Justus und die Schätze

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Artair

Mitglied
„Du bist aber spät dran“, rief Sarah Lingstedt ihrem Mann aus dem Badezimmer zu.
„Ja, tut mir leid, Schatz. Ich bin aufgehalten worden!“
„Papa, was ist denn das?“, fragte Justus. Er bestaunte das komische Ding, das sein Vater in den Händen hielt. Es hatte einen langen Stiel mit Schaltern daran und unten eine ringförmige Scheibe. Sein Vater legte den Zeigefinger beschwörend auf die Lippen, während er das Gerät hinter einem roten Wollmantel, an der Garderobe, verschwinden ließ. Dann hob er Justus in die Luft und wirbelte ihn wie an jedem Tag zur Begrüßung einmal im Kreis herum.
„Justus? Pass‘ ein bisschen auf deinen Vater auf, damit er nicht wieder Dummheiten anstellt, wenn ich weg bin!“, sagte Frau Lingstedt mit einem Augenzwinkern. Der Sechsjährige zwinkerte zurück und grinste. An jedem letzten Freitag im Monat traf sich Sarah Lingstedt mit ihren Freundinnen in ihrem Lieblingsrestaurant - heute war so ein Freitag.
„Tschüss, ihr Zwei!“
„Viel Spaß! Und grüß deine Frauen ganz herzlich von mir!“

Als sich die Tür hinter Frau Lingstedt schloss, blickte Justus seinen Vater fragend an. Der holte das merkwürdige Gerät hinter dem Wollmantel hervor.
„Das ist ein Metalldetektor.“
„Wozu braucht man den?“
„Damit kann man Schätze finden.“
„Was denn für Schätze?“ In Justus Bauch begann es aufgeregt zu kribbeln. „Gehen wir beide auf Schatzsuche?“
„Genau das tun wir. Du weißt doch, dass Mama ihren Ehering irgendwo in ihrem Blumenbeet verloren hat.“
„Na klar, weiß ich das. Wir haben ihn stundenlang gesucht. Papa? Glaubst du, dass wir ihn damit finden?“
„Na klar! Komm mit!“

Die beiden liefen durch die Hintertür über den Innenhof, an dem alten Holzschuppen vorbei, bis in Mamas Gemüsegarten. Dort befand sich auch ein großes Blumenbeet.
Astern, Gartensonnenblumen und fette Hennen blühten in den schönsten Herbstfarben. Herr Lingstedt nahm sich den Spaten, der am Gartenzaun lehnte und drückte ihn Justus in die Hand. Er selbst nahm den Metalldetektor und schaltete ihn an. Schritt für Schritt hielt er die kreisförmige Scheibe so dicht es ging, über den Boden. Plötzlich begann das Gerät laut zu piepen.

„Komm her, Justus!“ Herr Lingstedt tauschte den Metalldetektor gegen die Schaufel und begann in dem Beet zu graben. Justus trippelte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen.
„Ha! Jetzt habe ich ihn. Oh schade! Es ist nur ein Nagel. Tja, dann müssen wir wohl weitersuchen.“
Sie fanden ein altes Messer, einen Eisenknopf und ein Stück verrosteten Draht. Justus fand das alles sehr spannend und aufregend - trotzdem begann er sich allmählich Sorgen zu machen. Das Beet sah ziemlich verwüstet aus.
„Oh je“, dachte er zerknirscht. „Mama wird bestimmt furchtbar wütend werden, wenn sie das hier sieht. Dabei sollte ich doch auf Papa aufpassen.“
Der Metalldetektor piepte erneut.
„Justus! Hier! Ich habe ihn!“, rief sein Vater und hielt den Ring voller Stolz hoch. Justus jubelte. Jetzt konnte Mama ihnen auf gar keinen Fall mehr böse sein.
„Wenn du möchtest, kannst du noch ein bisschen alleine auf Schatzsuche gehen“, bot sein Vater an.
„Klar!“ rief Justus.

Mit dem Detektor und der Schaufel stapfte er in den Vorgarten. „Dort gibt es wenigstens nur Rasen und keine Blumenbeete“, dachte er selbstzufrieden. Er hielt den Metalldetektor dicht über den Boden und sofort begann er zu piepen. „Was für ein Glück“, schoss es ihm durch den Kopf. Justus hob ein tiefes Loch aus. Darin fand er ein verrostetes Hufeisen. „Ist das schön“, dachte er. Nachdem er es ausgiebig betrachtet hatte, nahm er wieder den Metalldetektor zur Hand.
„Piep-piep!“ Schon wieder. Er grub und grub, doch er fand nichts. Justus hielt den Metalldetektor über das Loch. Es kam kein Signal mehr. Dann schwenkte er das Suchgerät über den Erdhaufen neben dem Loch und es piepte abermals. Justus ging auf die Knie und durchwühlte die kühle, schwere Erde. Da war nichts, außer einem Stein. Er fühlte sich ungewöhnlich schwer für seine Größe an. Justus nahm den Detektor und fuhr mit ihm über den Stein. Tatsächlich piepte er. Der Sechsjährige steckte den Stein in die Tasche. Dann suchte er weiter. Er fand einen alten Hammer, eine Schraube, eine zehn Cent-Münze und eine kleine Harke.
Justus klopfte sich den Sand von den Hosenbeinen. Es war dämmrig draußen geworden und so beschloss er, die Schatzsuche für heute zu beenden. Er klingelte an der Haustür.

„Na, warst du erfolgreich?“, fragte sein Vater.
„Und wie.“
„Zeig mal, was du alles gefunden hast! Oh, das Hufeisen ist ja schön. Aha, ja. Das sind wirklich ganz tolle Schätze.“ Justus fasste in seine Hosentasche und zog den Stein heraus. Dann reichte er ihn seinem Vater.
„Komm mit in die Küche! Da ist das Licht noch ein bisschen besser. Und der Metalldetektor hat ausgeschlagen?“ Justus nickte. „Hm, ich glaube, hier hast du einen ganz besonderen Schatz gefunden.“
„Ja?“
„Ich denke, es ist eine Sternschnuppe, ein klitzekleiner Meteorit.“
„Wirklich?“ Justus war begeistert. Seine Stimme überschlug sich fast: „Darf ich ihn behalten?“
„Natürlich.“
Justus war überglücklich und steckte den Stein zurück in die Hosentasche. Dieser Stein sollte für immer sein Glücksstein sein.
Justus‘ Mutter war ziemlich ärgerlich über die merkwürdigen Riesenmaulwurfshaufen im Vorgarten. Doch ihr wiedergefundener Ring und Justus‘ Schätze stimmten sie schnell wieder versöhnlich.
 
A

Architheutis

Gast
Huhu,

Sein Vater legte den Zeigefinger beschwörend auf die Lippen, während er das Gerät hinter einem roten Wollmantel, an der Garderobe, verschwinden ließ.
Komma Nr. 2 und 3 entfernen.


„Tschüss, ihr Zwei!“
„Viel Spaß! Und grüß deine Frauen ganz herzlich von mir!“
Ja, ja, ich weiß, Kindergeschichte, Vorbild. Aber diese Bilderbuchfamilien...

Du weisst, ich mag es eher...anders. :)

In Justus Bauch begann es aufgeregt zu kribbeln.
Zu stereotyp, zu passiv.

"Justus rieß die Augen auf", zB

„Was denn für Schätze?“ In Justus Bauch begann es aufgeregt zu kribbeln. „Gehen wir beide auf Schatzsuche?
Redet so ein Sechsjähriger?

Papa? Glaubst du, dass wir ihn damit finden?
So redet ein Sechjähriger. ;-)

Na klar, weiß ich das.
Kein Komma

Schritt für Schritt hielt er die kreisförmige Scheibe so dicht es ging, über den Boden.
Kein Komma

Mit dem Detektor und der Schaufel stapfte er in den Vorgarten.
Bist Du wahnsinnig? Du kannst Kindern doch nicht solche Flöhe ins Ohr setzen! Die verwandeln noch jeden Vorgarten in eine Mondlandschaft. *lach*

Da war nichts, außer einem Stein.
Komma/kein Komma, geht beides. Zur Verständlichkeit ließe ich es aber weg.

Er fand einen alten Hammer, eine Schraube, eine zehn Cent-Münze und eine kleine Harke.
Besser: 10-Cent-Münze

Mir wird hier langsam zuviel Zeugs gefunden - mein Geschmack.



Zum Inhalt:

Ich hader mit dem Ehering. Wenn eine Frau den verliert, sucht sie doch wie bescheuert, oder? Der Ring liegt hier ja sogar unter der Erde vergraben, was eine gewisse Zeit erfordert.

Mein Vorschlag: Lass ihn an der Oberfläche.

Insgesamt wieder eine Kindergeschichte mit pädagogischem Inhalt, diesmal auch mit Abenteuer.

Ab und an gefallen mir die Dialoge bei Dir nicht, sie wirken oft etwas gekünstelt. Hier müsstest Du noch arbeiten. Mach sie lebendiger! Denk immer daran: Spräche dieser konkrete Mensch in dieser konkreten Situation wirklich so? Das sollte Deine Kontrollfrage werden. ;-)

Aber insgesamt sehr schön.

Lieben Gruß,
Archolomäus
 

Artair

Mitglied
Lieber Archolomäus :),
DANKE!!!
*lach* dieses Mal zu viele Kommata...also ich kann das erklären... *räusper*ich wollte halt keines vergessen. Vielen Dank für Deine vielen tollen Anregungen. Ich werde mich gleich Morgen darum kümmern!
Danke! Achso und auch für die tolle Bewertung!!!
Liebe Grüße,
Artair
 
A

Architheutis

Gast
Gerne. ;-)

"Justus [red]riss[/red] die Augen auf" *schäm*

"Rieß" gibt es schon. Das Wort kommt von den Riesen. Das ist das, was denen als Schlaf in den Augen hängt...oder so. :)
 

Artair

Mitglied
„Du bist aber spät dran“, rief Sarah Lingstedt ihrem Mann aus dem Badezimmer zu.
„Ja, tut mir leid, Schatz. Ich bin aufgehalten worden!“
„Papa, was ist denn das?“, fragte Justus. Er bestaunte das komische Ding, das sein Vater in den Händen hielt. Es hatte einen langen Stiel mit Schaltern daran und unten eine ringförmige Scheibe. Sein Vater legte den Zeigefinger beschwörend auf die Lippen, während er das Gerät hinter einem roten Wollmantel an der Garderobe verschwinden ließ. Dann hob er Justus in die Luft und wirbelte ihn wie an jedem Tag zur Begrüßung einmal im Kreis herum.
„Justus? Pass‘ ein bisschen auf deinen Vater auf, damit er nicht wieder Dummheiten anstellt, wenn ich weg bin!“, sagte Frau Lingstedt mit einem Augenzwinkern. Der Sechsjährige zwinkerte zurück und grinste. An jedem letzten Freitag im Monat traf sich Sarah Lingstedt mit ihren Freundinnen in ihrem Lieblingsrestaurant - heute war so ein Freitag.
„Tschüss, ihr Zwei!“
„Viel Spaß! Und grüß deine Frauen von mir!“

Als sich die Tür hinter Frau Lingstedt schloss, blickte Justus seinen Vater fragend an. Der holte das merkwürdige Gerät hinter dem Wollmantel hervor.
„Das ist ein Metalldetektor.“
„Wozu braucht man den?“
„Damit kann man Schätze finden.“
„Schätze?“ Justus riss die Augen auf. „Echte Schätze? Machen wir etwa eine Schatzsuche?“
„Genau das machen wir. Du weißt doch, dass Mama ihren Ehering irgendwo in ihrem Blumenbeet verloren hat.“
„Klar weiß ich das. Wir haben ja stundenlang nach ihm gesucht. Papa? Glaubst du, dass wir ihn damit finden?“
„Na klar! Komm mit!“

Die beiden liefen durch die Hintertür über den Innenhof, an dem alten Holzschuppen vorbei, bis in Mamas Gemüsegarten. Dort befand sich auch ein großes Blumenbeet.
Astern, Gartensonnenblumen und fette Hennen blühten in den schönsten Herbstfarben. Herr Lingstedt nahm sich den Spaten, der am Gartenzaun lehnte und drückte ihn Justus in die Hand. Er selbst nahm den Metalldetektor und schaltete ihn an. Schritt für Schritt hielt er die kreisförmige Scheibe so dicht es ging über den Boden. Plötzlich begann das Gerät laut zu piepen.

„Komm her, Justus!“ Herr Lingstedt tauschte den Metalldetektor gegen die Schaufel und begann in dem Beet zu graben. Justus trippelte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen.
„Ha! Jetzt habe ich ihn. Oh schade! Es ist nur ein Nagel. Tja, dann müssen wir wohl weitersuchen.“
Sie fanden ein altes Messer, einen Eisenknopf und ein Stück verrosteten Draht. Justus fand das alles sehr spannend und aufregend - trotzdem begann er sich allmählich Sorgen zu machen. Das Beet sah ziemlich verwüstet aus.
„Oh je“, dachte er zerknirscht. „Mama wird bestimmt wütend werden, wenn sie das hier sieht. Dabei sollte ich doch auf Papa aufpassen.“
Der Metalldetektor piepte erneut.
„Justus! Hier! Ich habe ihn! Das gibt es doch gar nicht! Ich musste nicht einmal graben“, rief sein Vater und hielt den Ring voller Stolz hoch. Justus jubelte. Jetzt konnte Mama ihnen auf gar keinen Fall mehr böse sein.
„Wenn du möchtest, kannst du noch ein bisschen alleine auf Schatzsuche gehen“, bot sein Vater an.
„Klar!“ rief Justus.

Mit dem Detektor und der Schaufel stapfte er in den Vorgarten. „Dort gibt es wenigstens nur Rasen und keine Blumenbeete“, dachte er selbstzufrieden. Er hielt den Metalldetektor dicht über den Boden und sofort begann er zu piepen. „Was für ein Glück“, schoss es ihm durch den Kopf. Justus hob ein tiefes Loch aus. Darin fand er ein verrostetes Hufeisen. „Ist das schön“, dachte er. Nachdem er es ausgiebig betrachtet hatte, nahm er wieder den Metalldetektor zur Hand.
„Piep-piep!“ Schon wieder. Er grub und grub, doch er fand nichts. Justus hielt den Metalldetektor über das Loch. Es kam kein Signal mehr. Dann schwenkte er das Suchgerät über den Erdhaufen neben dem Loch und es piepte abermals. Justus ging auf die Knie und durchwühlte die kühle, schwere Erde. Da war nichts außer einem Stein. Er fühlte sich ungewöhnlich schwer für seine Größe an. Justus nahm den Detektor und fuhr mit ihm über den Stein. Tatsächlich piepte er. Der Sechsjährige steckte den Stein in die Tasche. Dann suchte er weiter. Er fand einen alten Hammer, eine Schraube, eine 10-Cent-Münze und eine kleine Harke.
Justus klopfte sich den Sand von den Hosenbeinen. Es war dämmrig draußen geworden und so beschloss er, die Schatzsuche für heute zu beenden. Er klingelte an der Haustür.

„Na, warst du erfolgreich?“, fragte sein Vater.
„Und wie. Schau mal!“
„Na dann zeig mir mal, was du alles gefunden hast! Oh, das Hufeisen ist ja schön. Aha, ja. Das sind wirklich ganz tolle Schätze.“ Justus fasste in seine Hosentasche und zog den Stein heraus. Dann reichte er ihn seinem Vater.
„Lass uns in die Küche gehen! Dort ist das Licht noch ein bisschen besser. Und der Metalldetektor hat ausgeschlagen?“ Justus nickte. „Hm, ich glaube, hier hast du einen ganz besonderen Schatz gefunden.“
„Ja?“
„Ich denke, es ist eine Sternschnuppe, ein klitzekleiner Meteorit.“
„Wirklich?“ Justus war begeistert. Seine Stimme überschlug sich fast: „Darf ich ihn behalten?“
„Natürlich.“
Justus war überglücklich und steckte den Stein zurück in die Hosentasche. Dieser Stein sollte für immer sein Glücksstein sein.
Justus‘ Mutter war ziemlich ärgerlich über die merkwürdigen Riesenmaulwurfshaufen im Vorgarten. Doch ihr wiedergefundener Ring und Justus‘ Schätze stimmten sie schnell wieder versöhnlich.
 

Artair

Mitglied
Huhu lieber Archi :),

habe versucht Deine Anregungen umzusetzen. Danke noch einmal dafür :)! Sie sind aber die "Rama-Familie" geblieben.
Das mit dem Rieß ist schon klar, das ist so ähnlich wie die Sache mit den Höhlenrehen ;-), nur ein bisschen ekliger *lach*.

Liebe Grüße,
Artair
 

Artair

Mitglied
Liebe molly,

vielen Dank für Deinen lieben Kommentar :) und die Wertung!

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und alles Liebe,
Artair
 



 
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