Ingrid packt die Angst

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Ingrid packt die Angst (überarbeitet)

„Hi, du da!“
„Schau her, wenn ich mit dir rede!“
„Ja, dich meine ich, Ingrid.“

Ingrid steht auf dem großen sonnenbeschienenen Platz, ganz versunken in die herrliche Architektur einer sehr alten Häuserzeile. Plötzlich hört sie eine seltsam vertraute flüsternde Stimme, die sie mit ihrem Namen anspricht. Erschrocken dreht Ingrid sich um. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen.

Da hört sie es wieder.

„Du kennst mich. Wovor hast du Angst? Ich bin doch ständig bei dir. Und ich hab dir noch nie etwas Böses getan.“

Ingrid schaut auf die Fenster der Häuserfront. Ist irgendwo ein Fenster geöffnet? Nein, von dort ruft keiner. Ingrid zweifelt. Hat sie sich die Stimme nur eingebildet? War sie zu lange in der Sonne?

Ein Schwarm Tauben kommt über den Platz gesegelt und lässt sich in Ingrids Sichtweite auf den heißen Pflastersteinen nieder. In der flimmernden Hitze des Platzes tribbeln die Tauben hin und her, picken hier nach einem Körnchen, dort nach einem Grashalm. Langsam, Ingrid dabei genau beobachtend, kommen sie näher. „Quatsch,“ denkt Ingrid sich, „sei doch realistisch. Tauben können nicht reden. Bilde dir doch nichts ein!“

Doch schon wieder spricht die Stimme: „Manchmal - wenn es dunkler wird - fürchtest du dich vor mir, ich erschrecke dich. Hab keine Angst, du zitterst zwar, dir ist es unheimlich, doch fürchtest du dich nicht vor dir selbst?“

„An so herrlichen Tagen wie heute sind wir eine Einheit. Ich bin dein ständiger Begleiter, mit dir verbunden wie deine Arme oder Beine. Mit meinen Beinen kann ich ebenso hüpfen, laufen, springen oder tanzen wie du. So beweglich wie du bin ich auch.“

„Wenn du mich doch nur häufiger beachten würdest. Ich kann dich zum Lachen bringen, kann mich für dich dick oder dünn, kurz aber auch spindellang machen. Ich verändere für dich meine Farbe, schneide Grimassen oder verschwimme, als wollte ich mich auflösen.“

„In Zeiten, wenn du mutlos in den Abend wanderst, einsam, von allen vergessen, wandere ich neben dir. Du bist nicht allein.“

„Stehst du dagegen im Rampenlicht, Spotlights strahlen dich an, die Menge jubelt dir zu, dann mache ich mich sehr klein und verstecke mich unter deinen Füßen.“

„Nun, erkennst du mich, dein mit dir verbundenes zweites untrennbares Ich?“

„Richtig, Ich bin es, dein Schatten.“
 

itsme

Mitglied
Gute Idee und sprachlich fantasievoll umgesetzt. Ein paar Vorschläge für den Text hätte ich aber.


"Hi, du da!"
"Schau her, wenn ich mit dir rede!"
"[blue]Ja,[/blue] dich meine ich, Ingrid."

Ingrid steht auf dem großen sonnenbeschienenen Platz, ganz versunken in die herrliche Architektur einer sehr alten Häuserzeile. Als sie hört, dass sie angesprochen wird, dreht sie sich erschrocken um. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen.

Da hört sie es wieder.

"Du kennst mich. Wovor hast du Angst? Ich bin doch ständig bei dir. [strike]Dabei[/strike][blue]Und ich[/blue] hab [strike]ich[/strike] dir noch nie etwas Böses getan."

Ingrid schaut auf die Fenster der Häuserfront. Ist irgendwo ein Fenster geöffnet? Nein, von dort ruft keiner. Ingrid zweifelt. Hat sie sich die Stimme nur eingebildet? War sie zu lange in der Sonne?

Ein Schwarm Tauben kommt über den Platz gesegelt und lässt sich ganz in der Nähe nieder. In der flimmernden Hitze des Platzes tribbeln die Tauben hin und her, picken hier nach einem Körnchen, dort nach einem Grashalm. Langsam, Ingrid dabei genau beobachtend, kommen sie näher. "Quatsch", denkt Ingrid sich, "sei doch realistisch. Tauben können nicht reden. Was ich mir nur einbilde."

Doch schon wieder spricht die Stimme: "Manchmal - wenn es dunkler wird - fürchtest du dich vor mir, ich erschrecke dich. Hab keine Angst, du zitterst zwar, dir ist es unheimlich, doch fürchtest du dich [strike]doch auch[/strike] nicht vor dir selbst?"

"An so herrlichen Tagen wie heute, sind wir zuweilen eine Einheit. Ich bin dein ständiger Begleiter, mit dir verbunden wie deine Arme oder Beine. Mit meinen Beinen kann ich ebenso hüpfen, laufen, springen oder tanzen wie du. So beweglich wie du bin ich auch."

"Wenn du mich doch nur häufiger beachten würdest. Ich kann dich zum Lachen bringen, kann mich für dich dick oder dünn, kurz aber auch spindellang machen. Ich verändere für dich meine Farbe, schneide Grimassen oder verschwimme, als wollte ich mich auflösen."

"In Zeiten, wenn du mutlos in den Abend wanderst, allein, von allen vergessen, wandere ich neben dir. Du bist nicht allein."

"Stehst du dagegen im Rampenlicht, [strike]wenn Spotlights dich anstrahlen, die Menge dir zujubelt[/strike][blue]Spotlights strahlen dich an, die Menge jubelt dir zu, dann[/blue] mache ich mich sehr klein und verstecke mich unter deinen Füßen."

"Nun, erkennst du mich, dein mit dir verbundenes zweites untrennbares Ich?"

"Richtig, Ich bin es, dein Schatten."


Obwohl der Sprechende nicht wechselt, die wörtliche Rede mit Ende des Absatzes zu schließen und mit dem nächsten Absatz neu zu beginnen, ist recht eigenwillig.


itsme



__________________
I.T.
 
Danke, Itsme,
es stimmt, mit deinen Veränderungen wird der Text flüssiger, die Worte können besser auf der Zunge zergehen. Zwischen den letzten beiden Aussagesätzen habe ich bewusst einen Absatz geschaffen, quasi zum Luftholen, bevor erkennbar wird, wer dort spricht.
Ich lerne so viel durch diese Kommentare. Leselupe ist für Lernende so hilfreich und ich würde mir wünschen, dass alle, die eine Bewertung abgeben, sich auch die Mühe machen, mich hilfreich zu unterstützen. Ich lerne so gern etwas hinzu.

Deshalb noch einmal mein großes Dankeschön, dass du dich mit meinem Text so intensiv auseinandergesetzt hast.

Liebe Grüße
Ingrid
 
Liebe Ingrid,

wirklich nette Geschichte, wie ich sehe, hatte auch itsme nur wenig anzumerken. Insgesamt wäre es auch ganz nett, die Geschichte in der Ich-Erzählperspektive zu schreiben, aber auch die 3. Person ist natürlich ok.


Ingrid steht auf dem großen sonnenbeschienenen Platz, ganz versunken in die herrliche Architektur einer sehr alten Häuserzeile. Als sie [blue]plötzlich die seltsam vertraute Stimme hört, die offensichtlich sie selbst meinte,[/blue] dreht sie sich erschrocken um. [blue]Doch w[/blue]eit und breit ist kein Mensch zu sehen.

Da hört sie es wieder.

„Du kennst mich. Wovor hast du Angst? Ich bin doch ständig bei dir. Und ich hab dir noch nie etwas Böses getan.“

Ingrid schaut auf die Fenster der Häuserfront. Ist irgendwo ein Fenster geöffnet? Nein, von dort ruft keiner. Ingrid zweifelt. Hat sie sich die Stimme nur eingebildet? War sie zu lange in der Sonne? [blue]gut[/blue]

Ein Schwarm Tauben kommt über den Platz gesegelt und lässt sich [strike]ganz in der Nähe[/strike] [blue]auf den heißen Pflastersteinen[/blue] nieder. In der flimmernden Hitze des Platzes tribbeln die Tauben hin und her, picken hier nach einem Körnchen, dort nach einem Grashalm. Langsam, Ingrid dabei genau beobachtend, kommen sie näher. „Quatsch,“ denkt Ingrid sich, „sei doch realistisch. Tauben können nicht reden. [blue]Bilde dir doch nichts ein![/blue]“

Doch schon wieder spricht die Stimme [blue[um mich herum, überall und nirgends[/blue]: „Manchmal - wenn es dunkler wird - fürchtest du dich vor mir, ich erschrecke dich. Hab keine Angst, du zitterst zwar, dir ist es unheimlich, doch fürchtest du dich [blue]doch nicht vor dir selbst.[/blue]“

„An so herrlichen Tagen wie heute [blue]kein Komma[/blue] sind wir zuweilen eine Einheit. Ich bin dein ständiger Begleiter, mit dir verbunden wie deine Arme oder Beine. Mit meinen Beinen kann ich ebenso hüpfen, laufen, springen oder tanzen wie du. So beweglich wie du bin ich auch.“

„Wenn du mich doch nur häufiger beachten würdest. Ich kann dich zum Lachen bringen, kann mich für dich dick oder dünn, kurz aber auch spindellang machen. Ich verändere für dich meine Farbe, ich dachte, Schatten haben keine Farbe? schneide Grimassen oder verschwimme, als wollte ich mich auflösen.“ gut beschrieben

„In Zeiten, wenn du mutlos in den Abend wanderst, allein, von allen vergessen, wandere ich neben dir. Du bist nicht allein.“

„Stehst du dagegen im Rampenlicht, Spotlights strahlen dich an, die Menge jubelt dir zu, dann mache ich mich sehr klein und verstecke mich unter deinen Füßen.“

„Nun, erkennst du mich, dein mit dir verbundenes zweites untrennbares Ich?“

„Richtig, Ich bin es, dein Schatten.“

liebe Ingrid, wie gesagt, eine wirklich nette Umsetzung der Idee des Schattens. Gefällt mir gut, Deine Geschichte. Bin gespannt auf neues von Dir.

ganz lieben Gruß
schickt dir
Klabauti
 
Lieber Klabautermann,

habe auch deine Auseinandersetzung mit meiner Geschichte bewertet und als "gewinnbringend und hilfreich für den Autor" empfunden. Möchte mit den Kommentarbewertungen erreichen, dass nicht nur kommentarlos benotet wird sondern eine echte Hilfe ist. Deine Anregungen werde ich am Montag einarbeiten, jetzt bin ich auf dem Sprung nach Hamburg. Schatten können die Farbe verändern, denke nur daran, wenn dein Schatten auf ein Wasser fällt, dann spiegelt er sich oder glitzert, außerdem kann er alle Schattierungen der Grautöne annehmen. Bei Tageslicht sieht er anders aus als bei Sonnenlicht. Und denke nur an die Fingerspiele (Häschen machen), je nach Beleuchtung und Hintergrund sieht er immer anders aus.

Mir ist auch noch ein Fehler aufgefallen.
An so herrlichen Tagen wie heute, sind wir zuweilen eine Einheit. "Zuweilen" muss raus, denn der Schatten ist immer mit der Person verbunden.

Du weißt,du bist mir eine echte Hilfe, Dankeschön!!!:))
Grüße dich,
Ingrid
 
R

Rote Socke

Gast
Ingrid,

heute komme ich mal nicht zum Meckern zu Dir. Ich habe mich von der kleinen Story einfach mittragen lassen.

Hast Du gut angepackt und anschaulich umgesetzt. Dafür gibt es mal echtes Lob!

Volkmar
 



 
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