Jagdsaison

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Isa

Mitglied
Jagdsaison

Blut rann aus der Wunde an ihrem Hals. Ein einziger Biss hatte genügt, um die Halsschlagader zu durchtrennen. Die Bestie schaute sich um, die Schnauze rot vor Blut. Es suchte nach mehr. Ein schwaches, jämmerliches Stöhnen kam von seinem Opfer, doch die Bestie kümmerte sich nicht mehr darum. Das Interesse an dem armen Geschöpf war ihm vergangen. Es liebte die Jagd, wenn es die Angst der Beute witterte. Wie ein wohliger Geruch stieg er ihm in die Nase und es fühlte, wie heiße Schauer es durchfuhren, allein bei dem Gedanken seine mächtigen Kiefer erneut in das warme Fleisch ängstlicher Opfer zu schlagen. Nochmals schaute es sich nach seinem Opfer um. Das junge Mädchen war nun tot und vor einigen Minuten hatte sie es wahrscheinlich bereut, nicht auf ihre Eltern gehört zu haben. Die Bestie war anspruchsvoll mit der Wahl seiner Opfer. Es schlug nie ohne Grund zu. Tagelang beobachtete es seine Opfer, um sicher zu gehen, dass es die richtigen erwischte. Manchmal ließ es einen Kandidaten fallen, da es merkte, wie sich die Person zu ändern begann. Es suchte sich seine Opfer nach bestimmten Kriterien aus. Der Mensch musste jung sein, denn als es ältere Menschen gejagt hatte, war der Spaß und die Lust, die er bei anderen Jagden empfunden hatte nicht vorhanden gewesen. So hatte es eine Grenze gezogen und griff Menschen, die ihr dreißigstes Lebensjahr überschritten hatten nicht mehr an. Ein weiterer Gesichtspunkt war der Gehorsam seiner Opfer. Die meisten waren ohnehin jünger als dreißig und lebten noch bei ihren Eltern. Es beobachtete, ob die potentiellen Opfer sich respektvoll ihren Eltern gegenüber benahmen und ebenso anderen, älteren Dorfmitgliedern. Dann achtete es auch auf die Stimme. Es gab schrille Stimmen im Dorf, jedoch auch sanfte und beruhigende. Die Schrillen interessierten es nicht. Es mochte die Sanften, denn sie waren meist interlistig und umschmeichelten die Älteren geschickt, hatten jedoch noch weniger Respekt als jene, die es offenkundig zur Schau stellten. Es hörte sie oft genug reden, wenn sie sich allein wähnten. Als die Bestie begonnen hatte zu jagen, waren die Dorfbewohner davon überzeugt gewesen, dass es nur junge Frauen oder Mädchen anfalle. Es grinste bösartig, als es die Reaktion mitbekommen hatte, als die Dorfbewohner merkten, dass es auch vor jungen Männern und Jungen nicht Halt machte.
Es drehte seinen Kopf nochmals zur Leiche des Mädchens um. Sie war besonders amüsant gewesen. Die panische Angst, die ihm entgegengeschlagen war, als es ihr bewusst geworden war, dass es ihre Fährte aufgenommen hatte. Schloss es die Augen, sah es die dürren Beinchen, die den Weg entlang rannten, völlig orientierungslos den Körper in eine Richtung trugen, die sie nur weiter von der Sicherheit des Dorfes wegbrachte. Es hatte mit ihr gespielt, mit ihrer Angst. Sie in Sicherheit gewiegt und dann wieder angegriffen. Sie hatte zuerst nur geschrieen, dann war dieses Schreien langsam in ein Schluchzen und schließlich in ein Wimmern übergegangen. Dann hatte es schließlich das letzte Mal zugeschlagen. Das wohlige Gefühl, als seine festen Kiefer in das weiche Fleisch am Hals drangen und es den süßlichen Geschmack des warmen Blutes schmeckte. Es hatte das Blut getrunken, doch nach wenigen Sekunden, als es den eisenartigen Geschmack erkannte von ihr abgelassen. Es hasste diesen Geschmack und ergötzte sich immer nur wieder am ersten warmen Schwall des Blutes, in dem man das Eisen noch nicht so schmeckte.
Seine Ohren zuckten herum und es hob die Schnauze in die Luft. Sein Maul verzog sich erneut zu einem Grinsen. Diesmal hatten sie seine Spur schneller gefunden, als das letzte Mal. Es wusste jedoch, dass es nicht in Gefahr schwebte, die Menschen hatten viel zu viel Angst vor ihm, als dass sie es jagen würden. Ein letztes Mal streifte sein Blick den reglosen, blassen Körper des Mädchens. Sie war nur eine von vielen gewesen und in ihm schrie erneut die Macht nach einer neuen Jagd.
Äste knackten und es wurde heller, als die Menschen den leblosen Körper fanden. Ein Raunen ging durch die Menge. „Es macht wieder Jagd!“
 
G

Gelöschtes Mitglied 5196

Gast
hallo

gefällt mir inhaltlich ganz gut, nette idee. nur sprachlich hakt es an einigen stellen, denke ich. irgendwie sind die sätze manchmal einfach unglücklich gebaut, so dass der lesefluss unterbrochen wurde. es könnte also flüssiger sein. ansonsten aber -wie gesagt- eine nette, kleine horrorgeschichte.

gruß

mye
 



 
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