In deiner Flugbahn (Sonett)

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Janosch

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In deinen Augen schimmern weiße Tauben -
sie schlagen Flügel, liegen seicht im Wind;
sie sind auf luftig leichtes Spiel getrimmt
und formen sich am Horizont zu Trauben.

In deinen Augen strahlt das kleine Kind -
es fragt nach Früchten und ist fest im Glauben,
dass niemals jemand kommt den Saft zu rauben,
der frisch und süß durch Zellen schwemmt und schwimmt.

Ich will ganz keck an deinem Öhrchen nagen:
aus deinen Muscheln rauscht das weite Meer,
bei dir bin ich es einfach los, das Schwer -

es sind die weißen Flügel, die mich tragen;
die deinem Blick entsprangen und jetzt schlagen
im Herzen sie - dich geb` ich nicht mehr her.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eigentlich ist es ein schönes Sonett, gut durchgehalten, bis auf die letzte Strophe.
In dieser verwirrt es sich (und mich).

es sind die weißen Flügel, die mich tragen;
die deinem Blick entsprangen und jetzt schlagen
im Herzen sie - dich geb` ich nicht mehr her.
Das Bild scheint nicht stimmig.
Das fehlende (heute optionale) Komma vor "und jetzt schlagen" erschwert das Lesen und führt in die Irre.

Die Geometrie des Raumes wirkt merkwürdig verzerrt, das ist in der Poesie aber möglich. Die Flügel entsprangen deinem Blick und tragen mich, dabei schlagen sie in deinem Herzen, Ich gebe sie nicht mehr her.

Während die vorherigen Strophen geradlinig sind und leicht lesbar, ist diese in sich "verwirbelt". Man muss mehrmals lesen, um den Zusammenhang zu verstehen. Eigentlich sind es die Tauben, die dem Blick entsprangen, nicht die Flügel allein.
 



 
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