Ich versteck dich schon.

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pleistoneun

Mitglied
Müde schlenderte er ins Schlafzimmer, nahm sein Fahrrad aus dem Kleiderschrank und fuhr damit in die Küche. Nach 10 Minuten erreichte er diese und parkte neben dem Wäschetrockner, der unmittelbar über dem Gefrierschrank hing. Mit schläfrigem Blick durchstöberte er ein, zwei Mikrowellenherden nach Brennbarem für sein Fahrrad, dem das Benzin auszugehen drohte. Dann fand er sie: seine Mutter. Sie lag in einem der Schränke kauernd, fest verschnürt und verpackt. Nach 7 Tagen hatte er sie nun endlich gefunden, wobei er sie zu suchen schon beinahe aufgegeben hatte. Er wusste gar nicht mehr, dass er eigentlich auf der Suche nach ihr war. Jetzt fiel ihm wieder alles ein. Er und seine Mutter spielten wieder DAS Spiel. Es wurde gelost, wer den anderen verschnüren und verpacken durfte, der andere dröhnte sich indessen die Birne mit Drogen zu, sodass er nicht mehr wusste, was passiert war. Die vergessensunterstützende Wirkung der Drogen war jedesmal verblüffend.

In der 98-Zimmer-Wohnung gestaltete es sich dann auch recht schwierig, herauszufinden, wo man wen versteckte, falls man sich überhaupt noch daran erinnerte, dass gerade ein Spiel läuft. Der letzte Punkt wurde schon vielen Versteckten zum Verhängnis. Sie wurden einfach verschnürt und verpackt vergessen. Verschnürt und verpackt klarerweise zum Selbstschutz, damit sie nicht in Versuchung gerieten, sich auf sich aufmerksam zu machen, und damit dem Suchenden das Finden erschwert würde.

Seine Mutter atmete tief ein und wusste, dass das Spiel vorbei war. Sie wurde entknotet und entknebelt, etwas zurecht gemacht und schon wurde wieder neu gelost. Ein neues Spiel. Wieder musste er suchen, bitter. Aber so waren die Regeln. Er machte sich wieder ans Verschnüren und Verpacken, versteckte die Mutter und fuhr mit seinem schlecht betankten Fahrrad in das Zimmer, in dem die Amnesie-Drogen lagen. Hastig nahm er eine Hand voll, besser - einen Arm voll - und schlenderte anschließend müde verwirrt in irgendein anderes Zimmer, wo er sein geparktes Fahrrad vermutete.

Das Mutterbündel liegt jetzt seit 2 Jahren geduldig unter dem Fußabstreifer vor der Tür. Schlechtes Versteck, da sucht ja nun wirklich niemand!
 

majissa

Mitglied
abgefahren...

fällt mir dazu ein, pleistoneun. Abgefahren und locker. Die Geschichte gefällt mir außerordentlich gut und brachte mich echt zum Lachen. Eine schöne Idee! Wirklich apart auch das "Mutterbündel" unter der Fußmatte. Wie kommst du auf solche Ideen?

Liebe Grüße
Majissa
 

pleistoneun

Mitglied
Die Geschichte hab ich in Windeseile verfasst (noch schnell vor dem abendlichen Fortgehen) - ich hab einfach drauf los geschrieben. Um Ausdrücke zu vermeiden, suche ich dann halt nach (komischen) Wortverbindungen. Ich stell mir das auch bildlich vor - dann gehts noch leichter.
 

Leovinus

Mitglied
*grins*
völlig verrückte Idee.
Am schönsten finde ich

Wieder musste er suchen, bitter.

Freundliche Grüße - leovinus.
 



 
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