Im Westen Nichts Neues (gelöscht)

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TaugeniX

Mitglied
Meinst Du im Ernst, dass man die Menschheit zur Askese und Mäßigung überreden kann, auch mit noch so eindringlichen Warnungen?

Es liegt dem Menschen nicht, es sei denn er hat diese seltene Eignung zum Wüstenvater oder von mir aus Puritaner. (Gibt es selbstverständlich auch in säkularer Version) Aber alle "Anderen", die normalen gewöhnlichen Menschen wollen nicht auf ihre unbiologischen Hot Dogs verzichten und auf ihren Wagen schon gar nicht. - Sie werden es freiwillig niemals tun, - weder für "glückliche kommunistische Zukunft", noch "Rettet die Wale" noch für "arme Seelen im Fegefeuer".

Man kann es nur so halten wie Calvin in Genf zu seiner Zeit. - Aber nicht lange und nicht ohne Blutvergießen.
 

PeterBunzel

Mitglied
Das ist nicht das, was der Text aussagen möchte.

Hier geht es um Ursache und Wirkung.

Abgesehen davon:

Ich glaube daran, dass sich Menschen verändern können. Und dazu ist es allem Anschein nach notwendig, ihnen die brutalen Fakten hart, schallernd und mit Ausdauer um die Ohren zu schlagen. Mit überreden hat das wenig zu tun.

Anders ausgedrückt: Jene, die wissen, wo es lang geht, sollten sich nicht beirren lassen. Wozu diese Selbstzweifel?

YOLO!
 

Wipfel

Mitglied
Kurzprosa ist das mal nicht. Doch egal, wenn der Text schon mal drin steht - ich meine, in einem Diskussionsforum sei er besser aufgehoben.

Ohne es zu benennen stellst du die Systemfrage. Kapitalismus oder nicht. Und wenn nicht, was dann?

Kapitalismus bedeutet: Das Kilo Bananen ist billiger als das Kilo Äpfel vom Bodensee. Das ist der eigentliche Konflikt - wir leben auf Kosten anderer. Haben das und werden das. Bis zu dem Punkt, wo die anderen sich holen, was ihnen zusteht.

Wir Europäer kaufen Rohstoffe billig ein, verarbeiten diese und verkaufen das Zeugs zu Höchstpreisen. Was wäre, wenn? Wenn die Ölförderländer ihr Öl selbst rafinieren, selbst ihre Plaste, Autos und Müllbeutel herstellen würden?

Verkürzt gesagt: Damit das nicht passiet, ziehen wir in den Krieg. Deutschland zieht jetzt ohne UNO-Mandat in den Krieg. Eine Handvoll Terroristen bringen in Paris viele Menschen um - und Europa schießt zurück? Zurück wohin?

Wieviele Menschen sind seit Paris durch französische Waffen gestorben? Zählen die gar nicht? Nur wenn sie in Paris auf der Straße liegen?

Nein, was die IS da betreibt ist nicht zu beschönigen. Es ist jedoch die Folge der westlichen Politik.

Und zurück zum Thema: Systemfrage? Ja. Die Banken hätten 2008 beinahe das System gekippt. Das sind aus meiner Sicht die einzigen, die es (unfreiwillig) gekonnt hätten. Wir werden nichts anders machen: 20:00 schalten wir die Tagesschau ein, essen unsere Plätzchen und flüstern leise vor uns hin: "Wie furchtbar!"

Zu dem von mir gesagtem: kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Wahrheit. Mehr ein Gedankensplitter.
 

PeterBunzel

Mitglied
Hallo Wipfel!

schöner Post von Dir, vielen Dank dafür :]

Besonders gut gefiel mir dieser Gedanke:

Europa schießt zurück? Zurück wohin?

Ich denke, genau so muss man es angehen.

Anfangen, die hohlen Phrasen auf Herz und Nieren zu prüfen.

Genau hinhören, was da eigentlich genau gesagt wird.



Dann merkt man ziemlich schnell,
dass das Kernproblem ein Psychisches ist:



Ganz ehrlich:

Ich stimme Deinem Post (fast) vollkommen zu.

Aber nur auf einer Bedeutungsebene.

Auf der anderen meine ich es vollkommen anders:

Grundsätzlich:

Ich stelle nicht die Systemfrage.

Wirklich nicht.

Das habe ich jahre lang gemacht.

Ist Zeitverschwendung.


Ich glaube nicht mehr, dass der Kapitalismus ein Problem ist. Ganz im Gegenteil. Das Problem liegt ganz woanders. Und zwar darin, dass wir REFLEXHAFT / GRUNDSÄTZLICH mit dem Finger nach AUßEN zeigen (auf das System, auf die Politik, auf die Rechten, auf die Linken, auf die dummen Kollegen, etc) wo es eigentlich angebracht wäre, still zu schweigen und mal nach INNEN zu horchen.

Unsere Probleme sind EXTREM persönlicher Natur. Deshalb ist jedes aufregen über andere verplemperte Zeit.

Ich habe irgendwann begriffen, dass man nur einen Gedanken gleichzeitig denken kann. Insofern muss man sich entscheiden, ob man vorwärtskommen, oder sich mit den anderen Irrlichtern im Kreis drehen möchte.

Mein Text ist eine Provokation, ein Arschtritt wenn Du so willst. Mir ist klar, dass viele (vielleicht auch die meisten) nicht weit genug sind, ihn sich wirklich zu Herzen zu nehmen.

Ich zitier mal Castaneda, aber aus dem Kopf..

Da steht: Wenn Du nicht über genug persönliche Kraft verfügst, dann kann selbst die größte Wahrheit, die man Dir sagt nichts ändern. Wenn Du aber genug persönliche Kraft angesammelt hast, dann kann ein einziges Wort dein ganzes Leben verändern.


Bei Castaneda beginnt persönliche Kraft mit Disziplin.

Und wir?

Wir kommen nicht einmal drauf klar, auch nur einen einzigen Abend Langeweile zu ertragen.

Der Mensch steht noch ganz am Anfang, mein Lieber.

Der Kapitalismus ist nur der Brandbeschleuniger (ein ziemlich potenter wohlgemerkt) für diese kollektive Psychose. Solang im Innern Krieg tobt, tobt auch im Außen Krieg, ganz egal, welche Tarnkappe man drüber stülpt.


Der größte Witz an der ganzen Nummer ist doch, dass die Tools da sind. Alles was es braucht ist Disziplin.

Und das wir uns derart gehen lassen, ist unwürdig.
 
S

steky

Gast
Hallo, PeterBunzel,

Dein Text ist wohl in der Essay-Ecke besser aufgehoben!

Auch ich bin der Meinung, dass die meisten Probleme, mit denen wir struggeln, hausgemacht sind. Nur wer lernt, seine Bedürfnisse stark einzuschränken, wird echte Freiheit und wahres Glück erleben. Wer es erstmal schafft, sich selbst zu besiegen, ist ein freier und glücklicher Mensch. Dieses Gefühl gleicht einer spirituellen, göttlichen Erfahrung; doch es ist so stark, dass man es nur schwerlich aushält ...

Was Deine Gesellschaftskritik angeht, so hat Charlie Chaplin in dem Film Der große Diktator eigentlich alles gesagt:

https://www.youtube.com/watch?v=cyore4K7BjY

Was wir brauchen, ist eine geistige Revolution.


LG
Steky
 

PeterBunzel

Mitglied
Hallo steky,

vielen Dank für Deine Nachricht!

Die Rede aus dem Großen Diktator ist tatsächlich fabelhaft,
was ich jedoch ergänzen möchte, ist folgendes:

Chaplin stimmt mit seiner Argumentation an vielen Stellen in das trügerische Mantra des "nach außen zeigens" ein. Da halte ich wie gesagt nicht so viel davon. Mag sein, dass das für die damalige Zeit den Nagel auf den Kopf traf, aber heut zu Tage ist es für meine Begriffe fatal, sich darauf zu konzentrieren, was andere (das System, die Poliker, die Linken, die Rechten, irgendwelche Unterdrücker, etc.) falsch machen.

Das Problem befindet sich zwischen den jeweils eigenen Ohren
bzw. im Unvermögen, dies Geschenk der Natur richtig zu bedienen.

Hier gilt es, Energie zu investieren.


Just my 2 cents.
 
S

steky

Gast
Eine Revolution löst man eben nicht mit Stillschweigen aus. Nur, indem man sein Inneres nach außen transportiert, ist eine "Ansteckung" mit den wesentlichen Werten dieser Welt möglich. Warum das nötig ist? Weil wir in einer satanischen, einer verkehrten Welt leben. Sieh Dich doch mal um!

Aber jetzt genug der Politik ...


LG
Steky
 

PeterBunzel

Mitglied
Da stimme ich Dir vollkommen zu!


Aber ich sehe einen Unterschied zwischen

"Nach außen zeigen"

und

"außen ein Zeichen setzen"


Ein Zeichen setzen ist ein Akt, um das Innere nach Außen zu bringen, wie Du ja auch sagst. "Nach außen zeigen" hingegen definiere ich als ein Verhalten, sehr häufig in unreflektierter bzw. reflexhafter Form anzutreffen - welches u.a. dazu dient, sich eben NICHT mit dem Innern auseinander zu setzen.


Ich glaub wir sind da ziemlich auf einer Wellenlänge,

verzeih mir die Korinthen. :]

Einen schönen Samstag!
 
A

aligaga

Gast
Hihi!

@Ali lacht sich wieder mal scheckig über den dreimillionsten Versuch, mit Ansprüchen, die hymnisch (und unter einer geklauten Schlagzeile) an Dritte gestellt werden, literarisch weiterzukommen - statt die hehren Ansprüche erst mal an sich selbst zustellen.

Um ein Instrument oder Fußball oder Theater oder Schach oder irgendwas so spielen zu können, dass auch andere Nutzen daraus zögen, muss man ziemlich viel investieren - Zeit, Geduld, Kraft, guten Willen, Leidenschaft, zum Beispiel. Und es braucht Talent. Ohne Talent geht gar nichts - nicht mal Schreiben.

Was man unter "Talent zum Schreiben" denn verstünde?

Das Gefühl für den Konjunktiv. Ohne den wäre alles nichts.

Sehr heiter

aligaga
 

PeterBunzel

Mitglied
Morgen Aligaga,

dass dies hier keine ausgefeilte, sondern spontane Prosa ist, halte ich für ziemlich offensichtlich.

Aber wo wir beim Thema sind.

Ich denke, beim Schreiben macht es durchaus Sinn, verschiedene Disziplinen zu betreiben, um insgesamt vorwärts zu kommen. Ob nun Gedicht, Kurzgeschichte, Blogbeitrag, Roman oder in diesem Fall: Spontane Skizze.

(Jack Kerouac hat das z.B. gern so gemacht, um im entscheidenden Moment fit zu sein.)

In dem Sinne gebe ich Deinen Ball gern zurück:

Statt die hehren Ansprüche erst mal an sich selbst zustellen,
leider nicht viel mehr als Herumgestänker.

Fröhliches Granitbeißen.
 
A

aligaga

Gast
Der Return: Neben einem Gefühl für den Konjunktiv bräuchte es noch eine Prise Humor, wollte man die Talente aufzählen, die zum Schreiben prädestinieren, o @Bunzel.

Übrigens - es gibt auch das so genannte "Blitzschach". Den Meister erkennt man daran, dass er gleichwohl zieht, als habe er stundenlang überlegt. Eine echte Kunst!

Und jetzt du wieder!

Sehr, sehr heiter

aligaga
 
A

aligaga

Gast
Schon?

Für einen Literaten, der flinker Hand an den Rest der Welt so hohe Ansprüche stellt wie du, @Bunzel, ein recht schwacher Abgang, findest du nicht?

Ein bisschen mehr Einphallsreichtum, Energie und Stehvermögen bei der Verteidigung deiner Schuldzuweisungen hätte @ali sich eigentlich schon erwartet.

Mit heiterem Bedauern

aligaga
 
Status
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