[ 4]Und sein Name war Marius, fing er an zu erzählen und Aurelie sah eine Träne auf seiner Wange schimmern.
[ 4]Sie hatte sich vorgenommen, ihm zu folgen, seit er ihr das erste Mal vor ein paar Monaten aufgefallen war. Jeden Donnerstag um Punkt zehn Uhr war er mit seinem blauen Mercedes vorgefahren, für einen kurzen Moment am Straßenrand stehen geblieben und hatte sich umgesehen. Dann hatte er die Hände in die Taschen seines grauen Trenchcoats gesteckt und war mit zielstrebigem Schritt in einer Lücke der Häuserfassade verschwunden. Eine Viertelstunde später war er wieder aufgetaucht, mit lehmverschmierten Händen. Jede Woche, immer um dieselbe Zeit hatte sie diesen Vorfall beobachtet und es schien ihr beinahe, als wäre er unbemerkt geblieben, unsichtbar für alle bis auf das junge Mädchen im Blumenladen, das sich jedes Mal aufs Neue fragte, was es mit dem Verschwinden des Mannes auf sich hatte.
[ 4]Aurelie war ihm bis auf den Stadtfriedhof gefolgt und hatte aus der Ferne beobachtet, wie er sich vor einem Grab niederkniete. Sie hatte Mitgefühl empfunden. Bis zu dem Punkt, als sie, nachdem er aufgestanden war und sich entfernt hatte, die Überreste seines Handelns sah. Frisch aufgewühlte Erde, ein klaffendes Loch und die Überbleibsel gewalttätig durchgerissener Wurzeln dort, wo zuvor eine Pflanze gesessen hatte.
[ 4]Sie hatte seinen Trenchcoat entfernt hinter einem Baum hervorblitzen sehen und sich bereit gemacht, ihn mit seinem Vergehen zu konfrontieren. Doch dann hatte sich der Mann vor einem anderen Grab niedergebeugt und angefangen, mit seinen Händen in der feuchten Erde zu graben. Behutsam hatte er das blühende Pflänzchen, das er in seinem Arm verborgen hielt, in die Mulde gesetzt und die umliegenden Erdklumpen festgedrückt.
[ 4]Aurelie war verunsichert und hatte gehen wollen, als er sich plötzlich zu ihr umgedreht hatte. Jetzt standen sie sich zum ersten Mal Auge in Auge gegenüber, jung und alt, unerfahren und verlebt.
[ 4]Vor vielen Jahren traf ich einen Mann, sagte er, und sein Name war Marius. Ich habe auf diesem Friedhof gelebt, ich habe ihn gepflegt und gehütet, und an jenem Donnerstag fiel Er mir zum ersten Mal auf. Er war unbeholfen und darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden. Er war jung, viele Jahre jünger als ich und viele Jahre weiser. Er habe nichts falsch gemacht, sagte er. Er finde nur, dass niemand es verdient hätte, vergessen zu werden.
[ 4]Die Augen des Mannes waren traurig, und trotzdem streifte ein Lächeln seine Mundwinkel. Viele Jahre lang habe ich nicht verstanden, was er meinte, fuhr er fort. Obwohl ich ihn ermahnt habe, ihm gedroht habe, zornig war, kam er immer wieder zurück. Auch wenn es nicht richtig war, was er tat, so hatte er Recht.
[ 4]Sie sah ihn verwundert an. Er hatte Recht?
[ 4]Der Mann nickte. Ich verstehe es jetzt. Es ist komisch, ich hätte nie erwartet, dass es einmal so kommt. Dass ein Anderer diesen Platz hütet und ein Anderer dafür sorgt, dass niemand in Vergessenheit gerät.
[ 4]Sie werden zurückkommen. Es war keine Frage, aber er antwortete trotzdem.
[ 4]Ich muss.
[ 4]Aurelie lächelte und strich mit ihren Händen die Erde um das zartblau blühende Pflänzchen glatt. Ich bringe beim nächsten Mal eine Schaufel mit, sagte sie.
[ 4]Sie hatte sich vorgenommen, ihm zu folgen, seit er ihr das erste Mal vor ein paar Monaten aufgefallen war. Jeden Donnerstag um Punkt zehn Uhr war er mit seinem blauen Mercedes vorgefahren, für einen kurzen Moment am Straßenrand stehen geblieben und hatte sich umgesehen. Dann hatte er die Hände in die Taschen seines grauen Trenchcoats gesteckt und war mit zielstrebigem Schritt in einer Lücke der Häuserfassade verschwunden. Eine Viertelstunde später war er wieder aufgetaucht, mit lehmverschmierten Händen. Jede Woche, immer um dieselbe Zeit hatte sie diesen Vorfall beobachtet und es schien ihr beinahe, als wäre er unbemerkt geblieben, unsichtbar für alle bis auf das junge Mädchen im Blumenladen, das sich jedes Mal aufs Neue fragte, was es mit dem Verschwinden des Mannes auf sich hatte.
[ 4]Aurelie war ihm bis auf den Stadtfriedhof gefolgt und hatte aus der Ferne beobachtet, wie er sich vor einem Grab niederkniete. Sie hatte Mitgefühl empfunden. Bis zu dem Punkt, als sie, nachdem er aufgestanden war und sich entfernt hatte, die Überreste seines Handelns sah. Frisch aufgewühlte Erde, ein klaffendes Loch und die Überbleibsel gewalttätig durchgerissener Wurzeln dort, wo zuvor eine Pflanze gesessen hatte.
[ 4]Sie hatte seinen Trenchcoat entfernt hinter einem Baum hervorblitzen sehen und sich bereit gemacht, ihn mit seinem Vergehen zu konfrontieren. Doch dann hatte sich der Mann vor einem anderen Grab niedergebeugt und angefangen, mit seinen Händen in der feuchten Erde zu graben. Behutsam hatte er das blühende Pflänzchen, das er in seinem Arm verborgen hielt, in die Mulde gesetzt und die umliegenden Erdklumpen festgedrückt.
[ 4]Aurelie war verunsichert und hatte gehen wollen, als er sich plötzlich zu ihr umgedreht hatte. Jetzt standen sie sich zum ersten Mal Auge in Auge gegenüber, jung und alt, unerfahren und verlebt.
[ 4]Vor vielen Jahren traf ich einen Mann, sagte er, und sein Name war Marius. Ich habe auf diesem Friedhof gelebt, ich habe ihn gepflegt und gehütet, und an jenem Donnerstag fiel Er mir zum ersten Mal auf. Er war unbeholfen und darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden. Er war jung, viele Jahre jünger als ich und viele Jahre weiser. Er habe nichts falsch gemacht, sagte er. Er finde nur, dass niemand es verdient hätte, vergessen zu werden.
[ 4]Die Augen des Mannes waren traurig, und trotzdem streifte ein Lächeln seine Mundwinkel. Viele Jahre lang habe ich nicht verstanden, was er meinte, fuhr er fort. Obwohl ich ihn ermahnt habe, ihm gedroht habe, zornig war, kam er immer wieder zurück. Auch wenn es nicht richtig war, was er tat, so hatte er Recht.
[ 4]Sie sah ihn verwundert an. Er hatte Recht?
[ 4]Der Mann nickte. Ich verstehe es jetzt. Es ist komisch, ich hätte nie erwartet, dass es einmal so kommt. Dass ein Anderer diesen Platz hütet und ein Anderer dafür sorgt, dass niemand in Vergessenheit gerät.
[ 4]Sie werden zurückkommen. Es war keine Frage, aber er antwortete trotzdem.
[ 4]Ich muss.
[ 4]Aurelie lächelte und strich mit ihren Händen die Erde um das zartblau blühende Pflänzchen glatt. Ich bringe beim nächsten Mal eine Schaufel mit, sagte sie.