Im Banne der Heavyscene

josua né

Mitglied
Im Banne der Heavyscene

Niemals hätte er annähernd in Betracht gezogen, dass ihm mal auf diese Weise der Kopf verdreht würde. Paule war einfach unglaublich. Er hatte sie das erste Mal in dem Club gesehen, in den er aufgrund des Drängens seines besten Freundes hinein gestolpert war. Im HEAVYSCENE. Paule hatte ihn angesprochen und wie selbstverständlich ganz zwanglos in ein Gespräch mit deren Freundin verwickelt. Er hatte nur Augen für ihren dunklen Teint und ihr pralles Dekolleté. Es war auch Paules ungezwungene Art, die Blicke auf sich zu ziehen und so interessant zu erscheinen, dass man ihr einfach zu Füßen liegen mußte. Ihr naturschwarzes Haar, glatt und seidig, machten sie ebenso verführerisch wie ihr offenbarendes Dekolleté... Er verschwand mit ihr in ein Hinterzimmer des Clubs, der für ihre Quickies reserviert schien und ließ das Vorspiel aus. Die Gier, sie zu erleben, packte ihn so, wie ihn noch nie etwas gepackt hatte. Nicht einmal die so intensiv empfundenen Küsse, die das Gedächtnis niemals würde missen wollen, machten die Tatsache wett, dass sie nach einem standesgemäßen ONE-NIGHT-STAND verschwunden war und es ihm nach der bitteren Ernüchterung gewahr wurde; er hatte sich in sie verliebt.
Sein Leben war bis dato nicht gerade planvoll verlaufen. Als Sohn einer recht spießigen Familie hatten die Eltern ihm zu viel abverlangen gewollt und damit die Grundlage dafür geschaffen, dass der nunmehr Mitte- zwanzig- jährige zwar nicht gerade mittellos, aber ungesichert durchs Leben ging sowohl beruflich, als auch psychisch. Zu jener Zeit rebellierte er gegen die elterlichen wie auch gesellschaftlichen Dogmen, die ihm aufgelastet worden waren und floh von zu Hause und somit vor seinem gesamten Leben, das niemals wieder so werden würde. All die gekünstelten Nettigkeiten und snobistisch - cholerischen Eigenschaften seiner Eltern hatten ihn schon damals zum kotzen gebracht. Aus der gehobenen Residenzstadt geflohen, entschied er sich für Berlin, wo er mittellos sein täglich Brot verdiente. Bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr bestritt er als Stricher sein Leben und gelangte nach Beendigung seiner bisherigen Berufslaufbahn durch Szene – Krankheiten zu den Drogen, die ihn immer begleiten sollten. Vom Strich gezeichnet und wenig tangiert von den Einflüssen, die auf ihn zu wirken suchten, fiel er in einen tiefen Sog, dem er sich nicht mehr zu entledigen wußte. Dieser Sog ließ ihn nicht mehr los – ließ ihn Abend für Abend besinnungslos werden und dem existentiellen Abgrund näher kommen.
Das innig ersehnte Geld, mit dessen Hilfe er sich für mehr oder weniger kurze Zeit betäuben konnte und somit der zu realistischen Welt entkommen wollte, bekam er wiederum nur durch minder humane Dienste. Das Geld seiner Eltern anzunehmen wäre ihm wie ein Verrat vorgekommen. An sich selbst.
Nun saß er auf einer lädierten Couch in seiner ersten Berliner Wohnung, die er vor einigen Wochen beziehen konnte. Das war nur geschehen durch seinen wiederum ersten, richtigen Job. Er arbeitete in einer Pizzeria. Schlecht bezahlt, aber durchaus qualifiziert, bestritt er sein neues Leben. Endlich hatte er sich etwas von seiner schmerzlichen Vergangenheit distanzieren können... Er fühlte sich so viel leichter und freier, was ihn zu der Überzeugung brachte, sich aufzurappeln. Es entwickelte sich eine pathetische Aufbruchsstimmung, die seinen ganzen Geist und auch seinen Körper erfasste. Woher kam die neu gewonnene Kraft?
Sitzend auf der lädierten Couch dachte er an Paule. Nach der durchzechten und nicht ganz bewußt durchlebten Nacht war ihm die Frau noch wie ins Fleisch gebrannt. Er erinnerte sich nicht mehr an die Musik, nach der sein Freund eben fragte, er erinnerte sich nicht an das Zeug, dass er genommen hatte. Seine Heroinspritze war jetzt bereit zum Zug zu kommen, doch er zögerte kurz. In einem winzigen, nicht erwähnenswerten Augenblick verschwamm das Bild von Daniel, der sich gerade eine Zigarette anzündete... Er hatte ein so intensives Bild von Paule vor sich und dachte daran, mit ihr Eins zu werden. Nicht wie vergangene Nacht, in der er sie nur simpel gevögelt hatte, wobei sie wahrscheinlich nicht einmal etwas gespürt hatte. Verliebtsein. Zweisamkeit. Gemeinsame Ziele. Was für ein Trash. An so etwas hatte er niemals richtig denken können, da die Straße seinen Egoismus gefördert hatte. Er mußte nur an sich selbst denken, vielmehr durfte er es nur. Sonst hätte er es nicht geschafft. Er wurde unliebsam wieder in die Realität zurückgeholt, als Daniel ihn anstieß, endlich zu spritzen. Und er tat es...
Daniel wurde immer genervter von seinem Freund. Er hatte ihm alle Einzelheiten über Paules Körper erzählt und über ihren Geruch und über ihre Augen und über ihre schamlose Anmache und den sensationellen Sex mit ihr. Wahrscheinlich belog er sich ein wenig selbst. Machte Paule zu etwas, was sie bestimmt nicht war. Daniel riet ihm davon ab, etwas hinein zu interpretieren in Dinge, in die es nichts hinein zu interpretieren gäbe.
Und doch, als er einige Tage später mit der Arbeit in der Pizzeria fertig war, fasste er einen Entschluß. In denselben Club zu gehen, um sie wiederzufinden. Und er tat es. Unglaublicher Weise, denn es war bisher keine Eigenschaft von ihm gewesen, sich um jemand anderen zu bemühen. Der Club HEAVYSCENE mutete genauso düster an und roch genauso verschwitzt, wie kürzlich. Aber es störte ihn bei weitem nicht. Erstens war ihm das Milieu nicht fremd und zweitens hatte er ein Ziel vor Augen. Er suchte nach einer Schwarzhaarigen. Nach DER Schwarzhaarigen. Vorbei an den runden Tischen nahe des Dancefloores, vorbei an den Kerlen, die ihn anbrüllten, weil er beim Durch – die –Menge – Gehen die Sicht auf halbnackte Tussis versperre. Und doch waren sie zu sehr dem Rausch verfallen, als dass sie ihm wirklich hätten eine Bedrohung werden können. Die betrunkenen Mädchen ließen ihre Arme empor schweben beim Tanzen, die Typen blickten die benommenen Weiblichkeiten lustvoll an. Ebenso im Rausch und doch mit ganz scharfen Augen. Er kannte das alles. Das Verhalten der Kerle und der Mädchen, die Absichten die meist darin lagen und somit ihre Vorhaben. Doch von all diesen äußeren Einflüssen ließ er sich nicht beirren und suchte weiter. Weiter nach Paule. Er hatte große Angst, vom Barkeeper oder Sondergleichen gesehen zu werden, da er hier im Club so einige Schulden gemacht hatte. Aber auch das wurde jetzt unwichtig.
Und nach einem langen, beschwerlichen Fußmarsch durch die Menge und der strikten Suche im relativ Dunklem, traute er seinen Augen nicht. Er hatte gar nicht mehr daran geglaubt, aber er sah sie. Paule schwang ihre vollen Hüften zwischen den Kerlen umher, drehte mit dem Zeigefinger an einer ihrer schwarzen Haarsträhnen und bemerkte beim Tanz mit diesen vielen Typen gar nicht, wer sie suchte. Er war froh und gleichzeitig wurde ihm jetzt gewahr, dass er zwar wußte, was er wollte, es aber in diesem seinen Leben wohl nicht erreichen könnte. Wollte er, drogenabhängig und ganz klein im Geschäft, einer Klassefrau wie Paule hier auf der Tanzfläche eine Liebeserklärung machen? Das wäre doch, so überlegte er, völlig... daneben. Paule hatte jede Nacht einen Anderen und er hätte schon froh sein können, dass sie sich ihm erbarmt hatte und ihm die heißeste Nacht in seines Lebens beschert hatte. Doch er war so verliebt in sie. Er wollte eigentlich ihren Namen laut rufen, um auf sich selbst aufmerksam zu machen, aber da wurde ihm schon bedrohlich eine Hand auf die Schulter gelegt... So etwas im Gedränge zu registrieren ist ziemlich schwer – die krachenden Beats taten ihr übriges.
Als er etwas später mit einem blauen Auge vor Daniel stand, wollte er im Boden versinken. Daniel sprach nur von so etwas, wie er hätte es ja gesagt etc. Pure Nüchternheit überkam ihn.
Daniel bot ihm eine Line an, doch darauf hatte er keine Lust. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen; vielleicht könne ihm Daniel ja doch behilflich sein! Er schlug ihm vor, dass er Paule aufsuchen könnte und ihm damit einen großen Gefallen tun würde. Es war tatsächlich ungewöhnlich, einen klaren Gedanken zufassen. Es kam ihm so fern vor, ein Ziel vor Augen zu haben. Doch es war jetzt so. Daniel hatte absolut keine Lust. Er fragte, was er davon hätte, sich Streß wegen einer Tussi zu machen, die er dann doch nicht bumsen dürfe. Das war Daniel. Typisch. Tolle Freundschaft, dachte er sich. Sollte dies der Preis dafür sein? Für Paule? Erst als Daniel hörte, dass er unter Umständen auf seine Kosten kommen könnte, machte er sich auf den Weg.
Es war schon fast Mitternacht, da hörte er – ganz nüchtern- die Tür knallen. Er hörte säuselndes Lachen. Es klang für ihn wunderschön. Eine klare Melodie, etwas Majestätisches... Es war Paule. Daniel hatte sie also erfolgreich abgeschleppt. Er mußte zuhören, wie Daniel sich mit ihr vergnügte und irgendwann fertig war. Als er dann zu ihnen trat, lag Paule schon mit geschlossenen Augen auf der zerfledderten Matratze und gähnte. Daniel laberte davon, wie gut sie gewesen sei und grinste, dass er ihm am liebsten eins in die Fresse geschlagen hätte.
Am nächsten Morgen brachte er Paule etwas zu essen. Sie hatte einen fürchterlichen Kater und zeigte wenig Interesse an ihm. Daniel war längst weg – sich Stoff besorgen. Paule hatte auch gar keine Lust, sich mit ihm zu unterhalten. Er fragte sie, ob sie glücklich wäre. Sie lachte höhnisch, band ihr schwarzes Haar zusammen und überschminkte sich ihre Augenringe. Auf Komplimente, wie hübsch sie sei, ging sie überhaupt nicht ein. So’n kleiner Pizzajunge. Ihm wurde klar, wie hart der Kampf werden würde. Er könne sie da weg holen, dass sie nicht mehr jeden abend für lau die Beine breit machen müßte. Dass man das schaffen könnte.
Zum Abschied griff sie ihm in den Schritt und versicherte ihm, dass er jederzeit vorbeikommen könne, aber mehr nicht drin wäre. Diese Hure.
Der letzte Tropfen auf den heißen Ofen war Daniel, der grinsend zurückkam und sich für seine Empfehlung bedankte. Sie sei echt gut gewesen. Was war das nur für eine Welt? Er hatte sich doch so große Ziele gesetzt. Das Ziel war Paule. Sollte er das jetzt vergessen? Sollte er alles über den Haufen werfen? Resignieren? Selbst das hätte jetzt zuviel Kraft gekostet, als das er darauf jetzt Lust hätte. Es mußte weitergehen.
Seine erste richtige Entscheidung war wohl, Daniel rauszuwerfen. Er hatte ihn ausgebootet, keinerlei Freundschaft bewiesen, obschon es in der Szene sowieso keine richtigen Freunde gab. Das fiel ihm nicht schwer. Für die Miete mußte er jetzt allein aufkommen und so suchte er sich einen zweiten Job. Natürlich kotzte das an, er war ja nicht daran gewöhnt. Jetzt spritzte er nur noch ab und zu – aber von seinem Ziel konnte, wollte und sollte er trotzdem nicht ablassen.
Es dauerte Wochen, bis er soviel Kohle zusammen hatte, dass er Paule locker für zwei Nächte haben konnte. Vorher bezahlte er im HEAVYSCENE seine Schulden, so dass er von den Leuten dort nichts mehr zu fürchten haben mußte. Das machte ihn innerlich stark und er dachte, dass er seinem Ziel immer näher wäre. Paule war aber nicht da.
Die wäre schon seit Tagen nicht mehr hiergewesen. Es wurden ihm andere Tussis empfohlen.

Da war seine Mutter. Sie lächelte und rannte durch sein Zimmer und schrie, dass er ihr Sohn sei und dass sie ihn liebe. Und da war Daniel in Krawatte und alles war so bunt und laut und fröhlich und seine Finger tanzten. Paule küßte ihn und streichelte ihn und versprach ihm, für immer bei ihm zu bleiben. Und das HEAVYSCENE wurde geschlossen.
Als er wieder einigermaßen aufrecht sitzen konnte, wischte er die Kotze neben der karierten Matratze weg. Das nebenliegende Besteck glänzte und kotzte ihn an. Seine Rausch war schön gewesen. So real. Und doch wieder so abspenstig. Er war nicht auf Arbeit erschienen. Das war jetzt alles so belanglos. Durch diesen harten Versuch, etwas zu schaffen, welcher ja offensichtlich gescheitert war, fühlte er sich jetzt mehr am Boden denn je.
Er wäre fast verhungert, wenn Daniel nicht gekommen wäre. Gerade noch mit letzten Kräften hatte er ihm die Tür geöffnet. Er war in einem erbärmlichen Zustand. Seit Tagen nichts gegessen, nichts genommen. Ausgelaugt bis auf die Knochen. Daniel fragte ihn, ob’s an der Braut läge. Er bejahte und schmiß eine Spritze an die Wand. Er heulte und schrie, dass Daniel eine Gänsehaut bekam. Durch ihn hatte Daniel angefangen, zu begreifen, dass es noch einen anderen Weg gab. Doch sein resignierender Freund war nun ein Wrack.
Und wieder ging einige Zeit seines Lebens ins Land und auf einmal stand Paule in der Tür. Jemand hätte sie zu ihm geschickt. Sie wolle aber diesmal Kohle sehen. Er war außer sich – jetzt vor Freude. Sie sah irgendwie scheiße aus – ihre Haare klebrig und die Klamotten stinkend. Zweimal ergötzte er sich hechelnd bis er ihr beim Einschlafen zusah. Er war Daniel ja so dankbar. Er roch ihre duftende Haut, betrachtete ihre Mimik im Schlaf – was sie wohl träumen mag? Er verschloß die Türe.
Er wurde mit einem tosenden Krach geweckt. Paule schlug gegen die Tür und brüskierte sich über ihre Lage – eingeschlossen. Sie lief durch den schmalen Flur auf ihn zu und drosch gegen sein Brust. Wie könne er das machen, sie wolle weg und würde ihm sonst wen auf den Hals hetzen. So hatte er sie noch nicht erlebt. Ganz unschuldig tat er so, als ob er den Schlüssel suche. Vergeblich. Er müsse ihn am vergangenen abend verlegt haben. Wieder kreischte sie, dass ihr so etwas nicht passe und das Konsequenzen habe.
Nach einer Zigarette fragte sie ihn, was nun werden solle. Sie schien wirklich verzweifelt. Er dachte sich aus, dass er den Schlüssel des nachts das Klo runter gespült haben könnte und ihn das ebenfalls ankotze. Er gab vor, dass noch jemand einen Schlüssel hätte und früher oder später vorbeikommen müßte. Die mißliche Lage war vorerst nicht zu ändern. Kein Handy weit und breit. Sie saßen am Tisch und aßen etwas. Er war so froh und glücklich. Er dachte nicht mehr an Spritzen und so weiter. Er sah sie mit einer Haarsträhne spielen und rauchen. Sie legten sich auf die Matratze. Einmal lachte sie sogar, als er erzählte, wie er einmal eine ganze Pizzaladung umgekippt hatte. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und natürlich gab es Daniel, der jetzt einen Schlüssel hatte, aber Bescheid wußte.
Ihr war langweilig und darum erzählte sie von ihrem Alltag. Eigentlich hatte sie mal ein Studium angefangen, aber es hätte ihr das Geld gefehlt, um weiterzumachen. Eine Freundin hatte sie in die Szene eingeführt und ins HEAVYSCENE gelotst. Das war vor ein paar Jahren. Er hörte ihr gespannt zu. Sie redete jetzt so unbefangen und natürlich, dass er sich noch mehr verliebte.
Als er sie bei Abenddämmerung aus einem Moment heraus auf die Lippen küßte, sagte sie, dass sie keinen Bock auf Bumsen hätte. Für sie völlig unerwartet sagte er, dass er das gar nicht wolle. Er wollte sie nur küssen. Sie gefalle ihm. Schon länger. Sie war so verblüfft, dass sie kein Wort herausbrachte. In der ersten gemeinsamen Nacht schliefen sie nicht miteinander. Sie redeten. Alles um ihn herum war auf einmal zu unwichtig. Sie hörte ihm zu und teile seine Ansichten und sein Herz hörte nicht auf, bis zum Hals zu schlagen.
Am nächsten Tag wurde sie schon ungeduldiger. Sie duschte sich und ihre nassen schwarzen Haare fielen ihr über die Schultern. Sie grinste, dass sein Körper ungewollte Reaktion zeigte, als sie ihren Bademantel fielen ließ. Sie flüsterte ihm ins Ohr, dass er wirklich süß wäre. Bald tippte sie mit ihren Fingern auf den Tisch – er hatte die Sache mit dem Eingeschlossen - sein völlig vergessen.
<Ich mag dich.> sprach er ganz leise, als er auf der Matratze saß und sich eine Zigarette angesteckt hatte. Sie war sichtlich verdutzt. Sie hatte eher erwartet, dass er sie wieder bespringen würde. Sie hatte schon fast an ihrer Wirkung auf Männer gezweifelt. Ob er das ernst meinte? Natürlich! Er wolle sie noch inniger kennen, ihr nahe sein. Jetzt wurde es für sie wieder interessant. Sie setzte sich neben ihn und erzählte, dass sie darauf schon längst die Hoffnung aufgegeben hatte. Auf einen richtigen Partner. So hatte sie ihn auch eingeschätzt – ein in ihrem Metier normaler Typ. Er war auch nicht unbedingt der, der sie unheimlich beeindruckte. Aber in einem winzigen, ganz kleinen Moment sah auch sie sich in einem neuen Leben. Sah eine zweite Chance. Sie wollte es aussprechen, da ging die Tür auf. Er war perplex. Daniel hätte keinen schlechteren Augenblick erwischen können. Sie nahm ihre Handtasche und ging ohne ein Wort.
Die Chance war dahin. Ein dummer Zufall oder Wink des Schicksals? Er fühlte so tiefe Wut über die mißlungene Aktion und vielleicht auch Wut auf seine Liebe zu ihr, die ihm weh tat und ihn so viel Kraft kostete – ihn nun auf eine neue Probe stellen wollte. Er drückte die Zigarette aus und schmiß den verwirrten Daniel raus, was er später bestimmt bereuen würde, da er sich ja eigentlich als guter Freund bewiesen hatte. Den Stoff, den Daniel ihm liegengelassen hatte, ließ er liegen.
 



 
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