In Liebe

Kirschblüte

Mitglied
Ich sitze vor dir, sehe dich an,
in der Klasse sitzen nur wenige Leute, aber ich nehme sie nicht wahr,
habe nur Augen für dich.

Du erzählst von Textsorten und Zitierregeln,
schwärmst von Literatur und Autoren,
deine Augen funkeln, man sieht dir an, dass das hier mehr für dich ist als nur ein Job,
es ist deine Leidenschaft, dein Leben.

Jedes Mal, wenn du mich ansiehst,
mit deinem unvergleichlichen Lächeln,
deinen hellen, grauen Augen,
setzt mein Herz für einen Schlag aus.

Wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein,
oder hoffe so sehr, dass ich es wirklich glaube zu sehen,
aber dein Blick streift mich öfter als die anderen hier im Raum.

Und manchmal, ja manchmal,
da bleibt dein Blick nur einen Augenblick,
einen Sekundenbruchteil länger an mir hängen als er sollte,
bilde ich mir zumindest ein.

Und in diesen Momenten, diesen kurzen und viel zu seltenen Momenten,
da kriecht Gänsehaut über meinen ganzen Körper,
da beginnt mein Herz zu raßen,
mein Puls steigt, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen,
mein Magen wird flau, so, ja fast so,
als würde ein riesiger Schwarm Schmetterlinge aufgeregt durcheinanderfliegen,
mein Mund wird trocken und wenn ich nicht sitzen würde,
dann würde ich wahrscheinlich jedes Mal ins Schwanken kommen.

Du drehst dich zur Tafel, schreibst etwas,
aber ich sehe nur deine Bewegungen,
erahne die harten Muskeln unter deinem schwarzen Hemd,
wünsche mir, sie berühren zu können, meine Fingernägel darin vergraben zu können.

Es macht mich rasend vor Wut,
es lässt mich verzweifeln,
dass ich dich nie riechen,
dich nie fühlen,
dich nie schmecken und dich nie für mich allein haben werde.

Jede Stunde in der ich in der Klasse sitze,
mir vorstelle, wie du dich wohl anfühlst,
wie du wohl küsst, oder wie sich deine Haut auf meiner anfühlt,
quält mich.

Und doch quält es mich mehr, wenn ich dich nicht sehe,
nicht weiß, was du machst- und vor allem mit wem,
ich nicht weiß, wo du bist und ob es dir gutgeht,
ich nicht weiß, ob du auch an mich denkst, aber wahrscheinlich tust du das sowieso nicht.

Ich wünsche, ich hätte dich nie kennengelernt,
du wärst nie mein Professor geworden,
ich wünsche, an deiner Stelle würde ein anderer stehen,
einer, der klein und hässlich ist,
der alt und langweilig ist,
einer, der nicht lustig und nicht charmant ist,
einer, in den man sich nicht verlieben würde,
einer, an den man nicht sein Herz verlieren würde,
von dem man nicht nachts träumen würde,
einer nach dem man keine Sehnsucht hatte.

Ich wünsche, ich hätte dich nie kennengelernt,
dann wäre alles einfacher,
ich würde mich wie die Anderen im Unterricht langweilen,
mich über den langweiligen Professor aufregen, oder über ihn lachen.

Ich wünsche, ich hätte dich nie kennengelernt,
aber ich bin doch irgendwie froh, dass ich es habe.
Ich bin froh, dass ich diese Gefühle für dich habe, auch wenn sie mich quälen,
ich bin froh, von dir zu träumen, auch wenn diese Träume nie in Erfüllung gehen werden,
ich bin froh, diese Gefühle für dich zu haben, auch wenn sie immer unerwidert bleiben werden.

Ich bin froh, dich kennengelernt zu haben,
und wünsche mir doch, dass ich es nie hätte.

In Liebe,
C.

(PS.: Ich weiß, dass du es nie lesen wirst und doch wünsche ich mir, du würdest.)
 



 
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