Im Wartesaal einer Unfallstation

Alexa Testa

Mitglied
Ein sonniger Nachmittag.
Menschen mit leidenden Gesichtern. Grau, krank und zum Teil schmerzverzerrt.
Manche haben noch den Schmutz der Arbeitsstelle an sich, wo sie sich verletzt haben.
Ein junges Mädchen in Schi-Kleidung kommt offensichtlich direkt vom Sport hierher.
Menschen aller Altersstufen, vom Kleinkind bis zum Greis.

Zwei Fernsehgeräte laufen ohne Ton, auf den Bildschirmen erscheint von Zeit zu Zeit in zweifarbiger Schrift, wer wo zu warten hat. Dann erhebt sich einer der Wartenden und begibt sich vor irgendeine Tür, um dort weiter zu warten. Die Erleichterung darüber, nun bald an der Reihe zu sein, kann man seinem Gesicht ansehen.

Ein Angetrunkener, der von einem Hund gebissen worden ist, ist ein wenig ungehalten, weil er den Aufnahmebogen alleine nicht ausfüllen kann, und erzählt dann lautstark den Vorfall mit dem Hund. Keiner hört ihm wirklich zu.

Ein kleiner Junge, der sich offensichtlich beim Sport verletzt hat, wartet tapfer mit verbissenem Gesicht. Seine Eltern diskutieren bereits, welchen Bewerb er versäumen wird und wann er wieder einsatzbereit sein könnte.

Eine Frau traktiert verzweifelt den Münzfernsprecher. Die Eingeworfenen Münzen fallen immer wieder durch und das sich pausenlos wiederholende Geräusch zerrt an den Nerven.

Den meisten Wartenden sieht man an, welcher Körperteil verletzt ist.
Ich sitze hier mit einem dicken Knöchel und frage mich, ob sie hier wohl auch kaputte Herzen heilen?
Etwas erschöpft schließe ich die Augen und stelle mir vor, wie sie meinen Brustkorb öffnen, die Fetzen meines kaputten Herzens aneinander legen und zusammenflicken, so gut es geht.
"Schlagen tuts wieder, aber ob das mit dem Gefühl jemals wieder so wird wie vorher, das kann ich ihnen nicht versprechen"....sagt der Chirurg in meinem Tagtraum.

Was würde der Arzt, zu dem ich bald komme, wohl denken, wenn ich ihm erzählte, dass mir vor einem halben Jahr das Herz gebrochen worden ist?
Würde er sagen....da sind sie hier falsch meine Dame...?
Oder würde er fragen, welche Behandlung ich bisher bekommen habe?
Oder ließe er mich erzählen auf seine Frage...wie ist denn das passiert?

Nein, ich weiss ja, welcher Spezialist für gebrochene Herzen zuständig ist und dass man den hier im Unfallkrankenhaus nicht finden wird können. Nur bisher konnte der mir noch nicht so recht helfen, oder vielleicht doch?

Also eins nach dem anderen:
Jetzt kommt zuerst einmal mein Knöchel dran. Das ist eine Kleinigkeit.
Die Sache mit meinem Herzen dauert wohl etwas länger.
 

mrjingle

Mitglied
Hi Alexa!

Ich habe eben alle deine Werke auf einen Streich gelesen.
Allein das ist schon ein großes Lob, da ich normalerweise Schwierigkeiten mit Gedichten habe.
Da dies dein letztes Werk ist, das du ins Netz gestellt hast, poste ich einfach hier anstatt bei jedem deiner Werke. Aber es gilt für alles.
Auch wenn ich erst kurze Zeit bei der LL bin (exakt eine Nacht ohne Schlaf) habe ich hier schon einiges gelesen.
Ich weiß nicht mehr, was das erste war, was ich von dir gelesen habe. Aber es hat mich, wie schon gesagt, dazu gebracht alles zu lesen.
Ich habe in deinen Gedichten mehr Gefühle zu erkennen geglaubt, als in allem anderen was ich hier zu lesen bekam.
Einiges konnte ich nachvollziehen, da ich selber diese Gefühle kenne. Anderes wiederum hast du mir nahe gebracht.
Ich weiß nicht wie ich das ausdrücken soll, was ich eigentlich sagen wollte (ziemlich peinlich für eine Literaturseite oder? *g*), darum mache ich hier lieber Schluß.
Ich freue mich schon auf dein nächstes Werk.

Einer, der keine Ahnung hat von Metrik und Versmaß, sondern nur nach dem Gefühl urteilt.
Alles Liebe
mrjingle
 
G

Guest

Gast
HALLÖCHEN!

Weißt Du, was mich interessiert? Die Therapie des gebrochenen Herzens als Fortsetzung.
Deine Story könnte man gut als Einleitung nehmen wie ich finde.
Herzliche Grüße, GUIDO
 

Alexa Testa

Mitglied
im wartesaal.....

hi stephan!

zuerst danke ich dir für deine zeilen. sie haben mich irgendwie angerührt. warum weiss ich auch nicht so genau.
ich hab mich erinnert, wie ich hier zum ersten mal reingeschaut hab, was ja auch noch nicht allzulang her ist.

wenn ich ehrlich sein darf, dann tut mir so eine kritik aus dem bauch heraus sehr gut. es kann ja manchmal ganz brauchbar sein, wenn jemand das veröffentlichte zerlegt, beurteilt und dann nach seiner art zu schreiben kommentiert.
aber nur selten kann man solche kritiken übernehmen. mir geht es zumindest so. denn jeder hat seinen eigenen stil, an den er sich halten sollte. das macht schließlich das individuelle eines jeden menschen aus.

auch mir liegt es nicht so sehr an versmaßen, sondern an dem was ich empfinde, und was ich so niederschreiben will, dass der leser es nachfühlen kann.

find ich bald mal was von dir?
würd mich freuen
bis dahin
liebe grüße
alexa
 



 
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