In den Fängen der Kulturen

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helmut ganze

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In den Fängen der Kulturen


Wenn`s mancher auch so recht nicht glaubt,
verboten ist, was nicht erlaubt
und wer das einsieht, bitte sehr,
dem fällt Verzicht dann auch nicht schwer.
Doch Vielen gehen doch zur Zeit
Verbote auch ganz schön zu weit.
So darfst du sonntags, weil du Christ
und dir der Sonntag heilig ist,
den Rasenmäher nicht betreiben,
dein Auto nicht auf Hochglanz reiben,
willst Blumen du am Sonntag kaufen,
musst du bis Buxtehude laufen
und auch der Handel, wie gescheh`n.
der muss am Sonntag Däumchen dreh`n.
Das ist Gesetz in unser`m Land,
was and`res ist uns nicht bekannt.
Doch viele haben, schön und gut,
mit diesem Sonntag nichts am Hut.
Da gibt es die, die Gott nicht kennen
und sich dann Atheisten nennen
und and`re gibt`s, die sagen`s offen,
noch heut` auf den Erlöser hoffen.
Am Sonntag aber sollst du ruh`n
und wenn es geht, auch gar nichts tun.
Die Kirchen fordern`s im Gebet,
weil`s in der Bibel so mal steht.
Doch mancher hier im Lande kennt
ja nur das Alte Testament,
da ist der Sabbat Ruhetag,
mag kommen, was da kommen mag
und diesen wird es da wohl stören,
wird er von Sonntagsruhe hören.
Was wir am Sonntag uns versagen,
muss er am Sonnabend ertragen.
Jedoch nicht nur zum Wochenende
ruh`n still manch arbeitsame Hände,
denn viele gibt`s, die ohne Zieren,
den Glauben anders zelebrieren,
egal auch, wo sie geh`n und stehn,
sich beim Gebet gen Mekka dreh`n
und das dazu noch ohne Frage
dann mehrmals schon an einem Tage,
wo dann, als Höhepunkt gedacht,
den Freitag man zum Sonntag macht.
Wir leben heut` in uns`ren Breiten,
ganz anders als in früh`ren Zeiten,
mit Menschen eng und dicht zusammen,
die anderer Kultur entstammen.
Wie wollen wir denn integrieren,
wenn aller Welt wir demonstrieren,
dass wahrhaft ist seit Jahren schon
allein nur uns`re Religion,
was gut für sie, das ist dann Pflicht
und fordert and`re zum Verzicht.
Wer and`res glaubt von höh`ren Wesen,
wer nur mit Wissenschaft belesen,
der ist, wie wir`s auch dreh`n und beugen,
davon nicht leicht zu überzeugen.
Genau so könnten uns, wir ahnen,
die and`ren Religionen mahnen,
dass dann auch ihrer Ruhetage
für uns suspekt sind, ohne Frage.
Wir seh`n, dass auch die heut`ge Welt
in Religionen noch zerfällt
und merken auch, dass, was beliebt,
sich nicht für alle gleich ergibt.


Heidenau, den 09. 02. 2008
 

seelenstimme

Mitglied
Lieber Helmut!

Dein Gedicht gefällt mir!
Es liest sich flüssig und an einigen Stellen muss man über deine Wortwahl echt schmuntzeln, aber gerade das, finde ich, macht deine Gedicht so ansprechend, die schlichte und einfache Sprache.

Auch über deine Aussage sollte man einmal nachdenken... zwängen wir anderen Religionen und Kulturen unsere Bräuche auf?...

Liebe Grüße
Anna

PS: Einen kleinen Vorschlag habe ich:

"Die Kirchen fordern`s im Gebet,
weil`s in der Bibel [strike]so mal [/strike] [blue]halt so [/blue]steht"
Du kannste es aber genauso gut so lassen, wie es jetzt ist.
:)
 

Skylla

Mitglied
Ein schmissiges Gedicht mit guter Aussage. Und die kann ich auch unterstreichen.

Ich hatte zwei, drei Holper beim Lesen, aber vielleicht kam es mir auch nur so vor. Vielleicht wäre es gut, das Gedicht noch etwas zu straffen. Durch den Paarreim wirkt der Klang nach einer Weile etwas monoton und die Spannung lässt auch inhaltlich etwa ab der Mitte nach.

Pointierter Schluss. Gefällt mir!

Liebe Grüße
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Liebe Seelenstimme, liebe Skylla,

erst einmal vielen Dank für eure Geduld beim Lesen und Verstehen meines etwas lang geratenen Gedichtes, das ich allerdings bereits vor einem Jahr geschrieben habe. Inzwischen habe ich durch meine Mitarbeit in der Leselupe auch die kürzere Gedichtform begriffen und bei neuen Arbeiten auch versucht, dies zu verwenden.
Nochmals besten Dank.

l.g.
Helmut
 



 
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