Interview mit Arno Strobel: „Wie kommt mein Text zum Verlag?“

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Zeder

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Interview mit Arno Strobel: „Wie kommt mein Text zum Verlag?“

Arno Strobel hat vor einiger Zeit sein Buch mit dem Titel „MannTage“ herausgebracht. Sicherlich interessiert viele Hobby-Autoren, wie man vom privaten Manuskript-Schreiber zum Buch-Autor werden kann.
Von daher stellten wir Arno einige Fragen, die er mit seinen persönlichen Erfahrungen verknüpft so erschöpfend beantwortet hat, dass wir dieses Interview all denjenigen zur Verfügung stellen wollen, die vor genau dieser Problematik stehen und sich fragen: „Wie kommt mein Text zum Verlag?“

LL: An wie viele große Verlage hast Du Dich gewandt? Welche Erfahrungen hast Du gemacht?

A: Ich schätze, es waren ca. 30 größere Verlage, denen ich mein Exposé zugesandt habe.
Allerdings habe ich das damals blind getan, das heißt, ohne mich vorher mit den Verlagslektoraten telefonisch in Verbindung zu setzen. Das war ein Fehler, denn entsprechend anonym kamen die Antwortschreiben nach vier bis sechzehn Wochen zurück. Formbriefe, oft ohne Unterschrift und ohne Aussage über den Text. Standardsatz dabei ist: ‚Passt nicht in das geplante Verlagsprogramm für die nächsten Jahre.‘

LL: Was würdest Du angehenden Autoren bezüglich der Verlagssuche empfehlen?

A: Ich kann jedem Autor nur den Tipp geben, sich erst einmal eine Übersicht über die Programme der einzelnen Verlage zu verschaffen und sich die Frage zu stellen, ob der eigene Stoff zum Verlag passt. Eine gute Hilfe hierzu ist das ‚Deutsche Jahrbuch für Autoren/Autorinnen 2003/2004‘ (ca. 640 Seiten, illustriert, € 19,90 ISBN 3-932909-69-0). Neben vielen praktischen Tipps gibt es dort eine riesige Übersicht über die meisten deutschen Verlage und ihre Manuskriptwünsche.
Ganz wichtig: Kurz vorher anrufen und sich erkundigen, ob und an wen man ein Exposè schicken kann. Ein persönliches Anschreiben an den Lektor/die Lektorin wirkt schon ganz anders als die Anrede ‚sehr geehrte Damen und Herren‘.

LL: Was sollte dem Verlag zugesandt werden?

A: Nun, als erstes ein gut aufgesetztes und klar gegliedertes Anschreiben. Ein Lektor wird sich schon anhand des Anschreibens ein erstes Bild über den Autor machen. Beispiel-Anschreiben finden sich massenweise im Netz. Bitte keine Zierschriften, buntes Papier, Blümchenverzierungen oder Ähnliches verwenden.
Verzichtet bitte auch darauf, dem Lektor zu versichern, dass die Familie und Freunde der Meinung seien, Ihr könntet toll schreiben! Das wirkt unprofessionell.

Dann das Exposé. Es sollte nicht über drei bis vier Seiten lang sein und neben der (Neugier weckenden) Inhaltsangabe auch ein paar Sätze darüber enthalten, woher die Motivation für den Text kam. Als letzter Teil des Exposés darf eine Kurzbeschreibung der Hauptpersonen nicht fehlen (Alter, evtl. Beruf, Eigenheiten), damit der Lektor sich ein Bild machen kann.

Als Umfang für die Leseprobe haben sich fünfzehn bis zwanzig Normseiten (1800 Anschläge pro Seite) eingebürgert.
Wenn eine Textstelle aus der Mitte des Manuskripts genommen wird, sind einige knappe, einleitende Sätze nicht schlecht, damit der Lektor weiß, was bis dahin passiert ist.
Die Seiten sind durchnummeriert, Manuskripttitel und Name des Autors stehen in der Fußzeile jeder Seite.

Und nicht vergessen: Name und Adresse des Autors gehören in jeden Teil. Sowohl auf das Anschreiben, als auch auf Exposé und Leseprobe!
Dass der Text absolut fehlerfrei sein sollte, ist selbstverständlich.

LL: Sicherlich hast Du auch Kleinverlage angeschrieben. Wie wurde dort Dein Manuskript aufgenommen?

A: Auf jeden Fall persönlicher! Ich hatte durchaus das Gefühl, dort hat man sich tatsächlich mit dem Text beschäftigt. Zwei der kleineren Verlage haben mir dann auch eine Veröffentlichung in Aussicht gestellt. Allerdings erst nach ein bis zwei Jahren und da ich ein recht ungeduldiger Mensch bin, wollte ich nicht so lange warten.

LL: Gibt es Deiner Meinung nach etwas, womit man seine Chancen bei einem Verlag erhöhen kann?

A: Auf jeden Fall! Veröffentlichen, veröffentlichen und nochmals veröffentlichen. Die romantischen Zeiten vom Nobody zum Bestsellerautor sind mit ganz wenigen Ausnahmen vorbei. Das ist auch verständlich. Ein Verlag ist ein Unternehmen, das auf Wirtschaftlichkeit und Gewinne angewiesen ist. Also versucht man, das Risiko so gering wie möglich zu halten. Man wird eher bereit sein, etwas von einem Autor zu lesen, der durch eine Reihe von Veröffentlichungen schon nachgewiesen hat, dass er schreiben kann. Auch erfolgreiche Teilnahmen an Literaturwettbewerben sind sicherlich nicht von Nachteil. Bringt Euch ins Gespräch und schreibt, schreibt, schreibt. Eine gute Möglichkeit dazu bietet die Lupe.

LL: Dein Buch wird vom „Videel“-Verlag als Auftragsdruck (BOD) verlegt. Kannst Du ein wenig die finanzielle Seite dieser Buchverlagsmöglichkeit beleuchten? Wie hoch war Deine Auflage, wie setzen sich die Druckkosten zusammen, wurde die Cover-Gestaltung separat vergütet?

A: Wenn man von einer Stärke von ca. 300 Buchseiten ausgeht, kann man bei einem Verlag wie Videel mit Selbstkosten in Höhe von etwa 500 - 750 Euro rechnen.
Darin enthalten ist dann das Seitenlayout, ISBN-Nummer, Erstellung des digitalen Druckmasters, Coverdesign und der Probedruck.
Weitere Kosten kommen auf den Autor nicht zu. Das Print-on-Demand Druckverfahren hat den Vorteil, dass keine größeren Auflagen gedruckt werden müssen, auf denen man dann vielleicht sitzen bleibt. Der Master ist im Computer, der widerum hängt an der Druckstraße. Im Klartext: Das Buch ist jederzeit, auch in Einzelexemplaren, per Knopfdruck verfügbar.
Im Gegensatz zu Druckkostenzuschussverlagen für den Autor eine überschaubare, ehrliche und gute Alternative.
Nachteil: Das Marketing für das Buch muss man selbst übernehmen.


LL: Wie viele Lektoren haben Dein Manuskript überarbeitet?

A: Ich habe es drei verschiedenen Lektoren zur Überarbeitung gegeben. Auch der dritte hat noch etliche Fehler gefunden.

LL: Kommt der Verlag auch für die Bewerbung Deines Buches auf, und wenn ja: Wo wird Dein Buch beworben?

A: Nein! Der Verlag setzt es nur auf seine eigenen Internetseiten. Alles andere muss der Autor selbst in die Hand nehmen.

LL: Du hast ja hier auf der Leselupe auch eine Bannerwerbung für Dein Buch geschaltet. Welche Erfahrungen konntest Du machen: Wurde oft auf das Banner geklickt?

A: Ich weiß es nicht genau, aber ich denke, der große Verkaufserfolg hat sich durch die Bannerschaltung nicht eingestellt. Aber ich habe gesehen, dass der Link auf meine Site sehr oft angeklickt worden ist. Das ist für mich sehr wichtig, denn wie oben schon beschrieben: Je mehr mein Name bekannt wird, umso größer sind die Chancen für mein nächstes Buch.

LL: Wie kamst Du auf die Idee, ein Buch über Männer zu schreiben? Wie viele Monate hast Du an dem Manuskript gesessen?

A: Zum einen bin ich selbst in dem entsprechenden Alter, kann also aus ‚erster Hand‘ über gewisse Gefühle und Beweggründe für Handlungen von Männern um die Vierzig schreiben.
Dann ist mir im männlichen Bekanntenkreis aufgefallen, dass gerade in diesem Alter die Verbalerotik ein wichtiges Gesprächsthema ist. Also das Reden über sexuelle Abenteuer, die Mann noch haben könnte, wenn nicht … und nicht … und außerdem nicht … wäre.
Das bietet sich ja geradezu an, um überspitzt dargestellt zu werden.
Aber ich betone: Der Roman enthält keinerlei autobiografische Passagen! ;-)
Das Schreiben an dem Manuskript ging mir relativ zügig von der Hand. Nach drei Monaten stand die erste, noch vierhundert Seiten starke Version.

LL: Schreibst Du zurzeit an einem neuen Buch?

A: Ja. Es wird etwas gänzlich anderes als ‚MannTage‘.
Ein Thriller, der größtenteils im Vatikan spielt.
Es geht um eine nach dem zweiten Weltkrieg von ehemaligen SS-Leuten gegründete Bruderschaft, die innerhalb von vierzig Jahren die Katholische Kirche infiltriert, um mit dem Vermögen und der Macht der Kirche doch noch zu ihrem ‚Weltreich‘ zu kommen.
 
Q

Quidam

Gast
Ich kann Arno zu seinem Buch nur beglückwünschen!

Beim Lesen der "MannTage" musste ich oft und laut lachen. Ein köstlicher Roman, der viele Überraschungen bereit hält und auch manchesmal zu Tränen rührt!

Das Interview hab ich mit Interesse gelesen, da ich, wie viele andere Lupos natürlich ebenso davon träume, einen Verleger zu finden.
Eine Frage wurde mir allerdings nicht beantwortet:
Wenn ich bei einem BoD-Verlag unterkomme und ein Buch heraus bringe, ist das nicht mit einem Buch im Selbstverlag gleich zu setzen? Oft liest man, dass man bei Autorenverbänden erst mit einer "richtigen" Veröffentlichung aufgenommen wird!

*winke*
quid
 
A

Arno1808

Gast
Selbstverlag?

Lieber Quidam,

nein, es ist kein Selbstverlag, denn du bist lediglich Autor, kein Verleger.

Print-On-Demand ist letztendlich nur ein anderes Druckverfahren, das dadurch, dass es nicht an Auflagen gebunden ist, weitaus kostengünstiger ist.
Wenn Du mein Buch genau betrachtest, wirst Du feststellen, dass es absolut keinen Unterschied zu Büchern von anderen Verlagen gibt, außer, dass alle Rechte zu einhundert Prozent beim Autor bleiben.

Ich glaube, die Vorbehalte mancher Autorenverbände zielen in Richtung Druckkostenzuschussverlage, vor denen ich jeden wirklich nur warnen kann.

Natürlich ist es auch mein Ziel, von einem 'großen' Verlag angenommen zu werden, aber bis dahin ist der Weg des BOD (POD) eine gute Alternative.

Gruß

Arno
 
H

hoover

Gast
hey, woa,
das finde ich mal ´ne klasse idee.
ich weiß nicht, ob es erwünscht ist hier seinen senf dazuzugeben, aber ich bin doch so ´ne tollte plaudertasche, ihr wisst schon, und da dachte ich belästige ich diesen thread mal mit meiner anwesenheit.

ich bin ja ´n junger schnösel und kann jetzt auch nichts hinzufügen zu arnos erklärungen, aber manche wenige sachen hab ich auch schon selbst durchgemacht.
ich hab anfangs zum beispiel auch immer dieses förmliche: „sehr geehrte damen und herren“ geschrieben und hatte irgendwann den eindruck, das wäre das einzige, was sie von mir lesen, ehe sie mir mein viermillionen seiten langes manuskript zurückschicken. „passt nicht ins verlagsprogramm“ und so weiter. immer mit diesem herrlichen und so treffenden „leider ...“ am anfang des zweiten absatzes. wundervoll.

später hab ich dann die namen der lektoren aus dem internet gepickt (so wie arno ja auch sagt) und hab sie angeschrieben und ein bisschen rumgelabert über mich und das schreiben und so. und ein lektor (jaja, die gibt’s auch in der männlichen fassung) meinte er hätte sich über mein anschreiben kaputtgelacht. also genau sagte er ... sekunde *räusper*

sehr geehrter staubsauger (also im übertragenen sinn, gell)
über ihren erfrischenden brief hab ich mich sehr gefreut ...

(später sagte er dann nur noch sachen wie: „wie auch beim letzten mal ist ihr brief aufschlussreicher als ihre geschichten selbst.“

na danke *ggg*)

zu der ersten story, die ich ihm geschickt hab, sagte er nichts, nur über das anschreiben eben. Erst als ich nachfragte, was denn nun mit der geschichte sei, meinte er, sie sei völlig unstrukturiert gewesen, und an den haaren herbeigezogen, er hätte nicht mal zweite seite angefangen zu lesen ... obwohl ich ihm das nicht mehr abkaufe. ich meine, hey, mit dem bin ich heute immer noch in kontakt, also briefkontakt. der will doch nicht immer mal wieder ne storys lesen, weil ihm meine briefe so gefallen oder?
hmmm ... mit dem sollte ich doch mal ´n erstes wort wechseln. *lach*

na ja, ihr wisst schon, was ich sagen will. so kanns eben auch gehen. und das war nicht mal ein kleinverlag, aber eine sehr, sehr seltene ausnahme.
an kleinverlage hab ich mich selten gehalten, was man eben so denkt. heyne und bertelsmann werden schon nach dem zweiten absatz auf den boden knien und darum betteln, mich veröffentlichen zu dürfen ... jetzt knien sie wahrscheinlich auf dem boden und betteln, dass ich sie nicht mehr mit meinen geschichten belästige.

an einige kleinverlage hab ich trotzdem mal was geschickt. eine lektorin eines ein-mann-verlages (oder eher gesagt: ein-frau-verlag) fragte auch nur wegen dem anschreiben nach der geschichte, mit der ich sie in dem brief konfrontiert hab und sie schickte das teil lektoriert und rotbesudelt wieder zurück „damit sie wissen, woran sie arbeiten müssen“ das waren dreiundzwanzig manuskriptseiten. aber den namen kann ich nicht nennen, michael schmidt hat erst einen literaturtermin von ihr eingepflegt, hab ich mir sagen lassen (was heißt das eigentlich) und die namenlose lektorin würde mir wahrscheinlich die gurgel zudrücken, wenn sie das hier liest.

das sind jetzt nur zwei beispiele von verlagen, die ich genannt hab, weil ich ewig über dem anschreiben gehangen bin. ich dachte, das hier ist das erste, was der lektor von dir liest. das sollte man nicht unterschätzen und einfach so aufs blatt kotzen ... ich meine sudeln.
auch wenn im endeffekt bei den verlagen nichts rausspringen wird, hab ich die kontakte. und ich hab ein bisschen ahnung was in den verlagen so abgeht (das weniger) und woran ich selbst arbeiten muss (das schon mehr), eben weil ich noch im briefaustausch mit ihnen bin. und das letztendlich nur wegen dem anschreiben, wenn man so will.


mehr kann ich dazu nicht sagen.
nur noch eins: wenn ich vierzig bin, les ich dein buch arno

hoover (bereitet sich seelisch und menthal darauf vor und liest schon mal den klappentext)
 
Q

Quidam

Gast
Hallo Arno,

ja, dass ist mir schon klar, dass dein Buch nicht im Selbstverlag erschienen ist:) ´
Meine Frage war eine andere.
Bei diesen Schriftstellerverbände kann man erst eine Mitgliedschaft beantragen, wenn man ein Buch veröffentlicht hat. Aber, es darf nicht im Selbstverlag erschienen sein und auch bei keinem Druckkostenzuschußverlag.
Nun frage ich mich eben, ob man mit einem BoD-Buch bei diesen Autorenverbänden zugelassen wird?


*winke*
quid
 
A

Arno1808

Gast
Lieber Quidam,

ich muss gestehen, ich kann Dir diese Frage nicht definitiv beantworten, weil ich es noch nicht versucht habe.

Aber ein Tip für Dich wäre vielleicht der bvja, der Bundesverband junger Autorinnen und Autoren.
Soweit ich weiß, ist Heike Prassel von der romansuche.de im Vorstand. Vielleicht mailst Du sie einfach mal an?
Oder sieh Dich mal auf der Site des bvja um.

http://www.bvja-online.de/

Gruß

Arno
 



 
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