Joseph von Nazareths (fiktives) Tagebuch

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Schreibfan

Mitglied
Tagebucheintraege des Joseph von Nazareth, etwa um das Jahre Null herum:

Maria ist ne schöne Frau
die ich auch wirklich liebe.
Sonst hätt ich mich davon gemacht,
grad wegen ihrer Triebe.

Da kommt sie an, mein holdes Weib.
Mit Braten in der Röhre!
Und sicher ist der kein Produkt
durch meine müde Möhre!

Sie sagt sie sei noch unbefleckt.
Ja will die mich denn foppen?
An ihrem Busen finde ich
3 lange blonde Locken.

Das war der irre Gabriel.
Der hält sich für nen Engel.
'Lass gut sein, Joseph' denk ich mir:
'Hat's schwer genug, der Bengel!'

Sie wird zum Walross zu der Zeit,
als wir verreisen müssen.
Daran hat sie wohl nicht gedacht,
zwischen all den Küssen.

Sie kann nicht einen Schritt mehr tun,
ich muss nen Esel kaufen.
Nun reitet sie die ganze Zeit
und ich darf alles laufen.

Wir kommen an in Bethlehem.
Jetzt könnt ich wirklich fluchen:
Madam hat nicht mehr dran gedacht,
ein Bett für uns zu buchen!!!

Ich zerr den Esel in den Stall.
Kann selber kaum noch stehen.
Doch grad als ich mich setzen will,
da ruft sie 'Schatz, die Wehen!'

Ich hol das Baby auf die Welt,
bin voll mit Blut, Geschmiere.
Maria sagt, sie sei jetzt müd,
streckt von sich alle Viere.

Ich saß noch nicht seit Nazareth.
Hab auch noch nichts im Magen.
Im Stall da stinkts, das Baby heult.
Da gibts nichts mehr zu sagen!

Da Muttern schläft, schnapp ICH das Kind
(das ist ja schon recht niedlich).
Ich legs ans Euter von der Kuh,
da trinkt es und ist friedlich.

Ich denk mir 'endlich ist mal Schluss',
doch komm ich nicht zum schlafen.
Drei Spinner treten lärmend ein,
gleich hinter Hirten, Schafen.

Mit Ruh und Frieden ists jetzt rum,
ich seh da auch kein Ende.
Ich sag nur: Windeln, Psychos, Flucht...
...ich glaube das spricht Bände!

Tagebucheintraege des Joseph von Nazareth etwa 30 Jahre später:

Jetzt zählt der Bursche 30 Jahr
und hilft mir keine Stunde.
Er hängt nur mit 12 Kumpels rum,
verbreitet wirre Kunde.

Das Hochzeitsfest zu Kanaan:
Da nahm der Junge Trauben
und drücke sie im Wasser aus.
EIN WUNDER!!! KAUM ZU GLAUBEN!!!

Man sagt, er holte Lazarus
aus dem Reich der Toten.
Der alte Knochen war nie tot.
Der roch nur echt verboten!

Sein Vetter war genauso drauf.
Jo! Hannes dieser Täufer.
Der hatte was mit Salome
der alte Wüstenläufer.

Das brachte ihm nicht wirklich Glück,
dass er mit der was hatte.
Sein Kopf dient nun als Deko-Schmuck
auf ihrer Silberplatte.

Mein Bursch geht heut zum Abendmahl.
Zusammen mit den seinen.
So nett das klingt-ich kenn den Trupp!
Da wird noch einer weinen!

Ich hab Visionen von nem Mann!
Der wird den Kram verbreiten.
So in...2000 Jahren dann.
Der Mann heißt Monty Python!

Copyright: Hannah May Dezember 2016
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Es gibt bzw. gab kein Jahr Null, denn Jahre werden als Ordinalzahlen gezählt, und die Null bildet keine Ordinalzahl.

Ansonsten nicht gerade von Kenntnis des Matthäusevangeliums getrübt. Denn dort erscheint der (namenlose) Engel nicht der Maria, sondern dem Josef. Und der gilt dort mit seinem königlichen Stammbaum als Vater Jesu, genauso wie bei Paulus am Anfang des Römerbriefs.

Das Dumme bei der ganzen Flachwitzelei ist, daß wir spätestens seit Freud und Jung ganz andere Zugänge zu den "Träumen Josefs" haben, und so auch (möglicherweise) durch eine gründliche, haarfeine Untersuchung der literarischen Gattung der Traum-Berichts-Serien am Anfang des Matthäus-Evangeliums: Was bedeutet es für die Legenden-Ebene dieses mythologischen Protoevangeliums, daß Josef nur als Träumer und Traum-Umsetzer erscheint, als Wiedergänger des alttestamentlichen Traumdeutungs-Patriarchen?

Oder werden wir demnächst so einen lustigen Misthaufen auf die Aborigines und ihr "Traumland" abladen? Quasi kulturell neokolonialistisch und (zwar unüberlegt aber doch) überlegen?
 

Schreibfan

Mitglied
Nun ja, liebes Mondnein, das ist ja hier auch nicht das Matthäus - Evangelium. Monty Python übrigens auch keins geschrieben, das hast du vergessen zu erwähnen. Ich finds grundsätzlich nicht dramatisch, Traditionen und Kulturen mit Humor zu betrachten, darin sind oft gerade "Natives" sehr gut (siehe "Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeitindianers von Sherman Alexi). Aber natürlich respektiere ich, dass dir mein Stil hier nicht zusagt.
Lg Schreibfan
 

James Blond

Mitglied
Nein,

es muss sicher nicht alles allen zusagen und nicht jeder Bibelstoff bedarf seiner theologisch korrekten Quellenauslegung,

aber

ist das Gedicht nicht - trotz aller Länge - doch ein wenig zu wurstig?

Hier wird der Humor zwar nicht mit der Brechstange eröffnet, dafür aber mittels Presslufthammer zerbröckelt, bis kaum noch etwas übrig bleibt. Eher zum Weinen.

Grüße
JB
 

Schreibfan

Mitglied
Hallo, James Blond.
Danke fürs Kommentieren. Du hast nicht unrecht, wenn man rein nach dem Text geht, könnte man den Humor als plump empfinden. Vielleicht geht's auch noch feiner, da bin. Ich für Vorschläge offen. Für mich (und deshalb habe ich den Text auch so geschrieben) , liegt der Humor auf der Metaebene, nämlich darin, diese biblische Figur Josef und zum anderen gerade auch die Mythologie hinter der Weihnachts- und Abendmahlgeschichte von ihren glorifizierenden Sockeln zu holen und etwas näher an einer möglichen Realität zu schildern . Das mag polemisch sein, dazu stehe ich. Wer sagt uns denn, dass Josef nicht genau so war? Ein Zimmermann, der eine einfache Sprache nutzt, sich durch den Lauf der Geschichte gegaengelt fühlt und oft Probleme mit seinem Zieh-Filius hat? Wäre das so schlimm?
Und zur Mythologie der Geschichte:Eine Geburt ist schon mit professioneller Hilfe von Hebammen und Ärzten anstrengend. Die Geburt im Stall dürfte sich also weder für Maria, noch für Josef als so heilig und wundervoll dargestellt haben, wie es später berichtet wurde. Nicht zu vergessen, dass ein kindermordender y König hinter ihnen her war. Und einen Menschen wie Jesus groß zu ziehen, der seiner Zeit Jahrhunderte voraus, mag eine Ehre, aber auch sehr anstrengend gewesen sein. Warum das nicht mal ansprechen?
Aber wie gesagt, für Formulierungsvorschlaege bin ich durchaus offen.

Lg Schreibfan
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Flachwitzer

Das Problem, Schreibfan,

liegt vor allem darin, daß Du mit einem Text der Weltliteratur umgehst, als hättest Du keine Ahnung von Literatur.

Weder die Literaturgattungen und Textarten noch die wissenschaftlichen Deutungsansätze gehen Dich etwas an. Das zeigt sich insbesondere daran, daß Du die Erzählungen wie Kurzgeschichten oder Schelmengeschichten liest, nicht als Legenden, Mythen mit tiefenpsychologischer Dimension oder archaische Traumwanderungen.
Gewiß gibt es sonst schon mal Übergänge zwischen Legenden und Schelmenromanstücken, z.B. im Volksbuch von Tyl Ulenspiegel, da sind einige archaische Erzählungen drin enthalten, und sogar der Simplizissimus taucht gelegentlich ins mythische Genre ein, - wie andererseits Monty Python in echte Satire, z.B. mit der kenntnisreichen Umkehrung des trivialen Römerbashings.

Die Flachheit Deiner Witze wiederum kommt daher, daß Dir die Quellen völlig egal sind, jedenfalls hinsichtlich der Literaturgattungen, die sich in ihnen kreuzen. In einem Literaturforum nicht wirklich verzeihlich.

grusz, hansz
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo zusammen,

ja, die großen, allseits bekannten Themen bedürfen der besonderen Sorgfalt. Da ist schnell mal dran herumgekrittelt und das meist zu Recht.

Gerade bei so langen Texten baut man auch gerne Pointen ein, die nicht so wirklich sitzen.

Aber: Am Ende sollte man auch nicht den Spaß am Schreiben zu kurz kommen lassen. Wer von uns hat nicht auch schon einen längeren Text, obwohl noch etwas unausgegoren, einfach mal "rausgekloppt?!

Und am Ende stellt man sich dann immer die Frage, ob man den hätte besser sich behalten sollen oder ewig dran arbeiten, bis er wirklich wirklich gut ist...

Was ich damit sagen will: Das ist ein Forum, bei dem es auch um Qualität geht aber der Spaß sollte nicht zu kurz kommen. Von daher finde ich, den Text kann man schon posten, man darf halt keine Höchstbewertungen erwarten.

Gruß

Jürgen
 

Schreibfan

Mitglied
Hallo, Mondnein:

Ein literarischer Text ist ja kein Zeitungsartikel, schaffen und interpretieren von Literatur geschieht immer aus einem subjektiven Blickwinkel. Ich habe mich übrigens ziemlich mit dem Christentum beschäftigt. Und über die Auslegung der Bibel streiten sich die christlichen Strömungen ja selbst.
Ich kenne einige sehr strengglaeubige Christen, die wuerden sich bitter darüber beklagen, sollte jmd die Texte der Bibel als "Erzählung" bezeichnen oder sie (wie auch immer geartet) wissenschaftlich zu deuten versuchen. Für sie sind es reale Überlieferungen. Ist deren Ansicht über diese Form von Literatur nun falsch?

Ich persönlich muss eines gestehen: Ich war damals, vor über 2000 Jahren, nicht dabei, zumindest erinnere ich mich nicht.
Wenn sich jmd konkret an das, was damals vorgefallen ist, erinnert (Rückführung etc) , kann und darf er mich ob der Geschehnisse gerne berichtigen. Ansonsten muss ich davon ausgehen, dass wir über die Bedeutung der Bibel alle nur spekulieren können.

Und mein Text hier ist auch gar nicht als Bibel - Auslegung gedacht. Ich habe schlicht Josef mal sprechen lassen.

Die Qualität des Textes steht auf einem anderen Blatt. Sicherlich kann man ihn noch verbessern, sprachlich angleichen, Dinge ändern, etc.. Dazu bin ich auch (bei jedem meiner Texte) bereit und werde Vorschläge immer ernsthaft überlegen und ggf einbauen. Und ist ein Literaturforum nicht auch dafür da, dass man am Text arbeitet? Ich denke schon.
Danke dir fuers Kommentieren.

Hallo, Jotes:
Dir auch danke für deinen Kommentar. Um den Spaß ging es mir bei diesem Text hauptsächlich. Er ist ja schon älter und funktioniert bei verschiedenen Gruppen ganz unterschiedlich. Das habe ich schon festgestellt Im Comedy-Bereich kommt er prima an, christliche Menschen können mit dem Text oft nicht so viel anfangen. Ob Literatur nun gut oder schlecht ist, liegt ja immer im Auge der Betrachter. Ich kenne Viele, die humorvolle Gedichte grundsätzlich als "minderwertige" Literatur ohne Tiefgang einordnen (auch Werke von Gernhardt, Roth, etc.). Anderen wiederum sind ernste Gedichte oft zu einseitig.
Aber ich gebe dir recht, an schnell geschriebenen Texten gibt's dann oft noch was zu verbessern (siehe mein Kommentar zu Mondnein)
Lg Schreibfan
 
A

aligaga

Gast
Ich finde diesen Text einfach nur dümmlich und unüberlegt. Und ich sehe hier einen Verstoß gegen Forenregeln.

Texte, deren Aussagen eine rein politische oder religiöse Botschaft sind, werden von den Foren-Redakteuren in das Forum Lupanum verschoben. Die Veröffentlichung politischer und religiöser "Bekehrtexte" ist nicht erwünscht.

Ach so, es geht ja nur um salonfähiges [Christen]-Bashing. Da kann man natürlich nichts machen.
Dem ist nicht hinzuzufügen. Außer, dass es sich hier weder um Kunst noch um Literatur, sondern um einen klaren Verstoß gegen § 166 StGB handelt. Sowas hat im öffentlchen Bereich nichts zu suchen; wenn's dumm läuft, kommt's teuer für den Forenbetreiber (Abmahnung, Strafanzeige).

TTip: Weg mit dem dämlichen Mist aus dem öffentlichen Raum!

aligaga
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ali, Dein Kommentar ist gaga. Die Behauptung von wegen StGB 166 ist absurd.

Gute Besserung!

Jürgen
 

Label

Mitglied
Hallo Schreibfan

Ich finde dein Gedicht gut gemacht, ganz im Stil von Monty Python mit dem schrillen ein bißchen überdrehten Humor.
Witz und Humor ist immer Geschmackssache und kann, wenn Überzeugungs- oder Glaubenssachen im Fokus sind, auf erbitterte Reaktionen stoßen, ob das von Ajatollahs ausgerufener Djihad wegen einer Karikatur, Enrüstung aus der Jesukindlein-komm-zu-mir Fraktion oder Lehrstuhl-Riege wegen Verstoßes gegen die Doktrin betrifft.
Dem Ruf nach Verbringung aus dem öffentlichen Raum kann ich mich absolut nicht anschließen

Den einzigen Punkt den ich als problematisch empfinde, ist aus vielen verschieden Gründen, das Wort Evangelium im Titel.
Ich kann mir vorstellen dass Die Erzählung des Joseph von Nazareth oder etwas ähnliches, besser wäre.

freundlicher Gruß
Label
 

Schreibfan

Mitglied
Hallo Jotes: Danke, du nimmst mir die Wirte aus dem Mund.


Aligaga:falsches Zitieren und dann noch ohne Quellenangabe ist vor allem strafbar.

Genug jetzt, würde ich sagen.

An alle:
Auf (haltbare, informative und konstruktive) Kritik an Text und Inhalt gehe ich gerne ein, auch auf Subjektive Ansichten, wenn sie vernünftig vorgetragen werden. Alles andere hat unter einem Text in einen Literaturforum nichts verloren, das ist meine Meinung.
Ich bin eben davon ausgegangen, dass Satire hier (wie auch in allen anderen Foren in denen ich schreibe) als literarische Kunstgattung akzeptiert werfen (es lässt sich natürlich darüber diskutieren, ob und wo Satire ihre Grenzen hat, aber der Ton macht die Musik) vielleicht trifft dies ja auf dieses Forum nicht zu.
Wenns hilft, schreibe ich beim nächsten Mal zum Text dazu :"Achtung!!! Kann Spuren von Ironie und/oder Satire enthalten! "

Gruß Schreibfan

(by the way:"Achtung! Dieser Kommentar kann Spuren von Ironie und/oder Satire enthalten")
 

Schreibfan

Mitglied
Hallo Label:unsere Kommentare haben sich überschnitten. Danke für die Rückmeldung. Deine Kritik zum Wort Evangelium ist vllt tatsächlich angebracht. Ich überlege mir was...
Lg Schreibfan
 
A

aligaga

Gast
Ob sich hier jemand @alis Empfehlung anschließt oder nicht, kann dahinstehen. Der von ihm zitierte Text stammt von der UserIn @Ciconia, die vor ein paar Tagen damit die Verschiebung eines die AfD unter Naziverdacht stellende Zuschrift des gleichen Autors ins "Pupanum" erreichte. Allerdings war hierfür ein anderer Redaktör zuständig als der hier.

@Ali glaubt, die vordergründig auf zustimmendes Gegröle von Gesinnungsgenossen ausgerichtete Schmähung religiöser oder kultureller Inhalte sei keine Kunst, sondern schiere Blödheit. Und er glaubt weiterhin, es sei zum Erhalt einer literarischen Plattform nicht das Platte, sondern eher die künstlerische Form wesentlich.

Und er glaubt drittens, es sei wichtig, öffentlich zur Schau gestellten Dreck auch als solchen zu bezeichnen und zu empfehlen, ihn dorthin zu spedieren, wo er hingehört.

Dass er dafür von den üblichen Verdächtigen in üblicher Manier angegangen wird, nimmt er in Kauf. Das sind ihm die Musen, die Kulturen und die Religionen aller Gesellschaften dieser Erde jederzeit wert.

Heiter wieder weiter

aligaga
 

molly

Mitglied
Nein, dieser Text von Dir gefällt mir wirklich nicht, dafür aber der vom Krankenhaus. Ganz wichtig: wenigstens Überschrift ändern.

Dennoch liebe Grüße

molly
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Für sie sind es reale Überlieferungen. Ist deren Ansicht über diese Form von Literatur nun falsch?
ja.

Wohlgemerkt: Den religiösen Aspekt berühre ich nicht, man müßte ohnehin erst klären, was "religiös" überhaupt heißen soll. Wenn es "tabu" bedeutet, dann mag das Tabu für die Polynesier oder Fundamentalisten gelten, mir ist es wurscht.

Mir geht bzw. ging es einzig und allein um die literarischen Genres, die sich in den alten Texten, vor allem im griechischen Matthäus-Evangelium und im lateinischen Pseudo-Mattäus-Apokryphon (auf Basis des griechischen Jakobos-Apokryphons) überkreuzen. Mit einem Seitenblick - zugunsten Deiner Perspektive - auf die schelmischen Nachbarschaften solcher Texte.

Von "Dabeigewesensein" oder "historisch verbürgten Ereignissen" kann natürlich bei den oben genannten Texten nicht die Rede sein,
[ 4]- es sei denn im Sinne eines aufmerksamen Lesens der eng verknappten und polyphon zusammengeschobenen Traumwanderungen und ihrer Vielschichtigkeit - "poetisch" frei deutendes Zitieren von Prophetensprüchen, darauf basierende Botschaft im Traum, Umsetzung der Botschaft in surreal-mythischen (keinesfalls "historischen") Handlungen, Spiegelung archaischer bzw. archetypischer Namen, Rollen und Personen in den Ektypen der Protoevangelien usw.

Natürlich ist es immer rechtens (Ali!) und vielleicht auch lustig, irgendwelchen alten Literaturkram in einer Travestie zu veroberflächlichen. Das kann ja Spaß machen wie z.B. bei den Albernheiten Nietzsches, der kurz vor seinem Wahnsinnsausbruch (schon leicht fiebrig) die Gestalten in Wagners Nibelungenring ins Lächerliche zu treiben versuchte. Etwa, daß Siegfried mit seiner Tante kopuliert, haha. In der "Geburt der Tragödie" noch der kenntnisreiche Begründer einer archetypisierenden Tiefenpsychologie (lange vor C.G.Jung) schimpft er in seinen späten Antiwagnerschriften über die "Psychologisierung", d.h. die musikalische Raffinesse, und das tut er in einem abundanten Satzbau, der sich der "unendlichen Melodie" seines Klingsohr-Meisters geradezu anschmiegt.
Das nur nebenbei, denn warum sollst Du nicht Deiner Phantasie die schöpferische Bahn frei lassen. Das bereichert die Reflexion.

grusz, hansz
 



 
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