermordung der europäischen Juden hat Celan gleichgesetzt.
__________________________

Ich hatte dieses Gedicht "WUTPILGER-STREIFZÜGE" am Himmelfahrtstag im Münchner Liebfrauendom gelesen; - kurz bevor Chor und Orchester den feierlichen Gottesdienst anstimmten. Da wurde in mir die Sehnsucht nach einem
Glück erweckt, dem man entgegenbangen muss und dann unvergänglich wird...

Schönen Sonntag noch
L.G. Hans
 
S

Sandra

Gast
Hallo Zarathustra,
Vielen Dank für die Erläuterung. Für mich ist immer wieder interessant, wodurch Schreiber inspiriert werden. Dabei meine ich dich, als auch Celan, der sicherlich ein stetes Sehnen und eine große Traurigkeit in sich trug. So viel ich weiß, nahm er sich 1970? das Leben. Als ich mich daran erinnerte, dass Celan Jude war, gingen meine Überlegungen seiner Tränen in eine ähnliche Richtung, aber ich war mir unsicher. Ich las einmal über ihn, dass sich Celan als Getriebener fühlte. Getrieben vom Schuldgefühl, überlebt zu haben, als seine Eltern im KZ starben. Zudem harderte er wohl mit dem Schicksal Dichter der deutschen Sprache zu sein. Eine Sprache, die die Sprache seiner Mutter wie auch ihrer Mörder war.
Jetzt bekommt das Bild einen Rahmen.
LG
Sandra
 

Zarathustra

Mitglied
Tränen

.. Ja Sandra,
ich gaube, Celan fühlte sich sehr als Opfer,
aber z.T. auch als Täter, weil er deutscher Sprache war; - er fühlte sich schuldig, weil er überlebte und seine Eltern starben.

Ich finde das furchtbar, wenn sich Opfer auch noch schuldig fühlen...

L.G. Hans
 
S

Sandra

Gast
Grund genug über seine und deine Tränen nachzudenken.

LG
Sandra
 

Perry

Mitglied
Hallo Hans,
danke für die Informationen zu Paul Celan.
Ob es gut ist um die Gedankenkette eines so bekannten Lyrikers ein eigenes Gedicht zu ranken, weiß ich nicht. Für sich allein gefallen mir deine Zeilen gut. Ich würde höchstens die vielen Wiederholungen der Wortendungen (es/des/den) im ersten Vers verringern.
LG
Manfred
 



 
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