In der Wüste

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Claus Thor

Mitglied
In der Wüsten
Von
Claus Thor

Grit und Michael waren verliebt. Es war auf der Silvesterparty geschehen. Und obwohl sie vorher dieselbe Schule besuchten, und im letzten Sommer ihr Abitur bauten, hatten sie keine Notiz voneinander genommen. Doch nun waren sie ineinander verschlungen, wie siamesische Zwillinge. Untrennbar. Ihre Herzen schlugen im Gleichtakt.
Für ihre Verlobung hatte die abenteuerlustige Grit eine besondere Idee: Sie würde gerne die ganze Sache in die Wüste verlegen.
„In die Wüste kriegen mich keine zehn Pferde“, sagte Michael zu ihr.
„Och, mach man nicht so ´n Stress, Micki“, erwiderte Grit, „das wird ganz toll, ehrlich … auf Kamele reiten und die ollen Pyramiden sehn; die Sphinx und Beduinen …“
„Ja. Ja. Ja. Ist ja schon gut“, sagte er. „Wenn das alles um die Ecke wäre, und wenn man mit dem Auto oder dem Zug, oder sonst wie hinkäme …, wenn man wenigstens den Boden unter den Füssen nicht verlieren würde ...“
„Ha. Ich glaub es ja nicht – der furchtlose Michael Winkler hat tatsächlich Flugangst“, stellte seine Freundin erstaunt fest.
„Ja und“, sagte der junge Mann und schaute verlegen auf sein schwarzes T-Shirt herab, das mit grossen Buchstaben verkündigte: ANGST - WAS IST DAS!
Er machte einen Kussmund. Grit wurde magisch angezogen und versank in seine Arme. Sie knuddelten sich eine Weile, doch dann begann Grit wieder von Neuem: „Die Fliegerei ist weitaus ungefährlicher als Autofahren, echt. Überleg doch mal: Eine Verlobung in Ägypten … das wär’s doch.“
„Verlobung in Ägypten“, sagte Michael, „das hat schon was. Wenn ich den Flug nur überleben würde.“
„Ach was, Miki, mach dir darüber keinen Kopf. Alles wird gut. Weiss du: Verliebte haben einen besonderen Schutzengel. Wir werden von dieser Verlobung noch sehr lange schwärmen. Das ist doch etwas, worauf man stolz sein kann. Stell dir mal vor: wir bei-de auf dem Nildampfer ... eine glutrote Sonne am Horizont ... du in einem eleganten Anzug und ich in einem schicken Kleid ... es wird wie in einem klassischen Film sein ...“
„Okay. Ist ja schon gut, Grit. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass du ein Kleid anziehen würdest, denn du hasst ja bekanntlich diese Fetzen.“ sagte er, wobei seine Augen über Grits wohlgeformten Körper wanderten. Ihr lässiges Punkeroutfit harmonisierte schön mit der bunten Stachelfrisur und den Piercingschmuck, „aber ich bin zu jeder Schandtat bereit. Was soll’s. Verlobung in Ägyp-ten.“
„Verlobung in Ägypten“, echote Grit.
„Keine Kohle für ne blöde Saufparty ausgeben.“
„Genau, keine Kohle für die gierigen Saufschlünde.“
Sie waren wieder eng umschlungen und küssten sich.

Es war angenehm warm und der Wind zauste in ihren Haaren. Grit und Michael sassen vor dem kleinen Schlamm-Backsteinhaus, dessen blaue Bemalung, die das Auge des Teufels abwehren sollte, in handtellergroße Placken sich von den Wänden abzulösen begann. Sie saßen im Schatten und beobachteten das Treiben um sich her-um.
Beduinen kamen von einem kurzen Ausritt nach Bir Setta, wo sich die heissen Schwefelquellen befanden, und wo Grit und Michael im El Mufid See gebadet hatten, zurück. Ihre edlen Araberpferde ließen sie in dem Palmenhein. Zwei der Männer, in langen Umhängen aus Wolle und einem Tuch auf dem Kopf, das mit einem schwarzen Strick an der Stirn festgehalten war, versorgten die Tiere mit Wasser und Futter. Dann machte sich eine Gruppe von Männern auf den Weg in das ältere Teil von Farafrah.
Was hatten sie in dieser Woche alles erlebt. Der Flug von Hannover nach Hurghada war angenehm verlaufen, und Michaels anfängliche Angst wandelte sich in Faszination vom Fliegen. Er drückte sich die Nase an dem Fenster platt und kam sich vor, wie ein Adler der erhaben über der Welt schwebte.
Auf der MS Grand Rose steckte Michael Grit den Verlobungsring an den Finger, während die blutrote Sonne über Luxor im Nil versank. Eng umschlungen standen sie im Tal der Könige; sie küssten sich am Grab von Tut- Anch Amun, und die Mitreisenden tuschel-ten und schielten neidisch auf die Verliebten.
Nach der Motorbootfahrt auf der Insel Agilika, den Philae- Tempel, dem Aswan Staudamm und den unvollendeten Obelisken ging es zurück nach Luxor. Es war wie im Märchen aus Tausend und einer Nacht.
Den Donnerstag hatten sie zur freien Verfügung.
„Lass uns eine Oase besuchen“, sagte Michael. „´Rum hängen können wir auch zu Hause. Bevor er einen Schluck aus dem exotischen Cocktail schlürfte, prostete er ein älteres Pärchen zu, mit dem sie gemeinsam zu Tisch saßen, und das gerade den Pool ansteuerte.
„Ob wir auch einmal so seien, werden wie die Zwei“, sagte Grit und lächelte.
„Bestimmt“, erwiderte er. „Ich werde mal an der Rezeption fragen, ob man ein Ausflug zu einer Oase machen kann.“
„Kein Problem“, sagte sie nur, „mir ist sowieso langweilig. Die Zeit, die wir auf dem Schiff ab gammeln reicht, mir völlig, oder wir können ja aufs Zimmer gehen …“
„Was. Jetzt?“, fragte er sie erstaunt. „Nee, du … ich geh man jetzt … vielleicht ist da ja was.“
Einen Flug nach Farafrah, in einer Sportmaschine mit einem abenteuerlich aussehenden Piloten, erwischten sie gerade noch.
„Ich dachte du hältst nicht viel vom Fliegen“, sagte Grit.
„Och, ich hab eben Geschmack daran gefunden“, erwiderte er und griente, „war nur halb so schlimm, wie ich dachte, echt, nen Witz.“

Und nun war es Zeit, sich von der Oase zu verabschieden. Noch einmal ließ das junge Paar die Blicke über Farafrah gleiten, dann stampften sie durch den Wüstensand zum Flieger.
„Ich werde erst wieder fliegen, wenn der verdammte Motor ausgetauscht ist!“, hörten sie einen Piloten schimpften. „Ich habe keine Lust mit der verdammten Kiste, mitten in der Wüste eine Notlan-dung zu machen.“
Grit beschlich ein ungutes Gefühl und sie fragte Michael: „Hast du das auch gehört?“
„Nee, was denn?“, fragte Michael, der sich auf einige Passagiere konzentriert hatte, die lauthals, im Schatten des Flügels der Maschine, stritten.
„Was der Pilot gesagt hat.“
„Ach so, das hab ich gehört. Hört sich sehr beunruhigend an.“
„Jetzt sitzen wir hier fest“, sagte einer der männlichen Passagiere zu der schwarzhaarigen Frau, die an einer Zigarillo sog, und ihn um Haupteslänge überragte. Er sah verzweifelt aus. „Was glaubst du können wir tun?“
„Ich fürchte nichts“, sagte sie und stieß eine dicke Qualmwolke aus. „Wir können nur hoffen, dass es nicht allzu schlimm ist.“
Grit und Michael sahen sich an.
„Diese Hoffnung teile ich auch“, kam es wie aus einem Mund der beiden.
Sie gesellten sich zu den übrigen Fluggästen. Schließlich wollten sie auf den neusten Stand der Dinge bleiben. Es wurde darüber nachgedacht sich einer Kamelkarawane anzuschließen; oder einen der alten, verbeulten und vor Rost starrenden, Busse ohne Fenster und Klimaanlage zu mieten, um durch das unendliche Sandmeer zu schaukeln.
„Alles Blödsinn“, sagte Grit. „Der Pilot wird über Funk eine Ersatzmaschine ordern. Basta. Und solange setzen wir uns wieder in den Schatten und trinken was Kühles.“
Die Mitreisenden sahen sie wütend an, als ob sie etwas dafürkönn-ten. Grit hob die Schultern, angelte nach Michaels Hand, und so stampften sie zu dem blau bemalten Haus zurück.
Es dauerte nicht lange, und eine Flugbegleiterin verkündete, dass man sich in die Maschine begeben sollte.
„Wir starten in wenigen Minuten“, sagte sie, und lächelte dabei, wie eine Schaufensterpuppe, künstlich.
Eine halbe Stunde später startete das Flugzeug. Sie waren froh, dass alles so schnell ging. Nun würden sie doch noch rechtzeitig zurück sein, und den Rest ihrer Urlaubreise genießen. Michael beugte sich zu Grit herüber und, bevor er ihr einen Kuss gab, sagte er: „Schau mir in die Augen, Kleines.“

Sand, wohin das Auge sah, war Sand. Die Wüste war endlos. Nur der Schatten des Flugzeugs bewegte sich über die Einöde. Die Ste-wardess kam den schmalen Gang entlang und Grit fragte sie: „Wie kommt es, dass der Motor so schnell ausgetauscht werden konnte?“
Die Stewardess lächelte freundlich und sagte: „Wir haben den Motor nicht ausgetauscht – nur den Piloten …“
Geschockt sah Grit Michael an.
„Das können sie doch nicht machen“, sagte Grit.
Sie hörten alle, wie der Motor plötzlich zu stottern begann. Eine schwarze Rauchfahne zog an den Fenstern vorbei. Dann setzte der Motor aus. Für Sekunden schien die Welt um sie herum erstarrt zu sein und die Zeit angehalten, dann ertönte ein vielstimmiger Schrei, als die Nase des Flugzeugs sich neigte …
 

Claus Thor

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Claus Thor

Grit und Michael waren verliebt. Es war auf der Silvesterparty geschehen. Und obwohl sie vorher dieselbe Schule besuchten, und im letzten Sommer ihr Abitur bauten, hatten sie keine Notiz voneinander genommen. Doch nun waren sie ineinander verschlungen, wie siamesische Zwillinge. Untrennbar. Ihre Herzen schlugen im Gleichtakt.
Für ihre Verlobung hatte die abenteuerlustige Grit eine besondere Idee: Sie würde gerne die ganze Sache in die Wüste verlegen.
„In die Wüste kriegen mich keine zehn Pferde“, sagte Michael zu ihr.
„Och, mach man nicht so ´n Stress, Micki“, erwiderte Grit, „das wird ganz toll, ehrlich … auf Kamele reiten und die ollen Pyramiden sehn; die Sphinx und Beduinen …“
„Ja. Ja. Ja. Ist ja schon gut“, sagte er. „Wenn das alles um die Ecke wäre, und wenn man mit dem Auto oder dem Zug, oder sonst wie hinkäme …, wenn man wenigstens den Boden unter den Füssen nicht verlieren würde ...“
„Ha. Ich glaub es ja nicht – der furchtlose Michael Winkler hat tatsächlich Flugangst“, stellte seine Freundin erstaunt fest.
„Ja und“, sagte der junge Mann und schaute verlegen auf sein schwarzes T-Shirt herab, das mit grossen Buchstaben verkündigte: ANGST - WAS IST DAS!
Er machte einen Kussmund. Grit wurde magisch angezogen und versank in seine Arme. Sie knuddelten sich eine Weile, doch dann begann Grit wieder von Neuem: „Die Fliegerei ist weitaus ungefährlicher als Autofahren, echt. Überleg doch mal: Eine Verlobung in Ägypten … das wär’s doch.“
„Verlobung in Ägypten“, sagte Michael, „das hat schon was. Wenn ich den Flug nur überleben würde.“
„Ach was, Miki, mach dir darüber keinen Kopf. Alles wird gut. Weiss du: Verliebte haben einen besonderen Schutzengel. Wir werden von dieser Verlobung noch sehr lange schwärmen. Das ist doch etwas, worauf man stolz sein kann. Stell dir mal vor: wir beide auf dem Nildampfer ... eine glutrote Sonne am Horizont ... du in einem eleganten Anzug und ich in einem schicken Kleid ... es wird wie in einem klassischen Film sein ...“
„Okay. Ist ja schon gut, Grit. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass du ein Kleid anziehen würdest, denn du hasst ja bekanntlich diese Fetzen.“ sagte er, wobei seine Augen über Grits wohlgeformten Körper wanderten. Ihr lässiges Punkeroutfit harmonisierte schön mit der bunten Stachelfrisur und den Piercingschmuck, „aber ich bin zu jeder Schandtat bereit. Was soll’s. Verlobung in Ägypten.“
„Verlobung in Ägypten“, echote Grit.
„Keine Kohle für ne blöde Saufparty ausgeben.“
„Genau, keine Kohle für die gierigen Saufschlünde.“
Sie waren wieder eng umschlungen und küssten sich.

Es war angenehm warm und der Wind zauste in ihren Haaren. Grit und Michael sassen vor dem kleinen Schlamm-Backsteinhaus, dessen blaue Bemalung, die das Auge des Teufels abwehren sollte, in handtellergroßen Placken sich von den Wänden abzulösen begann. Sie saßen im Schatten und beobachteten das Treiben um sich herum.
Beduinen kamen von einem kurzen Ausritt nach Bir Setta, wo sich die heissen Schwefelquellen befanden, und wo Grit und Michael im El Mufid See gebadet hatten, zurück. Ihre edlen Araberpferde ließen sie in dem Palmenhein. Zwei der Männer, in langen Umhängen aus Wolle und einem Tuch auf dem Kopf, das mit einem schwarzen Strick an der Stirn festgehalten war, versorgten die Tiere mit Wasser und Futter. Dann machte sich eine Gruppe von Männern auf den Weg in das ältere Teil von Farafrah.
Was hatten sie in dieser Woche alles erlebt. Der Flug von Hannover nach Hurghada war angenehm verlaufen, und Michaels anfängliche Angst wandelte sich in Faszination vom Fliegen. Er drückte sich die Nase an dem Fenster platt und kam sich vor, wie ein Adler der erhaben über der Welt schwebte.
Auf der MS Grand Rose steckte Michael Grit den Verlobungsring an den Finger, während die blutrote Sonne über Luxor im Nil versank. Eng umschlungen standen sie im Tal der Könige; sie küssten sich am Grab von Tut- Anch Amun, und die Mitreisenden tuschelten und schielten neidisch auf die Verliebten.
Nach der Motorbootfahrt auf der Insel Agilika, den Philae- Tempel, dem Aswan Staudamm und den unvollendeten Obelisken ging es zurück nach Luxor. Es war wie im Märchen aus Tausend und einer Nacht.
Den Donnerstag hatten sie zur freien Verfügung.
„Lass uns eine Oase besuchen“, sagte Michael. „´Rum hängen können wir auch zu Hause. Bevor er einen Schluck aus dem exotischen Cocktail schlürfte, prostete er einem älteren Pärchen zu, mit dem sie gemeinsam zu Tisch saßen, und das gerade den Pool ansteuerte.
„Ob wir auch einmal so seien werden wie die Zwei“, sagte Grit und lächelte.
„Bestimmt“, erwiderte er. „Ich werde mal an der Rezeption fragen, ob man einen Ausflug zu einer Oase machen kann.“
„Kein Problem“, sagte sie nur, „mir ist sowieso langweilig. Die Zeit, die wir auf dem Schiff ab gammeln, reicht mir völlig, oder wir können ja aufs Zimmer gehen …“
„Was. Jetzt?“, fragte er sie erstaunt. „Nee, du … ich geh man jetzt … vielleicht ist da ja was.“
Einen Flug nach Farafrah, in einer Sportmaschine mit einem abenteuerlich aussehenden Piloten, erwischten sie gerade noch.
„Ich dachte du hältst nicht viel vom Fliegen“, sagte Grit.
„Och, ich hab eben Geschmack daran gefunden“, erwiderte er und griente, „war nur halb so schlimm, wie ich dachte, echt, nen Witz.“

Und nun war es Zeit, sich von der Oase zu verabschieden. Noch einmal ließ das junge Paar die Blicke über Farafrah gleiten, dann stampften sie durch den Wüstensand zum Flieger.
„Ich werde erst wieder fliegen, wenn der verdammte Motor ausgetauscht ist!“, hörten sie einen Piloten schimpften. „Ich habe keine Lust mit der verdammten Kiste, mitten in der Wüste, eine Notlandung zu machen.“
Grit beschlich ein ungutes Gefühl und sie fragte Michael: „Hast du das auch gehört?“
„Nee, was denn?“, fragte Michael, der sich auf einige Passagiere konzentriert hatte, die lauthals, im Schatten des Flügels der Maschine, stritten.
„Was der Pilot gesagt hat.“
„Ach so, das hab ich gehört. Hört sich sehr beunruhigend an.“
„Jetzt sitzen wir hier fest“, sagte einer der männlichen Passagiere zu der schwarzhaarigen Frau, die an einer Zigarillo sog, und ihn um Haupteslänge überragte. Er sah verzweifelt aus. „Was glaubst du können wir tun?“
„Ich fürchte nichts“, sagte sie und stieß eine dicke Qualmwolke aus. „Wir können nur hoffen, dass es nicht allzu schlimm ist.“
Grit und Michael sahen sich an.
„Diese Hoffnung teile ich auch“, kam es wie aus einem Mund der beiden.
Sie gesellten sich zu den übrigen Fluggästen. Schließlich wollten sie auf dem neusten Stand der Dinge bleiben. Es wurde darüber nachgedacht sich einer Kamelkarawane anzuschließen; oder einen der alten, verbeulten und vor Rost starrenden, Busse ohne Fenster und Klimaanlage zu mieten, um durch das unendliche Sandmeer zu schaukeln.
„Alles Blödsinn“, sagte Grit. „Der Pilot wird über Funk eine Ersatzmaschine ordern. Basta. Und solange setzen wir uns wieder in den Schatten und trinken was Kühles.“
Die Mitreisenden sahen sie wütend an, als ob sie etwas dafürkönnten. Grit hob die Schultern, angelte nach Michaels Hand, und so stampften sie zu dem blau bemalten Haus zurück.
Es dauerte nicht lange, und eine Flugbegleiterin verkündete, dass man sich in die Maschine begeben sollte.
„Wir starten in wenigen Minuten“, sagte sie, und lächelte dabei, wie eine Schaufensterpuppe, künstlich.
Eine halbe Stunde später startete das Flugzeug. Sie waren froh, dass alles so schnell ging. Nun würden sie doch noch rechtzeitig zurück sein, und den Rest ihrer Urlaubreise genießen. Michael beugte sich zu Grit herüber und, bevor er ihr einen Kuss gab, sagte er: „Schau mir in die Augen, Kleines.“

Sand, wohin das Auge sah, war Sand. Die Wüste war endlos. Nur der Schatten des Flugzeugs bewegte sich über die Einöde. Die Stewardess kam den schmalen Gang entlang und Grit fragte sie: „Wie kommt es, dass der Motor so schnell ausgetauscht werden konnte?“
Die Stewardess lächelte freundlich und sagte: „Wir haben den Motor nicht ausgetauscht – nur den Piloten …“
Geschockt sah Grit Michael an.
„Das können sie doch nicht machen“, sagte Grit.
Sie hörten alle, wie der Motor plötzlich zu stottern begann. Eine schwarze Rauchfahne zog an den Fenstern vorbei. Dann setzte der Motor aus. Für Sekunden schien die Welt um sie herum erstarrt zu sein und die Zeit angehalten, dann ertönte ein vielstimmiger Schrei, als die Nase des Flugzeugs sich neigte …
 



 
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