Irgendwann wieder der alte Luftballon...

5,00 Stern(e) 1 Stimme

Marilu

Mitglied
Vor ein paar Jahren,
war ich noch ein leuchtend bunter Luftballon.
Stark und lebensfroh...
dann nahmt ihr mir Stück für Stück
die Luft zum Leben...
und so machtet ihr mich gefügig.

Nach und nach verblaßten auch die Farben,
dann war ich irgendwann absulut willenlos...

da sahen sie auf einmal
was sie aus mir gemacht hatten,
und versuchten mich wieder mit Luft zu füllen...

doch meine Haut hat über die Jahre Risse bekommen,
die man nicht einfach so zukleben kann...
und die Luft verschwand durch all diese Wunden.

Dann sagtet ihr, wir haben ja versucht dir zu helfen,
aber du läßt dir ja nicht helfen!

Nun pflege ich diese Wunden,
und Stück für Stück,
Luftzug für Luftzug,
leuchte ich wieder auf...

auch wenn manchmal alte Wunden aufreißen,
und ein Stück mühsamer Arbeit einfach wieder verfliegt.

Ich werde nicht aufgeben,
bevor ich nicht wieder der alte Luftballon bin
der ich vor langer Zeit mal war...
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Luftballon strahlt wieder.
Nur nicht zu viel Luft hineinblasen, damit er nicht platzt.

Es gibt ja immer wieder jemanden, dem aber gerade das gefällt.

Es ist ein trauriges und poetisches Gedicht.
 

Marilu

Mitglied
Lieber Bernd,

schaue zur Zeit hier in der Leselupe nur sehr selten vorbei. Umso mehr freue ich mich über Dein Statement. Eines meiner Gedichte als poetisch zu beschreiben ehrt mich sehr. Denn ich habe eigentlich so gut wie keine Kenntnisse über die Regeln der Poesie. Ich schreibe immer nur so, wie es mir gerade in den Kopf kommt. Freue mich darauf hier mal wieder so richtig stöbern zu gehen.

Bis dahin liebe Grüße
 

Fee

Mitglied
Liebe Marilu,
wie schön, mal wieder etwas von Dir zu lesen!!
Dieses Gedicht spricht mich sehr an, wie bisher alles, was ich von Dir hier gelesen habe.
Wie gut ich es nachvollziehen kann!
Ich wünsche Dir viel Kraft!

Liebe Grüße von
Fee
 
warum?

das erinnert mich spontan an eine geschichte
von brecht ueber herrn keuner:

"Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte,
begruesste ihn mit den Worten: 'Sie haben sich gar
nicht veraendert.' 'Oh!' sagte Herr K. und erbleichte."



mir laeuft auch immer ein kalter schauer ueber den
ruecken, wenn die werbefachfrau im deutschen
werbefernsehen so von sich selbst uerberzeugt sagt:
"Ich will so bleiben wie ich bin."

aber warum nur sollte man so werden wollen, wie man
einmal war, was kann da nur so falsch gelaufen sein.
warum nicht zu dem stehen, was man ist, was man
in der zwischenzeit gelernt hat?
 



 
Oben Unten