Im Auge des Sturms

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iso

Mitglied
Im Auge des Sturms

Schließ die Fenster,
stell den Fernseher lauter,
lass die Musik dröhnen -
du entrinnst den Schreien nicht,
die die gequälte Erde ausstößt,
die misshandelte Kreatur,
die vergiftete Umwelt.
Sie gellen in dir,
denn du bist Teil der Welt.

Das Rad dreht sich.
Die Antworten kommen:
Feuer und Wasserfluten,
Erdbeben und Stürme,
Kriege und Hungersnot,
Krankheit und Aussatz.

Verstopf deine Ohren,
betäub dich mit Drogen,
verschanz dich im Reichtum -
du entrinnst den Schreien nicht.
Sie gellen in dir,
denn du bist Teil der Welt.

Das Rad dreht sich.
Die Peiniger werden zu Opfern.
Meere von Blut überspülen
kleine Inseln der Menschlichkeit.
Das Rad dreht sich
in scheinbar endlosem Kreislauf.

Doch einmal findest du dich,
zerschlagen,
nackt,
ohne Hoffnung,
im A u g e des Sturms
und hörst
die Stimme der Stille:
Zu Asche verbrannt -
Feuervogel.
flieg auf!
 
K

kristal

Gast
Phönix aus der Asche

Hallo iso,
ich habe in deinen posts gestöbert und habe bei diesem Gedicht innegehalten. Dieser Mythos vom Phönix, der im Feuer verbrennt und aus der Asche aufersteht, hat mich schon immer fasziniert. Außerdem erinnert mich dein Gedicht an Günter Eich: Botschaften des Regens. Fazit: Alles, was geschieht, geht dich an! Kein Mensch ist eine Insel...
 

iso

Mitglied
Schön, dass du mein Gedicht wieder ausgegraben hast, kristal. Ich dachte schon, es interessiert keinen und ist längst vergessen. "Botschaften des Regens" müsste ich irgendwo im Regal stehen haben, muss mal nachgucken. "Kein Mensch ist eine Insel" ist doch das Motto von Hemingways "Wem die Stunde schlägt" - oder? Mensch, ich glaube, ich muss mal wieder meine literarischen Kenntnisse auffrischen, sie sind etwas verdorrt.
See you later.
iso
 



 
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