Im Gegenlicht

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HansSchnier

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Ich rede dich in Englisch an, verwechsle dich im Gegenlicht des Vorhanges mit ihr. Schlaftrunken weiß ich nicht wo ich bin, wer du bist. Ich halte dich für sie, wähne mich in ihrem Schlafzimmer. Die am Tage verschwiegene Erinnerung wird jetzt zur Realität.
Ich habe nur genuschelt, du hast kein Wort verstanden. Ich habe keinen Namen genannt. Du wunderst dich nicht. Lachst: „Typisch. Völlig verpeilt am morgen. Schlaf dich erst mal aus und erhol dich von deinem Urlaub.“
Ich täusche erneuten Schlaf vor, schwitze kalten Schweiß. Es schien so einfach. Details vermeiden. Verräterische SMS löschen. Notfalls Lügen.
Ich habe den Ton meines Handys ausgeschaltet. Sie schreibt mir immer noch - nachts. Ich antworte, während du schläfst.
Ich liebe dich, das weiß ich. Ich habe sie begehrt, das wirst du hoffentlich nie wissen. Sie schreibt, sie habe sich in mich verliebt. Sie könnte alles zerstören. Das wolle sie nicht und wenn überhaupt, hätte ich das zu verantworten.
Sie hat recht. Ich habe uns auf dem Gewissen. Ich muss schweigen. Für uns. Du gibst mir einen Kuss auf die Stirn, gehst zur Arbeit. „Bis heute Nachmittag. Versuch dich aufzuraffen.“
Ich flüstere deinen Namen, du lächelst und gehst.
 



 
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