Ich glaube, Sprache ist begrenzt/Eine Trilliarde (gelöscht)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
ja, natürlich!

Die Bezeichnung durch Töne und Striche
[ 4]ist eine bewundernswürdige Abstraktion.
Vier Buchstaben bezeichnen mir Gott;
[ 4]einige Striche eine Million Dinge.
Wie leicht wird hier die Handhabung des Universums,
[ 4]wie anschaulich die Konzentrizität der Geisterwelt!
Die Sprachlehre
[ 4]ist die Dynamik des Geisterreichs.
Ein Kommandowort bewegt Armeen;
[ 4]das Wort Freyheit Nationen.
Novalis, Blüthenstaub, Aphorismus Nr. 2
 
Hallo, Plasticbottle!

Nein und Ja!

Hätten die europäischen Siedler über die gewaltigen Prärielandschaften und riesigen nordamerikanischen Wälder schreiben können, bevor sie überhaupt angekommen waren – ganz zu schweigen von der Perspektive der First Nations und den fatalen Folgen der Begegnungen mit den Siedlern? Selbst als die Siedler die ersten Bäume für ihre Felder fällten, hatten sie keine Vorstellungen von der gesamten „Realität“ des neuen Kontinents: Sie schilderten in ihren Gedichten (z. B. in der kanadischen Literatur „Bush Literature“ genannt) ihre Ängste und Fantasien, ihre subjektive Wahrnehmung einer bedrohlichen Natur und den „feindlichen Indianern“…aber damit erfassten sie nicht die komplexe „Wirklichkeit“ (und andere Zeitgenossen der ersten Pioniere, z. B. Robert Hayman (1575-1629), haben das Leben in Nordamerika in rosigen Farben ausgemalt, um die Siedler nach Neufundland zu locken…).

Heute wirken diese Wahrnehmungen aus unserer scheinbar „aufgeklärten Sicht“ sehr beschränkt. Was wird man in hunderten von Jahren von unseren Perspektiven halten?

Meines Erachtens beinhaltet die Beschreibung dieser Vergangenheit der Pioniere eine Analogie für unsere heutige Situation. Wir wollen die Grenzen der uns bekannten Welt ausdehnen, alles erfassen: Wir können die Weite des Universums zwar physisch, mit unseren Sinnen und den heutigen technischen Mitteln, nicht wahrnehmen, aber immerhin versuchen, sprachliche Bilder zu finden, die sich dem annähern, was man angesichts dieser Tatsache denkt, fühlt, empfindet, sich vorstellt oder glaubt. Und diese komplexen Gedanken gilt es doch mit dem geneigten Leser zu teilen, das ist es, was uns menschlich macht und was schon geschieht, seit es Lagerfeuer gibt… Und was den Reiz des Dichtens ausmacht, wie ich meine: sprachliche Bilder zu finden, von denen man denkt, dass sie diesen Gedanken- und Gefühlskomplexen nahekommen.

Die Imagisten haben hierzu geschrieben:

„An „image“ is that which presents an intellectual and emotional complex in an instant of time.“ (Poetry, 1913.)
Benn hat es in seinem Gedicht „Ein Wort“ so ausgedrückt:

Ein Wort, ein Satz - : aus Chiffern steigen
erkanntes Leben, jäher Sinn,
die Sonne steht, die Sphären schweigen
und alles ballt sich zu ihm hin.

Ein Wort -, ein Glanz, ein Flug, ein Feuer,
ein Flammenwurf, ein Sternenstrich -,
und wieder Dunkel, ungeheuer,
im leeren Raum um Welt und Ich.
Was die Versprachlichung der Empfindungen und Gedanken angesichts der kosmischen Dimensionen betrifft, so finde ich Dichter beeindruckend, denen es gelingt, Bilder zu entwickeln, in denen ohne lange Erklärungen (exemplarisch) menschliche Maßstäbe (z. B. die durchschnittliche Lebenserwartung) kosmischen Maßstäben (die Dauer von planetarischen Umlaufbahnen) gegenüberstellt werden – und sich so der Versprachlichung des Unendlichen annähern.

Vergleiche hierzu auch das Gedicht „Überholvorgang“ von ALCEDO:

http://www.e-literatum.de/t79577821f11-ueberholvorgang.html

Ich persönlich mag es auch, im Mikrokosmischen, im Kleinen zu fischen und dort Analogien für die große Welt da draußen zu finden.Mit anderen Worten: Das Summen eines Moskitos ist genauso ein Wunder wie eine Symphonie.

Gruß,
Artbeck
 
G

Gelöschtes Mitglied 18005

Gast
hallo plasticbottle.

viele fragen stellst du da
die natürlich auf ein
und das selbe problem
zurückführen
"problem"
nennen wir es lieber spiel

spiel

sprachspiel

das spiel der sprache

wie alles andere auch ein spiel

NUR ein Spiel ist

aber nicht ernstzunehmen.

Man kann aber natürlich auch ernst spielen.
herzlich

sprache vielleicht als brücke zwischen innen und aussenwelt
sprache als musik und vibration
man atmet heiße luft.
und andre spüren es im ohr

mit dem schreiben ist es wie mit dem klavier spielen
und damit bloß
fingergymnastik
fingertanz
nichts drastisches

intellektuell verstehen wir einander nie
logisch
denkt jeder anders
symbole assoziationen
hier und da verdreht

außer man findet den
"rechten weg"
"dao"
mainstream
strom der menschheit
tag für tag
hier und jetzt
und
versteht alles

im moment.

dann ist das gesamte universum
dein bewusstsein
fokus

dem westler hilft meditation
dem östler beten oder so
meditation

meditiere ein paar tage und
sprache löst sich auf

in der gehmeditation fällt einem
vielleicht aber erst nach tagen
ein blatt und atemzug
so einzigartig erfüllend

lustig sind die europäischen
und westlichen philosophen
und intellektuellen
die in ihrer denkart etwas neues zu entdecken glauben

nie wird der kosmos anders sein
als hier
und jetzt

die auflösung der sprache
und dem denken dem monotonen lückenlosen denken
ist das ziel
der nächste schritt
der evolution
wodurch alle widersprüche dissonanzen und jeder
schmerz

PUFF
 
Hallo, revilo!

Du hast schon recht! Vielleicht sollte man diesen Faden in die "Diskussion" verschieben.

Was meinst du denn dazu, Plasticbottle?

Gruß,
Artbeck
 
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