Impression während eines Banktermins

Circulo

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Impression während eines Banktermins

Da ich früher zum vereinbarten Termin bei der Bank gekommen bin, sitze ich schon im „Glaskasten“ mit mattiertem Glas. Kann mich in Ruhe umschauen. Bauklötze auf dem Schreibtisch für die Kindermenschen zum ansprechenden Schematismus für die Einbildungskraft.

Vier kleine, mickrige Pflanzen, die versuchen zu überleben in ihrem zur Verfügung gestellten Hydrokulturnährboden mit Feuchtigkeitsmesser. Über den Pflanzen eine verborgene Klimaanlage im Deckengestell, die rauschend die Luft in den Raum bläst. Herkunft der Luft? Auch dafür ist gesorgt: irgendwelche Rohre und Filter, wodurch die Unselbständige geführt wird, um hier im Raum anzukommen. Diese Pflanzen überleben wie die Menschen, die dies alles nicht mehr sehen und spüren. Mir wird heiß und kalt zugleich. Ich mache mit und ich fühle mich, wenn ich darüber nachdenke, gar nicht so ganz wohl und zu Hause hier in der Welt sondern eher etwas unheimlich.

Flüchtiger Blick über den Schreibtisch, an den sich zwischenzeitlich die Bankkauffrau Häber (ich erinnere mich: Klitzerkügelchen auf die Fingernägel geklebt) gesetzt hatte: Tacker, Locher, Kuli, Tastatur, Rechner, Telephon, auf roten Zuckertütchen steht „gut“.

Sie spricht, und es dreht sich um meine Existenz. Ich schaue mich im Raum um. Eine Werbung, worauf in Form von Bauklötzchen die Leistungen der Bank dargestellt sind: Unten, grün, Service. Darüber, gelb, Absicherung der Lebensrisiken. Darüber, orange, Altersvorsorge. Oben, rot, Vermögensbildung. Frau Häber hat mir geholfen, weil mein Konto bislang noch nicht auffällig gewesen ist, all die Jahre über. Sie erwartet vielleicht, dass ich „Danke“ sage, sehe aber stattdessen ein anderes Schema für die Einbildungskraft in Form eines Hauses: Kellergeschoss entspricht Bausparvertrag, Erdgeschoss sonstiges Kapitel, Obergeschoss Riester und ganz oben unterm Dach der Baukredit. Dann schaue ich der Frau wieder in die Augen, und sage eben „Danke“.
 



 
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