Jan ist anders

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Flitzi

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Jan ist anders

Im Kinderzimmer von Lukas ist ein großes Durcheinander. Heute sind ganz viele Freunde von Lukas zu Besuch, weil Lukas Mutter Geburtstag hat.
Die kleine Svenja mit den roten Locken malt mit Kreide an Lukas Tafel, Jonas, Lukas bester Freund, spielt mit einem Lastwagen, der große Jan liegt auf dem Boden und schaut sich ein Buch an und Lukas spielt auf seinem Xylophon.
Plötzlich klingelt es an der Tür. Mama öffnet und Lukas hört Stimmen im Flur, die er nicht kennt. Er geht zur Tür, um zu sehen, wer zu Besuch kommt.
Eine dünne Frau mit Brille kommt mit einem großen Jungen herein.
„Lukas, das ist meine neue Arbeitskollegin Jutta und ihr Sohn Marvin!“
Lukas betrachtet den Jungen. Marvin ist viel größer als er und geht bestimmt schon in der Schule. Er sieht gefährlich aus, weil er so böse guckt.
„Zeig Marvin doch Dein Kinderzimmer!“, sagt Mama und geht mit der dünnen Jutta ins Wohnzimmer.
Lukas rennt wieder in sein Kinderzimmer zu den anderen. Marvin kommt hinterher. Lukas hat ein bisschen Angst vor ihm, weil er so groß und stark aussieht.
„Hier kannst Du spielen!“, sagt Lukas vorsichtig und geht wieder zu seinem Xylophon herüber. Marvin bleibt in der Mitte des Zimmers stehen und guckt sich um.
„Lauter Kinderkram!“ denkt er und ärgert sich, dass er nicht zu Hause bleiben durfte. Was soll er hier nur machen?
Malen findet er total langweilig und die Spielzeugautos sind auch nur etwas für Babys. Außerdem sind die anderen Kinder viel jünger als er. Die gehen bestimmt noch nicht einmal in den Kindergarten und mit Babys hat er keine Lust zu spielen. Er möchte gerade wieder ins Wohnzimmer gehen, als seine Mutter zur Kinderzimmertür hereinschaut.
„Bleib doch im Kinderzimmer und spiel mit den anderen!“, sagt sie zu ihm und schiebt ihn wieder zurück in Lukas Zimmer.
„Im Wohnzimmer sind nur Erwachsene, da langweilst Du Dich!“ Sie dreht sich herum und geht wieder. Marvin steht wütend im Zimmer und weiß nicht, was er machen soll.
Der einzige, der etwas größer aussieht ist der Junge, der auf dem Boden liegt und in einem Buch herumblättert.
Marvin geht zu Jan herüber und fragt ihn:
„Na, sollen wir lieber Fußball spielen. Ich habe keinen Bock auf Kinderkram!“
Jan hebt den Kopf und sagt: „Dadadadada.“
Marvin schaut ihn verwundert an. Warum spricht der denn so komisch.
„Was ist das denn für ´ne komische Sprache?“, fragt er ihn entsetzt.
Jan dreht sich herum und kriecht zu Lukas Bauklötzen. Er nimmt einige Steine und versucht sie aufeinander zu stellen.
„Was bist Du denn für einer?“ fragt Marvin und macht ein wütendes Gesicht.
Die rothaarige Svenja antwortet, ohne von ihrer Maltafel wegzuschauen: „Jan kann nicht laufen, er krabbelt nur!“
Jan lacht. Er hat es gerade geschafft, drei Bauklötze aufeinander zu stapeln. Er dreht sich zu den anderen herum, damit sie sein Bauwerk bestaunen können.
„Bravo!“, ruft Lukas und Jonas klatscht.
Marvin dreht sich zu den anderen herum. Merken die nicht, dass dieser Jan total komisch und zurückgeblieben ist? Er hat absolut keine Lust mit solchen Kindern zu spielen.
Er tritt mit seinen Füßen gegen Jans Turm aus Bauklötzen, so dass er mit einem lauten Krachen einstürzt.
Jan schaut ihn entsetzt an und schreit dann wütend: „Dududumamama!“
Marvin guckt ihn zornig an und sagt: „Du bist ja behindert! Lass mich doch in Ruhe!“ und läuft aus dem Zimmer.
Die anderen Kinder schauen sich an.
„Hoffentlich kommt der nicht wieder!“, sagt Jonas und spielt weiter mit dem Lastwagen. Svenja geht zu Jan herüber und baut ihm seinen Turm wieder auf. Lukas spielt weiter auf seinem Xylophon. Dann fragt Lukas die anderen: „Was heißt denn eigentlich „behindert“?
Die anderen beiden zucken mit den Achseln und spielen weiter. „Egal!“, denkt Lukas und alle spielen weiter.
 

steinmezzer

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Genau so sind Kinder.
Es ist schön zu lesen, dass die Kinder Jan gar nicht mal für so anders halten - er kann nur manches nicht.

Kann man Marvin nicht doch noch irgendwie an Jan heranführen? In dem man ihm die Normalität des 'anders sein' zeigt?

steinmezzer
 



 
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