Ihr Bäume

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Dorothea

Mitglied
Ihr Bäume

Im nicht gewählten Grund
wurzelt ihr euch ein
und brecht selbst Steine
um stärkende Tiefen
zu erreichen

Vielformig strebt
euer Hoch und Quer
nur nach dem Licht
und bringt absichtslos
Schönes hervor

Wär ich verwurzelt wie ihr
im lebendigen Grund
und vertraute wie ihr
seiner Kraft
würde fraglos mein Streben
auch Segen sein

---

Melde mich zurück. Es gibt kein konfliktfreies Forum der reinen Textarbeit!
 

MH

Mitglied
hallo dorothea,

"Melde mich zurück. Es gibt kein konfliktfreies Forum der reinen Textarbeit!"
- gut so.

eine schöne analogie kommt in deinem text zum ausdruck. der stil hat mich ein wenig überrascht - wenn ich mich nicht täusche habe ich von dir eher anderes in erinnerung.

die einzige stelle, die ich persönlich für verbesserungswürdig halte, ist gleich der anfang:

"Im nicht gewählten Grund
wurzelt ihr euch ein"

könnte man das "nicht gewählt" auch anders ausdrücken?
ohne mich konkret einmischen zu wollen, vielleicht eher in die richtung: "in unbestimmtem Grund"...

noch ein kleiner hinweis:
"seiner Karft (= Kraft?)"

mfgMH
 

Dorothea

Mitglied
Hallo MH,

den Tipfehler verbessere ich sofort; über das Restliche muss ich noch länger nachdenken.
Auf jeden Fall möchte ich mich bedanken für die Arbeit an meinem Text.
LG.
 

Zarathustra

Mitglied
der nicht geählte Grund

Liebe Dorothea, ich bin kein gute Interpret, ich lasse mich zusehr von Gefühlen leiten. Trotzdem möchte ich mich mitteilen:

Im nicht gewählten Grund
wurzelt ihr euch ein


der nicht gewählte Grund, gerade der bringt mich zum Nachdenken: warum bin ich auf der Welt, warum passiert gerade mir das? Warum immer ich? Wäre dies und das nicht passiert, es wäre alles anders gekommen!

Doch du mahnst, mit Glauben tiefste Tiefen zu erreichen, und Steine der Lieblosigkeit zu brechen..

Ja, würde ich "mich so annehmen wie ich bin" ..

würde fraglos mein Streben
auch Segen sein


Gratuliere Dorothea
 

Dorothea

Mitglied
Annehmen, was wir nicht gewählt haben

Hallo Zarathustra,

herzlichen Dank für Deine Interpretation. Auch wenn Du dich nicht für jemanden hältst, der ein Gedicht gut interpretieren kann, bist du meinen Ideen und Assoziationen sehr nahe gekommen.

Bäume wählen nicht aus, wo sie wachsen werden. Sie werden gepflanzt oder ihr Samen wird vom windigen Zufall in die Erde versenkt. Dort wurzeln sie sich ein, mag es üppige oder kaum Ressourcen dort geben, wohin es sie verschlagen hat.
Sie sind mir ein Symbol für ein unbedingtes, fragloses und hoffnungsvolles Streben nach Leben, das jeden Widerstand bricht oder umgeht. Dabei "fragen" sie nicht nach Nutzen oder Zweckmäßigkeit und benötigen keinen Plan, denn sie richten sich nach dem "Licht" als der Quelle des Lebens.

Was dieses "Licht" nun für uns sein kann - du nennst zurecht die Liebe - das möchte ich bewusst offen lassen.
LG.
 

Hella

Mitglied
Hallo Dorothea,

würde den "nicht gewählten Grund" lassen, da steckt viel drin; durch "ihn" sind mehrere Bedeutungen und Interpretationen möglich, und das macht den Text - zumal als Einstieg - kostbar. Hat mir gut gefallen!

Gruß, Hella

P.S.: Zum Thema konfliktfreies (oder zumindest von gegenseitiger Achtung getragenes) Textarbeitsforum: das würde ich mir auch wünschen. Ich für meinen Teil werde auf jeden Fall weiter darauf hinarbeiten - offenbar nicht nur in meinem Sinne, was mich freut!
 

Dorothea

Mitglied
Liebe Hella,

vielen Dank für Deinen Kommentar. Den "nicht gewählten Grund" werde ich lassen, da Du (wie auch ein paar andere Leser) mir bestätigst, dass der Text dadurch mehr an Tiefe gewinnt.

Einen schönen Sonntagabend wünsche ich Dir noch.
 

Andrasch

Mitglied
eine schöne Melodie wohnt dem Text inne. Mir gefällt der Anfang sehr. Er veranlasste mich weiter und nochmal zu lesen. Nicht gewählt und absichtslos, das braucht sich und kann denke ich nicht getrennt werden. Natürlich frage ich mich bei dem letzten Vers - warum. Du blendest auf ein Ich. Und dieses fühlt anders. Gerade dieser Gedanke lässt Raum. Wie ich meine, empfindet es bewusster als wir alle zusammen.

LG
 

Dorothea

Mitglied
Hallo Andrasch,

herzlichen Dank für Deine freundlichen Anmerkungen zu meinem Gedicht. Besondrs freue ich mich über Deine Anmerkung in Bezug auf die "schöne Melodie", weil mir Metrik oder Rhythmik in gedichten viel bedeutet.
 



 
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