Humor auf Kosten anderer?

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
In einem Limerick ging es darum, dass ein Mensch durch Magersucht dünner und dünner wurde. Darf man das?

Darf man Humor auf Kosten anderer, eventuell kranker Menschen machen?

Ist es überhaupt auf deren Kosten?

Ein Fräulein, einst rundlich und schick,
beklagte ihr mieses Geschick,
sieht man sie von der Seite,
hat sie gar keine Breite
und erklärt noch, sie sei viel zu dick.

---

(Ich habe hier ein eigenes zur Demonstration genommen.)
 
Hallo Bernd,

Magersucht ist ein heikles Thema. Da das Leiden schon eine ganze Reihe von Todesopfern gefordert hat, denke ich, dass man da keine Witze machen sollte.

Für Männer ist das Thema Magersucht sicher nicht so bedeutend. Aber es gibt keine Frau, die nicht mindestens eine Bekannte oder gar Verwandte hat, bei der das Thema aktuell ist.

Grüße
Marlene
 
B

Bluomo

Gast
Hallo Bernd,

ich halte Humor über solche Themen für "wichtig und richtig". Er handelt sich um ein ernstes Thema, aber die Aufgabe von Literatur ist es sich mit ernsten Themen zu beschäftigen. Das kann auch durchaus humorvoll sein.
Aus political correctness auf einen Umgang mit Magersucht, gleich welcher Art, zu verzichten, führt nur dazu, daß niemand über das Thema spricht.

Gruss

Bluomo
 
D

Denschie

Gast
Hallo,
ich finde, es kann dafür keine eindeutige
Regel geben. Es muss von Fall zu Fall entschieden
werden. Ich selbst war auch ganz überrascht,
als es an besagtem Limerick zu dieser Diskussion
kam. Denn ein Limerick ist für mich eine
absichtlich übertriebene Form. Immer unrealistisch,
ein bisschen derb.
Von daher würde ich sagen, dass man bei einem
solchen Gedicht damit rechnet, dass es nicht ganz
korrekt zu geht. Obwohl ich mir auch hier Grenzen
vorstellen kann. Dein Beispiel, Bernd, schildert die
Krankheit sehr realistisch. Da wird es kritisch.
In dem Ausgangsbeispiel ging es ja um eine abgedrehte
Geschichte, wenn ich mich recht erinnere.
Und ich würde sagen, dass da ein Unterschied besteht.
Viele Grüße,
Denschie
 
B

bonanza

Gast
späße, die unter die gürtellinie zielen, sind längst
salonfähig.
ich denke, solange keine betroffenen namentlich genannt
werden, müssen wir das aushalten. es ist schwierig zu
beurteilen, ob diese entwicklung richtig oder falsch ist.
den empfindlichen seelen bleibt nur die wahl des
abschaltens.
pietät befindet sich auf dem absteigenden ast.
ich persönlich finde zu viel rücksichtnahme auf die gefühle
der betroffenen als heuchelei. ich denke dabei nur mal
an diese grauenhaften grabreden.
ein limerick wird niemanden umhauen.
eine hetzkampagne schon.
ich plädiere dafür, dass wir uns zuerst um die
wesentlicheren ehrverletzungen des menschen kümmern.
affektierte reaktionen auf (minimale) übertretungen des
sogenannten anstands schaden nur dem gesunden menschen-
verstand.

bon.
 

F Fuller

Mitglied
Das (oder den?) Limerick geht m.E. nach nicht zu sehr auf Kosten der Magersüchtigen - zumal es darin nur die Gruppe angesprochen wird, die aufgrund eines verschrobenen Schönheitsideals Magersüchtig sind und nicht aus einem anderen Grund heraus.
An dieser Stelle möchte ich zu MarleneGeselles Kommenatr etwas sagen: "Aber es gibt keine Frau, die nicht mindestens eine Bekannte oder gar Verwandte hat, bei der das Thema aktuell ist."
Ich bin eine Frau und die der einzige Fall von "Magersucht", mit dem ich direkt in Berührung kam, war bei meiner Cousine. Bei ihr handelte es sich allerdings nicht um die "typische" Magersucht, bei der sich der Erkrankte zu dick fühlt. Sie wollte einfach aufhören zu leben, sich quasi zu Tode hungern (findet man öfter auch bei alten Leuten, die sterben möchten).

Grundsätzlich schließe ich mich der Meinung von Bluomo und bon an. Humor ist schließlich eine Form (von vielen), sich mit einem Thema zu befassen. Und teilweise eine recht gute. Es sollte nur intelligenter Humor sein, kein Ballermann-6-Niveau.

Gruss
Fuller
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich denke das auch. Und eine besondere Form sollte sein, über sich selbst zu lachen.
 

F Fuller

Mitglied
... In den meisten Fällen auch die beste Art, mit sich und seinen Problemen ins Reine zu kommen (naja, eine gewisse Portion Reflektion gehört natürlich auch dazu ;) )

Fuller


P.S.: Trotzdem - heisst es DER Limerick oder DAS Limerick?
(lautet die Frage einer naturwissenschaftlich geprägten, nicht-deutsch.muttersprachlerin)
 
B

bonanza

Gast
es gab schon immer den derben humor.
mit dem humor verhält es sich nicht anders als mit den
übrigen menschlichen gepflogenheiten.
das kann man verbiestert sehen oder locker.
ich plädiere dafür, dass wir es locker sehen.
dabei ist es zwingend notwendig, dass man über sich selbst
lachen kann. wir sind uns selbst doch die größten witz-
figuren. dazu müssen wir ehrlich zu uns sein. dann sparen
wir uns eventuell die mager- oder fettsucht.
zumindest die ausgeprägte form.
was wäre der mensch ohne sucht?

bon.
 



 
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