In meinem Dorf

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viktor

Mitglied
In meinem Dorf

In meinem Dorf, da steht ein Haus,
da kotzt die Welt sich selber aus...
Da schmeckt der Wein nach Galle.
Da führen alle Wege gleich
ob links, ob rechts in´s Höllenreich,
in eine Rattenfalle...

In meinem Dorf, da fließt ein Fluss,
der fließt nur, weil er fließen muss,
dabei flöss er so gerne...
sie haben ihm sein Bett zerstört,
so fließt er nicht, wie sich´s gehört:
zum Meer in weite Ferne.

In meinem Dorf, da steht ein Baum,
dem seine Wurzeln nicht mehr traun,
drum wächst er in die Quere...
er treibt die Blätter in das Licht,
doch bis zur Sonne reicht es nicht
von wegen seiner Schwere...

In meinem Dorf, da wohnt ein Paar,
das paart sich nun schon vierzig Jahr!
- und hat noch nie gesprochen...
doch weil es sich nicht drum bemüht,
und folglich keiner wen versteht,
ist es noch nicht zerbrochen...

In meinem Dorf, da wohnt ein Hahn,
der glaubt, er wär ein stolzer Schwan,
er hält sich das halt offen...
Doch als er neulich ohne Bang
kopfüber in den Weiher sprang,
war er im Nu ersoffen...
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Viktor,

das ist schon eine große Kunst, die idyllebesetzte Dorf-Metapher und ein wohlklingendes Gedicht derart zu gestalten, dass der Eindruck eines wahrhaft gruseligen Ortes entsteht - das aber im 'Schlussakkord' noch eine humorvolle Pointe enthält.
'Höllenreich' und 'Rattenfalle' erscheinen mir etwas zu stark und unspezifisch, aber als Ausdruck einer individuellen Meinung akzeptabel.

Mag ich sehr!

Liebe Grüße
Petra
 

Gurke

Mitglied
Hallo Viktor,

der Leseeindruck ist im Großen und Ganzen positiv, aber ich habe den Eindruck, dass sich im Text Themen vermischen ohne einen Faden zu bilden; erst das Dorf, dass als Rattenfalle beschrieben wird, dann das nicht kommunizierende Paar, schließlich der Hahn. Es lässt sich schwer in einen Kontext bringen. Aber vielleicht verstehe ich das Gedicht auch nicht richtig. Die Worte verdrehen die Idylle aber gekonnt, wie Petra schon schrieb.

Schönen Abend

Jürgen
 

viktor

Mitglied
...hier gibt es keine dorfidylle mehr, vllt weil durch die globalisierung die landwirtschaft als verbindendes element so gut wie verschwunden ist.
immer mehr junge männer laufen morgens mit hunden - arbeitslos.
die alten werden abgeschoben (heim)...
liebe grüße
viktor
 



 
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