Irgendwie heiter

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Walther

Mitglied
Irgendwie heiter


Ich bin so nah schon an dem Tod,
Kann zart die feine Kälte spüren.
Sie will zum Schlafen mich verführen!
Ich wehr mich, hab die liebe Not.

Und irgendwie bin ich jetzt heiter,
Weil, was auch ist, es ist, wie’s ist.
Dass man sein Ende nicht vergisst,
Ist gut, hier geht es aber weiter,

Auch wenn ich geh, ein Stück bleibt doch,
Ich bin recht gut im Hakenschlagen.
Denn springe ich ins kalte Loch,

Dann seh ich meine Kinder klagen:
Sie leben, lieben, leiden, tanzen.
Und ist das nicht der Sinn des Ganzen?
 

Walther

Mitglied
Irgendwie heiter


Ich bin so nahe schon am Tod,
Kann zart die feine Kälte spüren.
Sie will zum Schlafen mich verführen!
Ich wehr mich, hab die liebe Not.

Und irgendwie bin ich jetzt heiter,
Weil, was auch ist, es ist, wie’s ist.
Dass man sein Ende nicht vergisst,
Ist gut, hier geht es aber weiter:

Auch wenn ich geh, ein Stück bleibt doch,
Ich bin recht gut im Hakenschlagen.
Denn springe ich ins kalte Loch,

Dann seh ich meine Kinder klagen:
Sie leben, lieben, leiden, tanzen.
Und ist das nicht der Sinn des Ganzen?
 

Leise Wege

Mitglied
Hallo Walther,

Dein Gedicht gefällt mir.

Zwei kleine Anmerkungen hab ich dennoch dazu:

Im zweiten Quartett ist mir das "ist" in der vierten Zeile einfach eins zuviel des Guten, weil es vorher schon so prägend wirkt. (geht aber vielleicht nur mir so)

Doch ein eher ernster Gedanke, - auch wenn die Schwere hier abgelegt wird, - der Titel sagt mir nicht wirklich zu.

Ansonsten gewohnt gut!

Lg Moni
 
H

Heidrun D.

Gast
Mir gefällt das Sonett auch.

Nach meinem Sprachgefühl (ich sage das jetzt mal ohne weitergehende Prüfung, weil ich gleich nochmal weg muss) sollte es besser:


Ich bin so nahe schon am Tod,
Kann zart die feine Kälte spüren.
Sie will zum Schlafen mich verführen!
[strike]Ich wehr mich, hab die liebe Not.[/strike]
Ich wehre mich, hab liebe Not

heißen, aber wie gesagt ...

Die 1. Strophe gefällt mir im Übrigen am besten *lächel, sehr schön die "feine Kälte".

Liebe Grüße
Heidrun

Tja, und `ne 2 für ein Sonett ist wieder überaus scharfsinnig bewertet ... ;)
 

MarenS

Mitglied
Heidruns Vorschlag ist im Prinzip gut, bringt aber die Silbenanzahl durcheinander.

Inhalt und Verlauf gefällt, bis auf das zweite Terzett. Die Kinder klagen, dann der Doppelpunkt, es folgt also eine Auflistung (der Klagen) leben, lieben, leiden, tanzen.
Hmpf! Das scheint mir nicht stimmig.
Es geht doch darum, dass du etwas aus deinem Leben an deine Kinder weitergibst.
Sie wagen es, das Leben, machen weiter, wo du gehen musstest.
Ich finde, das wäre ein guter Ansatz.

Grüße von Maren
 

Walther

Mitglied
Hallo LeiseWege,

danke für Deine freundlichen Worte. Den Titel habe ich aus dem Text genommen, weil er mir die Aussage des Gedichts am besten "angezündet" hat. Z1S4 ist ein wenig eine stehende Redewendung, die hier ein wenig aufs Korn genommen und absichtsvoll überzeichnet wurde. Daher möchte ich nur ungern darauf verzichten. Du siehst das mir bitte nach. ;)

Lieben Dank und ebensolche Grüße

W.

Hallo Heidrun,

Deinen Hinweis habe ich aufgenommen und bereits umgesetzt. Die Zahl der Hebungen und Senkungen bleibt, der vierhebige Jambus wird erhalten.

Ich schwanke zwar immer noch, was die bessere Formulierung wäre; im Moment neigt sich die Waage in Richtung Deines Vorschlags.

Die Schlechtwertung(en) bei mir kommentiere ich nicht mehr, weil sich die VergeberInnen selbst desavouieren, da sie sich immer in der deutlichen Minderheit befinden. Ich muß und werde damit leben, daß es in der Lupe MitstreiterInnen gibt, die mich nicht mögen und denen meine Stückchen Sprache nichts geben. Über Geschmäcker und Nasenkompatibilitäten kann man sich bekanntlich nicht streiten. :D

Exkurs: Ihr könnt werten, wie ihr wollt, ich bleibe, wie ich bin.

Lieben Dank und ebensolche Grüße

W.

Hallo Maren,

in der Tat kann man Deine Auffassung mit dem harten Schnitt zwischen Z1S4 und der Conclusio im Schluß streiten. Ich habe mich entschieden, diesen Gegensatz, der die Ambivalez des Heiterseins im Tod auf die Spitze bringt, drinzulassen. Ein anderer Reim wäre mir sicherlich eingefallen, das war also nicht der Grund für die gewälte Aussage.

Danke für Deine Gedanken zum Text.

Beste Grüße

W.
 

Walther

Mitglied
Irgendwie heiter


Ich bin so nahe schon am Tod,
Kann zart die feine Kälte spüren.
Sie will zum Schlafen mich verführen!
Ich wehre mich, hab liebe Not.

Und irgendwie bin ich jetzt heiter,
Weil, was auch ist, es ist, wie’s ist.
Dass man sein Ende nicht vergisst,
Ist gut, hier geht es aber weiter:

Auch wenn ich geh, ein Stück bleibt doch,
Ich bin recht gut im Hakenschlagen.
Denn springe ich ins kalte Loch,

Dann seh ich meine Kinder klagen:
Sie leben, lieben, leiden, tanzen.
Und ist das nicht der Sinn des Ganzen?
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

ist das schon Altersweisheit, -milde? ;) Philosophisch ist es allemal.

Um das Klagen besser mit dem Tanzen zu versöhnen, könntest Du auch die Verben anders anordnen:

Sie leiden, leben, lieben, tanzen
In jedem Fall ein sehr schönes Sonett.

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Walther,

nein, ich dachte eher an

Dann seh ich meine Kinder klagen:
Sie [red]leiden, leben, lieben, [/red]tanzen.
Und ist das nicht der Sinn des Ganzen?
Die letzte Zeile ist zu gut als Pointe, die sollte da bleiben,
obwohl man das Reimschema dadurch aufweicht.

Liebe Grüße

Herbert
 

presque_rien

Mitglied
Hi Walther,

die Quartette gefallen mir leider nicht besonders, muss ich ehrlich sagen.

Aber die Terzette finde ich interessant, weil ich ihnen zwei verschiedene Lesungen entnehmen kann:

1)

Auch wenn ich geh, ein Stück bleibt doch, [blue]("das ist mein Trost für die Zukunft")[/blue]
Ich bin recht gut im Hakenschlagen. [blue]("ich kann der schlechten Stimmung ausweichen")[/blue]
Denn springe ich ins kalte Loch, [blue]("denn wenn ich angesichts des Todes depressiv werde")
[/blue]
Dann seh ich meine Kinder klagen: [blue]("denn sie können nicht verstehen, warum ich unglücklich bin, wenn ich doch sie habe, die da leben, lieben...")[/blue]
Sie leben, lieben, leiden, tanzen.
Und ist das nicht der Sinn des Ganzen? [blue]("Das gibt meinem Leben IM MOMENT einen Sinn")[/blue]

2)

Auch wenn ich geh, ein Stück bleibt doch, [blue]("ich sterbe, aber nicht ganz")[/blue]
Ich bin recht gut im Hakenschlagen. [blue]("ich schlage dem Tod ein Schnippchen")[/blue]
Denn springe ich ins kalte Loch, [blue]("denn wenn ich sterbe")
[/blue]
Dann seh ich meine Kinder klagen: [blue]("sie trauern um mich")[/blue]
Sie leben, lieben, leiden, tanzen. [blue]("aber das Trauern bedeutet auch, dass sie noch weiter nach mir leben")[/blue]
Und ist das nicht der Sinn des Ganzen? [blue]("Das gibt meinem Leben NACH DEM TOD einen Sinn")[/blue]

Cool! :)

Lg presque
 

Walther

Mitglied
Irgendwie heiter


Ich bin so nahe schon am Tod,
Kann zart die feine Kälte spüren.
Sie will zum Schlafen mich verführen!
Ich wehre mich, hab liebe Not.

Und irgendwie bin ich jetzt heiter,
Weil, was auch ist, es ist, wie’s ist.
Dass man sein Ende nicht vergisst,
Ist gut, hier geht es aber weiter:

Auch wenn ich geh, ein Stück bleibt doch,
Ich bin recht gut im Hakenschlagen.
Denn springe ich ins kalte Loch,

Dann seh ich meine Kinder klagen:
Sie leiden, leben, lieben, tanzen.
Und ist das nicht der Sinn des Ganzen?
 

Walther

Mitglied
Hallo Herbert,

habe den Vers umgebaut.

Danke + Gruß

W.

Hi Julia,

ich antworte drauf, aber erst später. Jetzt ist Schluß für heute!

Danke + Gruß W.
 

Walther

Mitglied
Hi Julia,

danke für Deinen Eintrag. In der Tat ist in diesem Gedicht eine Ambivalenz. Wer im Tod heiter ist, beschreibt die Zwiespältigkeit des Seins, das eben zwischen Leben und Tod, zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankt.

Leider hast Du zu Deinen Schwierigkeiten mit den beiden Quartetten nichts gesagt, die ja auf die Terzette hinführen. Vielleicht machst Du das ja noch.

Lieben Dank und Grüße

W.
 



 
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