Ich liebe Dich

Senerva

Mitglied
[Überarbeitete Version.]

Als ich diese drei ‚einfachen’ und ‚harmlosen’ Worte zu Dir sagte, bist Du überrascht gewesen. Wir waren bis zu jenem Zeitpunkt, jener, der unser beider Leben für immer auf schmerzliche Weise verändern würde, gute Freunde, die sich alles, wirklich alles erzählten. Beide wussten wir, dass wir mehr füreinander empfanden; beide wussten wir, dass es mehr als nur dieses Freundschaftsgefühl war – und doch strebten wir uns, in unserem tiefsten Innern, gegen diese Gefühle, da wir genau wussten, was geschehen würde, wenn wir diesen Empfindungen erliegen würden.
Vielleicht hatten wir deshalb versucht, diese zu unterdrücken; haben uns sogar neue „Freunde“ gesucht, die den jeweils anderen ersetzen sollte. Doch, mit jedem Freund, den wir dazu gewannen, fühlten wir uns schlecht, so, als hätten wir den anderen auf unmenschliche Art betrogen – war es denn auch nicht so?
Trotz allem gaben wir nicht auf, wurden sogar noch gefühlsloser, noch kälter im Herzen, wie wir es ohnehin schon waren. Ich fühlte mich von Tag zu Tag jämmerlicher, als würde ich in eine niemals endende Dunkelheit stürzen, aus der es kein Entrinnen, aus der mich niemand mehr retten konnte, gab. Ich suchte Halt, irgendeinen Halt, der mich vor diesem tiefem Sturz retten würde, doch fand ich ihn nicht; nicht nur, weil ich Dich jeden Tag ein wenig mehr betrog, sondern weil diese Gefühle, die ich für Dich empfand, mit jedem Kuss eines anderen tiefer in mich fraßen – mich so auf quälende Art erinnerten, wen ich wirklich liebte und um alles in der Welt misste.
Als ich es eines Tages nicht mehr aushielt und Dir das sagte, was, meiner Meinung nach, schon längst hätte gesagt werden müssen, vernichtete ich – durch die Schwäche meinen Gefühlen gegenüber – mehr als nur unsere enge Freundschaft. Es war wie ein Band, das schon Jahrzehnte überdauert hatte, und nun, unter dem Druck der Zeit, riss.
Natürlich wusste ich, dass Du genau wie ich empfindest, die gleichen Qualen leidest; doch Du hast Deinen Gefühlen einfach den Rücken gekehrt. Du wusstest, dass, trotz der Liebe, die wir füreinander fühlten, es und gegenseitig auffressen würde. Wir kannten uns zu gut, wussten zu viel voneinander, sodass es nichts mehr zum kennen lernen gab.
Wie froh wäre ich gewesen, wenn ich es wie Du machen könnte; aber ich konnte den Schmerz nicht einfach vergessen oder ihn nicht mehr fühlen; denn es kam, wie es kommen musste: meine Gefühle waren ein Teil von mir, genau wie Du. Sie waren in mir drin und mich einfach so verstellen wie Du … mein Gott! Das konnte selbst ICH nicht!
An die Tage, die danach folgten, erinnerte ich mich wie an einen schlechten Traum, der mich zum Nachdenken zwang. Ich hatte alles verloren: unsere Liebe, unsere Freundschaft und besonders Dich. Ich fühlte mich leer und absolut nutzlos; es traf mich, wie ein Faustschlag, als jeglicher Kontakt zwischen uns abbrach. Noch schlimmer war es, als ich von Freunden erfuhr, dass es Dir sehr gut ginge und Du bereits eine Neue hättest, mit der Du glücklich und zufrieden wärest. Insgeheim freute ich mich für Dich; Du hattest den Schatten überwunden, der nun wie eine Kluft zwischen mir und meinem weiteren Leben war. Doch ich konnte sie nicht überqueren oder einfach überspringen, denn … ich liebte Dich noch immer.


by J.G. 17/08/03
 



 
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