Indirekte Rede, Indikativ und Konjunktiv

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die indirekte Rede wird mit Indikativ oder Konjunktiv gebildet.


Beispiele:

1. Er sagt, er bringt Brot mit. (Indikativ)
2. Er sagt, er bringe Brot mit. (Konjunktiv 1)
3. Er sagt, er brächte Brot mit. (Konjunktiv 2)
4. Er sagt, er würde Brot mitbringen. (Konjunktiv mit "würde").

Die Formen haben einen stilistischen Unterschied.

Der Indikativ hat sich im täglichen Gebrauch stark durchgesetzt und wird auch standardsprachlich-literarisch mehr und mehr verwendet.
Zugleich gibt er an, dass von seiten des Sprechers kein Zweifel besteht.
Der Konjunktiv 1 war lange Zeit standardsprachlich die erste Wahl für diese Form.
Konjunktiv 2 kann Zweifel ausdrücken. Das hängt vom Kontext ab. (Das ist insbesondere dann der Fall, wenn er das bereits bei direkter Rede macht.)

In vielen Fällen stimmt Konjunktiv 2 mit der Vergangenheitsform überein.

5. Er sagt, er brauchte das nicht.
In diesem Fall kann man zur Form mit "würde" ausweichen.
Er sagt, er würde das nicht brauchen.
(In diesem Fall gibt es auch die umgelautete Form: er bräuchte das nicht, diese ist ebenfalls möglich.)

Der Konjunktiv war in den letzten hundert Jahren starken Änderungen in der Häufigkeit der Verwendung unterworfen.

Die Grundregel für die indirekte Rede ist laut "Duden: richtiges und gutes Deutsch", 6. Auflage:
In der indirekten Rede wird der Konjunktiv 1 verwendet, wenn er eindeutig ist. Sonst steht im Allgemeinen der Konjunktiv 2.
Im Duden folgen mehrere Seiten Erläuterung.
Dabei sei bei den meisten gebräuchlichen Verben nur die dritte Person Singular eindeutig, vergleiche: er liebt - er liebe / ich liebe - ich liebe
Man verwendet also dann bei indirekter Rede den Konjunktiv 2, der funktioniert aber hier ebenfalls nicht, also kann ich die Form mit "würde" verwenden: Ich habe dir doch gesagt, ich würde dich lieben. - oder man verwendet den Indikativ/Konjunktiv, wenn es nicht erheblich ist, dass es mehrdeutig sein kann: Ich habe dir doch gesagt, ich liebe dich.
Der Duden weist darauf hin, dass es Abweichungen von der Grundregel geben könne.
In der Alltags- und Umgangssprache würden zum Beispiel in einigen Gebieten auch die Konjunktiv-II-Formen verwendet, weil die Konjunktiv-1-Formen geziert klängen.
Wenn der Konjunktiv 2 bereits in der direkten Rede verwendet wird, verwendet man ihn auch in indirekter Rede.

Ich bitte um Kommentare, Korrekturen, Erfahrungen und Ergänzungen.
 

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Mitglied
hallo Bernd

Meines Wissens wird der Konjunkiv2 zur Anwendung gebracht bei
- indirekter Rede
- beim Irrealis, (Wünsche Konditionen, Bedingungen)
- höflichen, vorsichtigen Anfragen
- vorsichtigen und zurückhaltenden Aussagen, also z.B wenn der Erzähler klar zum Ausdruck bringen will, dass es sich bei einer Aussage um Hörensagen handelt und nicht um eigenes Erleben.
Konjunktiv
fand das Ereignis zur vorsichtigen und zurückhaltenden Aussage in der Vergangenheit statt:
er sagte, dass blinde Gier der Grund des Übels wäre
Konjugation: sein,ist
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke für die Ergänzungen.
Das ist korrekt, und die von Dir erwähnten anderen Verwendungen können auch bei indirekter Rede auftreten. In diesen Fällen wird dann auch bei der indirekten Rede der Konjunktiv 2 statt Konjunktiv 1 verwendet.

Ich betrachte hier nur die Konjunktivformen bei indirekter Rede, aber die anderen kommen durch die Hintertür wieder herein ...
 



 
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