Ikigai/ Thank God It`s Friday

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Ikigai/ Thank God It`s Friday

Akio sitzt auf der Veranda vor seinem Haus und beobachtet einen Vogel, der offenbar gerade sein Nest vollendet hat. Der Kleine hüpft auf einem Ast hin und her, so als ob er stolz wäre über seine Leistung. So stellt Akio sich das jedenfalls vor. Das Netz wippt leicht. Für heute hat der Vogel seine Arbeit getan.

Akio lächelt. Er lächelt über viele kleine Dinge im Leben. Sein Vater hat ihm diese Einstellung, Ikigai, behutsam beigebracht. Ikigai heißt, frei übersetzt, etwas zu haben, für das sich das Aufstehen lohnt.

Akio arbeitet in der Fischfabrik unten im Gewerbegebiet auf Okinawa. Sein Vater hat ihm einst die Anstellung dort besorgt. Vater war noch als Fischer draußen auf dem Meer tätig. Für die nachfolgende Generation sind nun nicht mehr genug Fischgründe vorhanden. Daher gehen Männer wie Akio in die Fabrik zur Arbeit.

Die Arbeit ist körperlich nicht sehr schwer, aber eintönig. Doch die Arbeit ermöglicht Akio und seiner Familie ein ausreichendes Einkommen. Seine Familie ist ihm sein Ein und Alles. Er liebt seine Frau, die als Frau so gut zu ihm ist. Er liebt seine Kinder, die so drollig sind, und dabei doch so vernünftig. Sein ältester Sohn heißt auch Akio, so wie er. Akio bedeutet `der Fröhliche`, und auch `der helle Junge`.
Und weil das Familienleben ihm so viel gibt, darum lohnt es sich für Akio morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. So ist das mit Ikigai.

Er schreibt gerne Haiku Gedichte und versucht manchmal, die Kulturen in seinen Gedichten zu verbinden. Daher benutzt er hin und wieder amerikanische Überschriften für seine Gedichte. Für sein aktuelles Gedicht hat er allerdings noch keinen passenden Namen gefunden.

Zwei Häuser weiter wohnt ein Amerikaner, der in einer Computerfirma arbeitet. Oh, da kommt Bill gerade von der Arbeit.
Akio steht auf und geht von der Veranda ein paar Schritte zum Ende seines Gartens. Dort begrüßt er nun Bill. „Hallo Bill, wie geht es dir? Hattest du einen schönen Tag?“
„Kann man nicht unbedingt sagen. Aber ein Gutes hat der Tag. Es ist Freitag. Und wie man so sagt: Thank God it`s Friday. Bye, Akio“.

Akio geht zurück zu seiner Veranda und beendet sein Gedicht. Jetzt hat er endlich einen Titel. Er nennt es: Thank God It Is Friday.

Vogel dort im Baum
Zum Tanzen ruft der Stolze
Das Nest wippt lächelnd

Der Hüter in Pracht
Die Sonne streift die Weite
Es schwingt das Eine​

Akio ist mit sich selbst zufrieden.
 
Ikigai/ Thank God It`s Friday

Akio sitzt auf der Veranda vor seinem Haus und beobachtet einen Vogel, der offenbar gerade sein Nest vollendet hat. Der Kleine hüpft auf einem Ast hin und her, so als ob er stolz wäre über seine Leistung. So stellt Akio sich das jedenfalls vor. Das Netz wippt leicht. Für heute hat der Vogel seine Arbeit getan.

Akio lächelt. Er lächelt über viele kleine Dinge im Leben. Sein Vater hat ihm diese Einstellung, Ikigai, behutsam beigebracht. Ikigai heißt, frei übersetzt, etwas zu haben, für das sich das Aufstehen lohnt.

Akio arbeitet in der Fischfabrik unten im Gewerbegebiet auf Okinawa. Sein Vater hat ihm einst die Anstellung dort besorgt. Vater war noch als Fischer draußen auf dem Meer tätig. Für die nachfolgende Generation sind nun nicht mehr genug Fischgründe vorhanden. Daher gehen Männer wie Akio in die Fabrik zur Arbeit.

Die Arbeit ist körperlich nicht sehr schwer, aber eintönig. Doch die Arbeit ermöglicht Akio und seiner Familie ein ausreichendes Einkommen. Seine Familie ist ihm sein Ein und Alles. Er liebt seine Frau, die als Frau so gut zu ihm ist. Er liebt seine Kinder, die so drollig sind, und dabei doch so vernünftig. Sein ältester Sohn heißt auch Akio, so wie er. Akio bedeutet `der Fröhliche`, und auch `der helle Junge`.
Und weil das Familienleben ihm so viel gibt, darum lohnt es sich für Akio morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. So ist das mit Ikigai.

Er schreibt gerne Haiku Gedichte und versucht manchmal, die Kulturen in seinen Gedichten zu verbinden. Daher benutzt er hin und wieder amerikanische Überschriften für seine Gedichte. Für sein aktuelles Gedicht hat er allerdings noch keinen passenden Namen gefunden.

Zwei Häuser weiter wohnt ein Amerikaner, der in einer Computerfirma arbeitet. Oh, da kommt Bill gerade von der Arbeit.
Akio steht auf und geht von der Veranda ein paar Schritte zum Ende seines Gartens. Dort begrüßt er nun Bill. „Hallo Bill, wie geht es dir? Hattest du einen schönen Tag?“
„Kann man nicht unbedingt sagen. Aber ein Gutes hat der Tag. Es ist Freitag. Und wie man so sagt: Thank God it`s Friday. Bye, Akio“.

Akio geht zurück zu seiner Veranda und beendet sein Gedicht. Jetzt hat er endlich einen Titel. Er nennt es: Thank God It Is Friday.

Vogel dort im Baum
Zum Tanzen ruft der Stolze
Das Nest wippt lächelnd

Der Hüter in Pracht
Die Sonne streift die Weite
Es schwingt das Eine​

Akio ist mit sich selbst zufrieden.

2​

Ito und Sosuke kommen am Abend zum gemeinsamen Dichten. Jeden zweiten Dienstag treffen sich die drei Dichterfreunde und tauschen ihre Gedanken aus.

Akari, Akios Frau, hat Tee für alle zubereitet. Die drei zelebrieren nicht mehr die traditionelle Teezeremonie, was Akio sehr bedauert. Nur er und seine Frau gönnen sich dieses Ritual noch, aber sie erzählen den anderen nicht davon.

Ito und Sosuke lesen aufmerksam Akios Gedicht. Die beiden schauen sich wortlos an. Sosuke senkt den Blick. Ito, der Ältere der beiden, wendet sich mit ernstem Blick an Akio und spricht: „Lieber Akio, dies ist nicht die traditionelle Form.“

Akio hält dem kritischen Blick stand und erwidert: „Ich habe nur die Titelzeile amerikanisiert.“

„Dein Titel stammt aus einem amerikanischen Popmusik-Film. Diese Ausdrucksform ist simpel. Ein Haiku beschreibt die Natur. Diese Ausdrucksform ist wesentlich.“, entgegnet Ito.

„Ich stelle einen Bezug zur Gegenwart her.“, erwidert Akio. „Die Amerikaner auf unserer Insel sind Gegenwart. Es sind auch Chinesen ansässig, ebenso indische Geschäftsleute. Eines Tages mögen noch mehr Chinesen zu uns kommen, und noch weitere Völker. Wir müssen diesen Einflüssen gegenüber offen bleiben.“

Ito wird im Ton nun schärfer. „Die Tradition ist unser Halt. Mit der Tradition im Herzen werden wir nie untergehen.“

Akio sammelt nun die drei Blätter mit dem Gedicht ein und zerreißt diese ruhig in gleichmäßige Stücke. Er steht auf, wirft die Zettel in das offene Kaminfeuer, und wartet bis sie in der Glut zerfallen sind.
Danach nimmt er wieder seinen Platz in der Gruppe ein. Ito und Sosuke nicken mit dem Köpfen und brummeln zustimmend vor sich hin.
„Nun wollen wir eure Werke lesen.“, schlägt Akio vor. Sie lesen, und sie unterhalten sich eine Weile, wie es bei ihnen üblich ist.

Als es an der Zeit ist, verabschiedet Akio seine beiden Dichterfreunde höflich draußen am Zauntor. Er wartet, bis zu um die Ecke der nächsten Straße gebogen sind.

Zurück im Haus geht er zielstrebig in die Küche, in der sich seine Frau Akari aufhält.
„Liebe Akari, meine liebe Frau.“, spricht er in ruhigem Ton, „ bitte bereite uns beiden doch einen Tee zu.“

Akari schaut kurz verwundert auf, weil sie sonst nur am Wochenende die Teezeremonie ausführen. Dann steht sie wortlos auf und beginnt mit den Vorbereitungen.
 
Ikigai/ Thank God It`s Friday

Akio sitzt auf der Veranda vor seinem Haus und beobachtet einen Vogel, der offenbar gerade sein Nest vollendet hat. Der Kleine hüpft auf einem Ast hin und her, so als ob er stolz wäre über seine Leistung. So stellt Akio sich das jedenfalls vor. Das Netz wippt leicht. Für heute hat der Vogel seine Arbeit getan.

Akio lächelt. Er lächelt über viele kleine Dinge im Leben. Sein Vater hat ihm diese Einstellung, Ikigai, behutsam beigebracht. Ikigai heißt, frei übersetzt, etwas zu haben, für das sich das Aufstehen lohnt.

Akio arbeitet in der Fischfabrik unten im Gewerbegebiet auf Okinawa. Sein Vater hat ihm einst die Anstellung dort besorgt. Vater war noch als Fischer draußen auf dem Meer tätig. Für die nachfolgende Generation sind nun nicht mehr genug Fischgründe vorhanden. Daher gehen Männer wie Akio in die Fabrik zur Arbeit.

Die Arbeit ist körperlich nicht sehr schwer, aber eintönig. Doch die Arbeit ermöglicht Akio und seiner Familie ein ausreichendes Einkommen. Seine Familie ist ihm sein Ein und Alles. Er liebt seine Frau, die als Frau so gut zu ihm ist. Er liebt seine Kinder, die so drollig sind, und dabei doch so vernünftig. Sein ältester Sohn heißt auch Akio, so wie er. Akio bedeutet `der Fröhliche`, und auch `der helle Junge`.
Und weil das Familienleben ihm so viel gibt, darum lohnt es sich für Akio morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. So ist das mit Ikigai.

Er schreibt gerne Haiku Gedichte und versucht manchmal, die Kulturen in seinen Gedichten zu verbinden. Daher benutzt er hin und wieder amerikanische Überschriften für seine Gedichte. Für sein aktuelles Gedicht hat er allerdings noch keinen passenden Namen gefunden.

Zwei Häuser weiter wohnt ein Amerikaner, der in einer Computerfirma arbeitet. Oh, da kommt Bill gerade von der Arbeit.
Akio steht auf und geht von der Veranda ein paar Schritte zum Ende seines Gartens. Dort begrüßt er nun Bill. „Hallo Bill, wie geht es dir? Hattest du einen schönen Tag?“
„Kann man nicht unbedingt sagen. Aber ein Gutes hat der Tag. Es ist Freitag. Und wie man so sagt: Thank God it`s Friday. Bye, Akio“.

Akio geht zurück zu seiner Veranda und beendet sein Gedicht. Jetzt hat er endlich einen Titel. Er nennt es: Thank God It Is Friday.

Vogel dort im Baum
Zum Tanzen ruft der Stolze
Das Nest wippt lächelnd

Der Hüter in Pracht
Die Sonne streift die Weite
Es schwingt das Eine​

Akio ist mit sich selbst zufrieden.

2​

Ito und Sosuke kommen am Abend zum gemeinsamen Dichten. Jeden zweiten Dienstag treffen sich die drei Dichterfreunde und tauschen ihre Gedanken aus.

Akari, Akios Frau, hat Tee für alle zubereitet. Die drei zelebrieren nicht mehr die traditionelle Teezeremonie, was Akio sehr bedauert. Nur er und seine Frau gönnen sich dieses Ritual noch, aber sie erzählen den anderen nicht davon.

Ito und Sosuke lesen aufmerksam Akios Gedicht. Die beiden schauen sich wortlos an. Sosuke senkt den Blick. Ito, der Ältere der beiden, wendet sich mit ernstem Blick an Akio und spricht: „Lieber Akio, dies ist nicht die traditionelle Form.“

Akio hält dem kritischen Blick stand und erwidert: „Ich habe nur die Titelzeile amerikanisiert.“

„Dein Titel stammt aus einem amerikanischen Popmusik-Film. Diese Ausdrucksform ist simpel. Ein Haiku beschreibt die Natur. Diese Ausdrucksform ist wesentlich.“, entgegnet Ito.

„Ich stelle einen Bezug zur Gegenwart her.“, erwidert Akio. „Die Amerikaner auf unserer Insel sind Gegenwart. Es sind auch Chinesen ansässig, ebenso indische Geschäftsleute. Eines Tages mögen noch mehr Chinesen zu uns kommen, und noch weitere Völker. Wir müssen diesen Einflüssen gegenüber offen bleiben.“

Ito wird im Ton nun schärfer. „Die Tradition ist unser Halt. Mit der Tradition im Herzen werden wir nie untergehen.“

Akio sammelt nun die drei Blätter mit dem Gedicht ein und zerreißt diese ruhig in gleichmäßige Stücke. Er steht auf, wirft die Zettel in das offene Kaminfeuer, und wartet bis sie in der Glut zerfallen sind.
Danach nimmt er wieder seinen Platz in der Gruppe ein. Ito und Sosuke nicken mit dem Köpfen und brummeln zustimmend vor sich hin.
„Nun wollen wir eure Werke lesen.“, schlägt Akio vor. Sie lesen, und sie unterhalten sich eine Weile, wie es bei ihnen üblich ist.

Als es an der Zeit ist, verabschiedet Akio seine beiden Dichterfreunde höflich draußen am Zauntor. Er wartet, bis zu um die Ecke der nächsten Straße gebogen sind.

Zurück im Haus geht er zielstrebig in die Küche, in der sich seine Frau Akari aufhält.
„Liebe Akari, meine liebe Frau.“, spricht er in ruhigem Ton, „ bitte bereite uns beiden doch einen Tee zu.“

Akari schaut kurz verwundert auf, weil sie sonst nur am Wochenende die Teezeremonie ausführen. Dann steht sie wortlos auf und beginnt mit den Vorbereitungen.

3​

Sosuke lässt sich zuhause auf seine Matte nieder und ruft nach seiner Frau Sachi. Diese kommt rasch in das Zimmer und setzt sich ihm gegenüber.
Er erzählt ihr, was während der Dichterstunde bei Akai geschah. „Was denkst du darüber?“, fragt er sie ernst. „Es ist gut, wie du denkst und handelst.“, antwortet Sachi mit gesenktem Kopf.
„Ich möchte heute ausdrücklich deine Meinung höre, liebe Sachi. Dies ist wichtig für mich.“, entgegnet Sosuke in freundlichen Ton.
„Akai hat recht, wenn er sagt, dass die Dinge sich ändern. Sie ändern sich in diesen Zeiten offenbar schneller als zu den Zeiten unserer Eltern.“, beginnt Sachi ihre Ausführung. „In Zeiten raschen Wandels ist die Bewahrung der Tradition besonders wichtig. Tradition gibt uns Menschen Orientierung und Sicherheit.“, fährt Sachi fort. Dann macht sie eine kurze Pause. „Akai hätte die amerikanisierte Überschrift nicht verwenden dürfen. Er hätte sich einen anderen Weg suchen sollen, um die Veränderungen der Zeit auszudrücken.“, schließt sie ihre Ausführung.
Sesuke nickt ihr freundlich zu. „Ich danke dir für deine Worte. Lass uns in den Garten gehen.“
 



 
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