Hunger

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Kalle

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Der Tag war scheisse. Horst mußte um Punkt sieben im Büro sein, weil irgend so ein Volldepp der Meinung war wichtige Dinge mit Ihm besprechen zu müssen. Gut, der Heinz war der Chef von seinem Chef, also dachte er sich, geh ich mal hin. Das Aufstehen war hart, Horst hatte einen mächtigen Kater von den drei Long Island Ice Tea's extra long und den paar halben vom Abend. Er befreite sich aus den Fängen der Zwillinge von nebenan, die hörten als er heimkam und seinen Zustand ausnutzten um von ihm gefickt zu werden.

"Oh, scheisse, die Zwillinge" dachte sich Horst. Er ging direkt ins Bad und sorgte erstmal für einen leeren Magen. Horst verträgt nicht mehr soviel wie früher. Dann nahm er eine ordentliche Dusche und wusch sein bestes Stück, daß wegen der Zwillinge in einem erbärmlichen Zustand war.

Horst hatte nie Probleme sich startklar zu machen. Warum auch? Es ist, wie es ist! Außerdem hatte er weder im Job noch sonst so weit und breit keine ernst zunehmende Konkurrenz.

Das Leben ist gut zu Ihm. Er weiß Bescheid. Das ist Horst. Unser Horst. Unser Held des Alltags.

Also, den Anzug angelegt, Gel in die Haare, Sonnenbrille auf , ins Cabrio geschwungen und ab in den Job. Denken fällt Horst um diese Zeit schwer. Die Kapazität beträgt um diese Zeit ca. 30% den machbaren. Das macht aber nix. Das entspricht immer noch ca. 150% des Durchschnitts seiner Kollegen.

Der Termin war wie erwartet. Unwichtig. Dummes Gelaber, wie meistens. Der weitere Verlauf gestaltete sich recht langwierig. Dumm dumm Besprechungen und ein paar Magenbeschwerden, keine Chance Mittags feste Nahrung aufzunehmen. Dafür um so mehr Kaffee. Kaffee kochen kann Horst gut, nur seine Sekretärin säuft ihm meistens den Kaffee aus, wenn er nicht im Büro ist.

Nachdem Horst alles locker aus der Hüfte erledigt hatte fuhr er Heim. Der Magen brummte mittlerweile stärker als üblich. "Arschlöcher" dachte sich Horst als er um viertel nach acht einkaufen wollte. Wie immer zu spät. Die faule Bagage schließt immer um acht. Selbst wenn man früher kommt gibt's nix mehr:" Wir haben schon sauber gemacht".

"Werner hat bestimmt ne Idee" denkt sich Horst. Zu Hause angekommen, ruft Horst Werner an.

"Werner, ich hab Hunger"

"Klar, ich auch. Was machen die Zwillinge?"

"Keine Ahnung, sind weg. Wo kamen die in mein Bett?"

"Was weiß ich. Ich komme vorbei"

Werner steht mit ein paar Flipstüten und jeder Menge Hansa vor Horst's Tür.

"Arschloch, was sollen die schwulen Flips? Ich hab Hunger"

"Hey, langsam reiten. Wir machen lecker Flipssuppe"

"Ich trink erst mal lecker Hansa, dann sehen wir weiter"

Werner verschwindet in der Küche, mit vier Dosen Zwischenproviant, und er kommt mit einer Rinderbouillon-, Flips-, Mortadella-, Käse- und Flipssuppenallerleimischung wieder heraus. So ist er, der Werner, ein Künstler der Küche. Zum Glück für Horst.

Die Zwillinge hatten genug und meldeten sich nicht mehr. Es wurde ein ruhiger Abend, der Erholung vom letzten brachte.
Es wurde ein ruhiger Abend ohne
Weiber, Sex und Drogen. Kann schon sehr erholsam sein, nix paaiert mehr.
Dafür morgen umso mehr. Klar. Ficken lecken Quark, alles für ne Mark. Haha,
 
G

Gerhard Kemme

Gast
So, bin mit dem Recherchieren fertig, Profil, Homepage, Antwortverhalten auf vorherige Stories, Bildanalyse, es wird schwierig. Die Persönlichkeit des Autors überstrahlt die Story. Hier wird der Lebensalltag eines Mannes geschildert, mit dem nicht gut Kirschen essen ist. Latent scheint immer durch, eigentlich würde er ganz was andres wollen. Die Bukowsky-Sprache ist so, wie sie sein soll, das wird heutzutage verlangt, Ellenbogen, Alkohol, Sex, Grobheit, Fäkalverbalisierung: Wer's nicht macht, hockt in irgendeinem Kohlenkeller und hofft, dass ihn die Rattenhunde nicht schnuppernd verraten. Wie alle anderen, sucht auch der Protagonist in der Geschichte seine Überlebensnische und hat eventuell ein weiches sensibles Herz, wenn ich etwas Klischee bemühen darf: Ausdruck einer Erpressungsgesellschaft, die Gutheit als klare Dummheit beweisen will. In der Geschichte sind trotz schwieriger Rahmenbedingungen noch mitmenschliche Beziehungen vorhanden, die ein ganz klein wenig die innere Frontstellung abbauen helfen. Begegne ich Charakteren wie der Figur im Text, dann lache ich meistens immer etwas verkrampft Zähne zeigend "Kann mir heute keine mieten, hab' wieder meine ganze Knete verfressen." Also, war nur so'n interpretatorisches Auskotzmanöver.
Tschüss Gerd
 



 
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