Im Namen des Volkes

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Wittgenstein

Mitglied
Im Namen des Volkes!

Ein Amtsrichter aus Friedrichshafen,
der hatte im Prozess geschlafen.
Er urteilte dann instinktiv,
weil er - wie schon gesagt - ja schlief
und aus diesem Grund die Einvernahme
der Zeugen, nämlich einer Dame
und zweier Herren, glatt verpasste,
daher die Sache nicht erfasste,
und deshalb am Verkündungstag
sein Urteil voll daneben lag.

Der Schaden denkt man ist nicht groß,
es war das Amtsgericht ja bloß.

Doch in der Nachfolgeinstanz
verirrte das Gericht sich ganz
im Sumpf der vielen Paragrafen,
die diesen Sachverhalt betrafen,
und wurde seinerseits sehr müde,
weshalb es, überhaupt nicht prüde,
verwies den Rechtstreit also dann,
wie man sich unschwer denken kann,
bevor es selbst begann zu schlafen,
zurück ans Amtsgricht Friedrichshafen.
 

Wittgenstein

Mitglied
Im Namen des Volkes!

Ein Amtsrichter aus Friedrichshafen,
der hatte im Prozess geschlafen.
Er urteilte dann instinktiv,
weil er - wie schon gesagt - ja schlief
und folglich prompt die Einvernahme
der Zeugen, nämlich einer Dame
und zweier Herren, glatt verpasste,
daher die Sache nicht erfasste,
und deshalb am Verkündungstag
sein Urteil voll daneben lag.

Der Schaden denkt man ist nicht groß,
es war das Amtsgericht ja bloß.

Doch in der Nachfolgeinstanz
verirrte das Gericht sich ganz
im Sumpf der vielen Paragrafen,
die diesen Sachverhalt betrafen,
und wurde seinerseits sehr müde,
weshalb es, überhaupt nicht prüde,
verwies den Rechtstreit also dann,
wie man sich unschwer denken kann,
bevor es selbst begann zu schlafen,
zurück ans Amtsgricht Friedrichshafen.
 

Wittgenstein

Mitglied
Hallo Walther,

ich nix verstehn.

Das Metrum stimmt anscheinend nicht.


Ich habe die in meinen Augen einzig holperige Stelle ausgebessert.

Jetzt müsste es doch passen, oder?

Über eine nochmalige Korrekturdurchsicht vom Metrumpapst
würde ich mich freuen.

Gruß
Wittgenstein
 

gareth

Mitglied
Gut.

Aber Punktabzug war leider unumgänglich für das an dieser Stelle unangebrachte Gewalt- und Allerweltsreimwort -prüde- und die (unnötige) metrische Vergewaltigung des Amtsgerichts in der letzten Zeile. Hier hätte z.B. ohne weiteres stehen können sofort zurück nach Friedrichshafen.

In diesem Sinn
gareth
 

Wittgenstein

Mitglied
Hallo Gareth,

bezüglich Deiner zwei Kritikpunkte möchte ich auf Folgendes hinweisen:

Das Wort "prüde" steht unter anderem als Synonym für "zimperlich" und "schamhaft".

Insofern bin ich der Meinung, dass es vom Sinngehalt her voll in den Text passt.

Das Problem mit "prüde" besteht wohl darin, dass es - abgesehen von "Etüde" - das einzige Reimwort auf "müde" ist, und daher, passend oder nicht, oft notgedrungen in ein Reimgedicht gepresst wird.

Das trifft aber hier definitiv nicht zu.

Die Sache mit dem "Amtsgricht" ist die: Da ich meine Gedichte auch vorlese, habe ich Erfahrungswerte, was die Reaktionen der Hörer anbelangt. Und da ist es im konkreten Fall eindeutig so, dass die abschließende Bezugnahme auf das Amtsgricht Friedrichshafen (offenbar wegen der Eröffnung: Ein Amtsrichter aus FN ...) schlichtweg besser ankommt.
Die Leute lachen jedenfalls mehr.
Vielleicht deshalb, weil sich dann der Kreis schließt?

Beim stillen Lesen könnte dies allerdings anders sein.
Mal nachdenken.

Herzlichen Dank für Deine Rückmeldung.

Viele Grüße
sendet Dir
Wittgenstein
 

gareth

Mitglied
Gut, gut, Wittgenstein,

das Amtsgricht wird hiermit nachträglich anerkannt :0)

Dies gilt allerdings nicht für das prüde. Da hilft nix. Es stimmt, dass Das Wort "prüde" ... unter anderem als Synonym für "zimperlich" und "schamhaft" ... steht. Es ist aber im Sprachgebrauch an geschlechtliche Dinge gekoppelt.

Du hast aber einen Bewertungspunkt gut.

Grüße
gareth
 



 
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