Ich lebte einst weit fort von hier

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autumncat

Mitglied
Kennst du die grünen Auen dort am Fluss,
die taubenetzt ihr Lied des Morgens summen,
wo feuchte, kühle Luft das Haar mir streift
und Großstadtlieder ganz und gar verstummen?

Kennst du den Ort, wo früh noch Hähne krähn,
im Schornstein pfeifend rauhe Winde wehn,
an Wegesrändern frische Pilze stehn,
und Liebende am Strom spazierengehn?

Weißt du, wo nachts die Grillen zirpen
und morgens uns der Ruf der Amsel weckt,
im Wald die Kiefern sich mit Birken mischen
und jedes Häuserdach in Rot gedeckt?

Nennst du den Namen, kennst du die Magie,
die mich begeleitet, wo ich geh\' und steh\'.
Das Herz mir schlägt um dieses schöne Weh!
Oh ferne Heimat, ich vergess dich nie.
 

Walther

Mitglied
Hi autumncat,

sei willkommen in der Lupe. Wegen der ganzen Abstimmung und viel Diskussionen ist Dein erstes Gedicht beinahe untergegangen.

Naturlyrik, vor allem romantische, ist ein Feld, auf dem sich viele tummeln. Dein Gedicht ist im Wesentlichen metrisch in Ordnung. Gelegentlich steht der Sprachfluß dem verwandten fünfhebigen Jambus entgegen.

Das Gedicht hört sich so an, als habe man es schon mindestens 150 Mail gehört. Die Bilder wirken dadurch wenig originell und ziemlich abgenutzt. Irgendwie geht Deinem Text der Pepp ab.

Ich möchte Dir zuraten, etwas mehr zu experimentieren und die ausgetretenen Pfade der deutschen Romantik in ihrem soundsovielten Aufguß zu verlassen. Das Sprachvermögen und das Potenzial kann man bei Dir sicherlich zurecht vermuten.

In diesem Sinne alles Gute bei uns.

Lieber Gruß W.
 

presque_rien

Mitglied
Hi autumncat (schöner Nick!),

ich hab's gerne gelesen. Es ist vielleicht nicht sehr originell, aber handwerklich gut gemacht und auch weniger kitschig, als bei dieser Thematik möglich gewesen wäre. Mir gefallen zum Beispiel die Auen, die "ihr Lied des Morgens summen". Das scheint grade allerdings "in" zu sein - schließ dich da mal mit Peter Waldnacht kurz - bei ihm summen nachts die Wälder :D. Vielleicht solltest du lieber "Großstadtweisen" o.ä. schreiben, um "Lieder" nicht zu wiederholen? Die "rauhen Winde" gefallen mir, weil sie das Ganze etwas "entharmonisieren". Auch die "frischen Pilze" tragen zur "Entzuckerung" der Atmosphäre bei - ich zumindest finde den Pilz-Vers irgendwie witzig. In der letzten Strophe kommt die bei solchen Gedichten fast obligatorische "einprägsame Phrase": "Nennst du den Namen, kennst du die Magie". Nicht überraschend, aber "catchy".

Was mir auch gut gefällt ist, dass du die Strophen formal variierst, so dass jede einen eigenen Charakter hat.

Aber ich gebe auch Walther Recht: Ich denke, du kannst mehr...

Lg presque

PS: Kleiner Rechtschreibfehler: beg[red]e[/red]leitet.
 

Raul Reiser

Mitglied
Hi automncat,
nimm Dein offensichtlich vorhandenes dichterisches Potential und such Dir Themen, die außer Dir niemand drauf hat. Weil sie vielleicht aus Deinem Leben stammen. Das Gedicht hier ist formal fast perfekt, aber vom Inhalt irgendwie etwas wie schon oft gehört.
Mach weiter,
Viele Grüße
Raul
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Also, ich weiß, was Du sagen willst
und mir gefällts.
Bin auch gerade erst umgezogen und kann daher Deine Melancholie nachvollziehen. Sehr schön!

VG Thomas
 

autumncat

Mitglied
Hallo liebe Dichterfreunde,

vielen Dank für eure interessanten Antworten.
Bitte verzeiht meine verspätete Antwort, ich habe noch Urlaub und bin in einem Inetcafe :)

Da dies mein erster hier eingestellter Text ist, habe ich noch nicht drauf, wie hier die Antworten platziert werden oder platziert werden müssen.
Ich hatte kürzlich ein Gedicht hier kommentiert; der Kommentar ist aber nirgendwo erschienen; offensichtlich habe ich da was falsch gemacht :(

Deswegen bedanke ich mich zunächst nochmals bei Walter,
Marie-Luise Wendland, Raul Reiser, Sta.tor, presque_rien und
Druidencurt.
Seid gewiss, dass ich alles aufmerksam gelesen habe und meine hoffentlich positiven Schlüsse daraus gezogen habe.

Vielleicht kann ich nächste Woche, wenn ich wieder daheim bin, noch ein wenig ausführlicher auf alles eingehen.

Lieben Gruß und schönes WE,
autumncat
 



 
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