Ikarus

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Tula

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Hallo Andri

Dieses würde ich gern diskutieren. Ich finde den Auftakt sehr stark und ebenso die dritte Strophe. Von Z3 bis Z11 ist es mir allerdings zu sperrig. Ein Gutgesinnter mag auf Celan schließen :)

Ganz ehrlich:

1: Welche Bedeutung haben die entsilbten Gebete und wozu werden sie geprobt?

2: Gerade die Grabeslieder machen S2 unverständlich, vor allem weil hier inhaltlich S2 und S3 anscheinend (für mich als Leser) in keinerlei Beziehung stehen.

Eine mögliche Deutung:
S1 - eine Art Aufbruchstimmung
S2 - fröhlich-eifriges Fliegen, unwissend dem Tod entgegen
S3 - zielstrebiger Flug, etwas Neuem entgegen, die Erinnerung wird immer bedeutungsloser

Der Haken ist irgendwie S2, zumindest ich finde keinen Faden.

3: Warum der Titel Ikarus?

Es mag ja ein 'neuer' Ikarus sein. Wie gesagt, der in der dritten Strophe gefällt mir sogar sehr.

Gespannte Grüße

Tula
 

Monochrom

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Hi andri.

Ich fände es toll, wenn du den Bildern mehr Raum geben würdest.
Hermetische Bilder brauchen Raum, ebenso die Mischung von Metaebenen.

Da ist es kontraproduktiv, den Text so abstrakt zu reduzieren.
Reduktion braucht dann Realität, also eine gleichmäßige Metaebene. Abstrakt Reduzierte Texte sollten den Sprung zwischen Bildern möglichst meiden.

Bin gespannt auf eine neue Version. Da steckt auf jeden Fall was drin.

Grüsse
Monochrom
 

Andri Vento

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Vielen Dank für eure ausführliche und freundliche Analyse.
Die Aufforderung zur Überarbeitung ist gewiss berechtigt, da es aber zu meinen ganz alten Gedichten gehört (ca. 35 Jahre her), bin ich da etwas störrisch.
Den Titel Ikarus hab ich tatsächlich neu hinzu gefügt, aber er passt schon zur damaligen Intention..
Die erste Zeile behandelt den Wunsch aufzusteigen im Sinne von Worte zu finden für etwas was nur Gefühl und irgendwie unsagbar( für mich ) ist. Daher die entsilbten Gebete. Der Geist hat das Gefühl aufsteigen zu sollen, zum Glück des Südens, zur hellen Klarheit der Sonne.
In der zweiten Strophe, die ich auch als sperrig empfinde,kommt es zum Absturz, die Luft trägt nicht, sondern rauscht durch die Schwingen. Immerhin gelingt es das Scheitern künstlerisch umzusetzen "zur Farbe gebeugt". Aber die Umsetzung besteht nur wieder aus einem Lied über Scheitern und Tod.(das Gedicht selbst)
Die dritte Strophe beschreibt mein Erwachen (im Gegensatz zu Ikarus) das Zurückströmen der Realität, also doch nur gelandet und nicht abgestürzt. Dennoch ein künstlerischer Kater nach dem Schaffensprozess, es war wieder kein Durchbruch und ich lass es fallen.
So etwa denke (und weiß) ich war die Intention.
Viele Grüße,
Andri
 

Tula

Mitglied
Moin Andri

Hab's nach der Erklärung jetzt mehrmals gelesen. Ich finde der Absturz in S2 kommt NICHT zum Tragen und braucht es auch nicht, weil das Gedicht in seiner Kürze an der Darstellung einer Handlung mit mehreren Ereignissen dann selbst 'abstürzt'.

Aber nur S1 und S3 ergeben ein für mich sehr gutes Gedicht. Gerade der Titel öffnet dann gedanklichen Freiraum, der bei moderner Lyrik so geschätzt wird. Wird DIESER Ikarus vom Himmel fallen? - Der Aufbruch ins Neue ist im Leben immer ein Wagnis.

Eine zweite Variante wäre der inhaltliche Umbau von S2 und weitere lyrische Gedanken, die gut zum Weg uns Ungewisse bzw. zur Idee eines Ikarus' passen. Auch im Sinne widersprüchlicher Aussagen, denn Lyri-Ikarus sollte sich gewiss nicht als tragischer Held darstellen.

LG
Tula
 

Monochrom

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Gude.

Tula. S1 und S3 sind ein cooles Substrat.

Trotzdem generell wohl eher für Leute, die sich zum Lesen Zeit nehmen. Leider hat keiner mehr Zeit...

Aber ist schon Bombe.

Der Text braucht halt noch Schliff.

Grüsse
Monochrom
 



 
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