Juni (Haiku?)

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G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Hallo Andri Vento,

nein, es kann aus einem sehr schnell erkennbaren Grund kein Haiku sein: Die symbolhaft, zugleich verrätselten Attribute, die dem Juni zugedichtet werden! Das ist dem Haiku so unendlich schwer, dass es kaum atmen kann.

Gleichwohl stecken in dem Text Angebote, die du vielleicht in einer zweiten kurzen Strophe deutlicher und vor allen Dingen viel leichter offenlegen könntest. Gewissermaßen zum tiefen Ausatmen und besseren Erkennen.

An deinem Gedicht aber unbedingt festhalten!


Es grüßt
Dyrk
 

Andri Vento

Mitglied
Hallo Dyrk, hallo Walther,
vielen Dank für eure Kommentare, so habe ich doch gleich viel über Haiku gelernt :)
Tatsächlich stand der Juni zunächst nur im Titel und ich hab ihn in die erste Zeile gezogen und gleichzeitig die zweite etwas verlängert um ein wenig Rhythmus rein zu kriegen.
Aber ich fürchte, dass mir das Haiku Gefühl noch arg fehlt ;)
Es freute mich sehr, dass Dyrk es dennoch sehr positiv aufnahm. Es ist eigentlich viel vordergründiger als es scheinen mag. Vor allem soll das feierliche, ja fast sakrale Gefühl transportiert werden, das einen in dieser grandiosen Helligkeit, dem enormen blauen Leuchten des Himmels überfällt, wenn man am Tag hinaus tritt. Und gleichzeitig wirken die Schatten unter den voll belaubten Bäumen so schwarz, dass Kobolde hervor kommen könnten...

Liebe Grüße,
Andri
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
das nennen von monatsnamen oder jahresezeiten ist ein nono
Das ist nicht richtig. Zwar ist die Nennung von Monatsnamen eher selten, aber doch möglich. Und Jahreszeiten werden, v.a.D. in Komposition mit anderen Begriffen, relativ häufig genannt. Hier Beispiele aus dem alten Japan:

November schon -
die Störche stellen sich probierend
in Reihen auf. (Kakai)


Kahler Herbst.
Nur die Wand nimmt Anteil
an meiner Klage. (Issa)


Der Frühling ist gekommen.
Fürs neue Jahr:
fünf Scheffel Reis vom alten. (Basho)


Wintermond -
und nicht ein Stein, um ihn
nach dem Hund zu schmeißen! (Taigi)


(Alle aus Haiku - Japanische Gedichte, dtv, München 1994)



Es grüßt
Dyrk
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
grauer Märztag
das erste Weidenkätzchen
ich muss es streicheln
(Hans-Peter Kraus, aus: Das Knospenbuch, 2017)


letzter Tag im Juni
vom Kondom im Portemonnaie
Haltbarkeitsdatum abgelaufen
(David G. Lanoue, aus: Ein Gefühl von Begierde, 2018)


Dezemberregen
auf der Modelleisenbahn
alles tief verschneit
(Gérard Krebs, aus: Natur und Haiku..., 2015)


Septemberfarben.
Keine Last hängt mehr am Haken
des Krans.
(Volker Friebel, aus: Spatzengeplauder, 2018)




usw. usw. usw.
 

Andri Vento

Mitglied
Ok, ich glaube die Frage der Jahreszeiten scheint heiß diskutiert zu werden. Ich lasse den Juni drin. Das Ganze ist eh wohl mehr ein Andru als ein Haiku. Außerdem ist Juni.

LG ;) Andri
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Ganz ehrlich:

Ich weiß nicht, was an diesem Text haikumäßig sein soll. Dreizeiler muss ja nicht gleich Haiku sein, oder? Was bleibt dann?

Klare Antwort auf dein Fragezeichen im Titel: Nö, für mich weit weg von Haiku.

Und gibt mir auch ansonsten nicht viel, dieser Text. Aber das ist nur meine persönliche Ansicht. Wie immer ... ;-)

LG
Cellist

Juni, blaue Flut
die hohe Woge des Lichts
Abgrund der Schatten
Jede Zeile meilenweit weg von Haiku ... sorry

Haiku tickt eben anders. Hast du dich je damit beschäftigt und vielleicht mal alte oder auch aktuelle Haiku gelesen? Das Internet ist voll davon. ;-)
 



 
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